Marokko 2016
In verschiedenen Reiseberichten von Motorrad-Zeitschriften und Reiseberichten war ich auf Marokko aufmerksam geworden. Ein Vortrag von Heike und Helmut Kaitinnis haben uns dann zum Entschluss gebracht, ja wir fahren nach Marokko. Wir haben einen Platz für den Pkw mit Anhänger in Genua gesucht und gefunden und dann die Fähre ab Genua gebucht.
16.9. Fähre in Genua
Wir kommen endlich in Genua an und finden den Parkplatz Firpo auch relativ schnell. Wir klingeln und das Tor geht auf, bald kommt eine junge Frau angelaufen und weist uns den Stellplatz für den Anhänger und den Pkw zu. Freundlich kassiert sie auch den fälligen Betrag, den sie uns auch quittiert und dann fragt sie noch, wann wir wieder kommen – dass unsere Rückkehr in gut zwei Wochen wahrscheinlich erst gegen Mitternacht sein wird stört sie nicht im Geringsten. „We´ll be there“ sagt sie in gutem Englisch.
Wir entladen schnell und ziehen uns um, stellen die Fahrzeuge an die richtigen Stellen. Die Abwicklung ist super aber wir stellen fest, dass alles etwas unordentlich wirkt, das Klo stinkt wie Hulle. Gut, dass man da nicht zwingend drauf muss.
Wir verlassen den Parkplatz von Firpo und fahren zur Fähre, das Navi will immer wieder zur Autobahn, ich verweigere die Aufforderung und fahre immer gerade aus, einmal zu spät abgebogen und wir müssen über die Hochstraße einen riesigen Bogen machen. Aber schließlich kommen wir am eingegebenen Wegpunkt an und zeigen bei der ersten Kontrolle die Tickets. Dann zur nächsten Station, wir geben unsere Reservierung ab und erhalten schnell unsere richtigen Tickets für die Fähre.
Auf Line 2 sollen wir fahren und wir haben die Pole Position. Bald kommen zwei Motorräder je mit zwei Personen besetzt angefahren– aller tragen das gleiche – gelbe Regenjacken, sie grüßen und ziehen die grellen Dinger aus und nun kommen knallrote T-Shirts zum Vorschein. „Alp Tour 2016“ steht darauf, in gebrochenem Englisch erzählt der eine mir, dass sie die Alpentour gemacht haben und über Barcelona weiter nach Valencia müssen. Er erklärt weiter, wo sie überall langgefahren sind und war sichtlich stolz. Wohin wir wollen, interessiert ihn aber nicht so sehr.
Die anderen Lines sind alle schon belegt – ich hatte es nicht geglaubt aber die Pkw und Kleinbusse sind vollbepackt, oft passt nur noch ein Fahrer knapp ins Auto, die Dächer sind mindesten 1m hoch beladen – Möbel, Tische, Fernseher Kühlschränke und noch mehr – alles unter Planen versteckt und mit Leinen verzurrt – bei einigen hat der Kotflügel schon Kontakt mit dem Reifen – ob das gut geht.
Bald kommen noch mehr Motorräder, eine gemischte Gruppe zwei Männer und zwei Frauen aus Bayern, eine Gruppe aus Tschechien, drei Männer und eine Frau sowie zwei Männer aus Unna bzw. Detmold. Es gesellen sich noch ein paar Harleyfahrer dazu und ein Paar mit SUV und Ducatis auf dem Anhänger, die aber kein Gespräch mit uns wollten.
Endlich geht’s los – die Reisebusreisenden hatten schon mehrfach Anlauf genommen, um auf das Schiff zu kommen, aber sie wurden immer wieder zurückgewiesen – nun können sie aber los und wir mussten erst mal vorfahren und an der Seite parken. Die Passagiere mit Ziel Barcelona kommen als erste auf die Fähre und nach wieder einer halben Stunde sind wir dann auch dran.
Auf Deck drei, ganz vorne an der Bordwand müssen wir uns platzieren, die Abfertigung geht schnell und uns werden unsere Kajüte zügig zugewiesen. Wir hatten Abendessen gebucht – eine lange Schlange stand vor der Tür des Selfservice-Restaurants. Nutzt nichts – da heißt es warten. Das Essen ist kein Highlight aber was soll´s – wir treffen Detlef und Henry und verbringen das Abendessen gemeinsam. Etwas müde gehen wir in die Kabine und schlafen.
18.09. die lange Überfahrt
Am Morgen habe ich kräftig Kopfschmerzen und mir ist übel, mehrfach musste ich mich übergeben und bleibe den ganzen langen Tag liegen – Für mich war der Tag zum Abhaken, sowas kenne ich überhaupt nicht. Barbara geht mal raus an Deck, trifft sich mit den beiden aus NRW und schaut wieder nach mir, dabei verpasst Sie wegen mir auch noch das Mittagessen. In der folgenden Nacht konnte ich trotzdem gut schlafen und am Morgen ging es mir deutlich besser.
19.09. Tanger in Sicht19
Ich konnte etwas frühstücken, das Mittagessen schmeckte mir nicht aber ich konnte an Deck gehen und mich auch mit anderen Leuten unterhalten. Die Migräne war wohl endlich überstanden.
Am Nachmittag kam dann die Durchsage, dass die polizeilichen Formalitäten in Deck vier erledigt werden könnten – wir gehen runter und müssen dort einen weißen Zettel ausfüllen, vom Inhalt war das gleiche wie der weiße Zettel vom Hafen – es war nur ein anderes Emblem drauf gedruckt. Das vom Hafen konnten wir wegwerfen und das uns gereichte neu ausfüllen und beim Polizisten abgeben. Der trägt unter dem Einreisestempel eine Matrikelnummer in den Pass, dann muss ein grüner Zettel ausgefüllt werden – hier sind die Auto- bzw. Motorraddaten einzutragen und beim Beamten links abzugeben – beide sind freundlich und korrigieren die Fehler, die wir gemacht haben, selbst ohne Kommentar. Insgesamt ist die Prozedur schnell erledigt und macht irgendwie auch Spaß.
Die Meerenge von Gibraltar ist zu sehen, leider ist es sehr diesig und Wolken kommen auf und es sieht aus als würde es gleich regnen. Irgendwann hören wir die Aufforderung, die Kabinen bis 16:00 zu räumen. Dem folgten wir prompt und gehen an Deck. Nun warten alle gespannt auf die Ankunft in Tanger, einige rätseln, ob die Fähre an der linken, den mittleren oder am rechten Anleger anlegt. Egal, aber es wird Linke.
Die Decks werden nacheinander aufgefordert sich zu den Fahrzeugen zu begeben, es geht recht zügig. Einige hätten es gerne etwas schneller und schieben im Treppengang.
Als wir von Bord rollen werden die Motorradfahrer angewiesen an den Schlangen vorbeizufahren, einfach durchzufahren und das machen wir auch selbstredend mit Freude. Wir stellen uns seitlich auf bis ein Zöllner uns die grünen Belege abnimmt, diese mit dem Fahrzeug vergleicht und uns zur Polizei schickt. Dort wird alles im PC eingegeben und es gibt einen weiteren Stempel. Zurück beim jungen Zöllner gibt er uns die ersten Durchschläge zurück und wir können los. Wir verabschiedeten uns von den anderen und fahren zum vor gebuchten Hotel Villa Marina.
Die beiden Gastgeber begrüßen uns freundlich am Tor, schieben Tische und Stühle zur Seite, dass wir die Motorräder im Hof abstellen können. Die Frau zeigt uns die Zimmer und wir breiten uns schnell aus. Ein kurzer Gang in den Ort verhilft uns zu frischem Wasser, Telefonkarten gibt es dort nicht. Da wir noch ein paar Lebensmittel dabei haben begnügen wir uns mit der Flasche Rotwein, etwas Brot und Salami.
20.9. an der Küste entlang
Ganz früh werden wir vom Muezin geweckt. Eine tiefe Stimme quäkt durch die Lautsprecher, die Stimme ist nicht so melodisch wie in der Türkei, stellen wir fest. Danach krähen diverse Hähne und schließlich auch unser Handy – 7:00 Uhr aufstehen.
Das Frühstück ist sehr gut, leckeres Brot und Marmeladen und vor allem lecker Kaffee. Beim kurzen Gespräch mit Tierry und seiner Frau wohin wir wollen und wie lange wir bleiben, bemerkt er was wir in El Jebha wollen – kein Restaurant, kein Hotel – NICHTS- wir grinsen und fahren winkend los. Erst mal geht´s zurück Richtung Hafen und weiter zur mediteranen Küste Richtung El Jebha. Der Straßenverlauf ist aufgrund des Hafenneubaus stark verändert, dass mein Navi mehrfach meckert und neu berechnen will. Die Beschilderung ist aber eindeutig und wir folgen auch gerne den Schildern, während das Navi den Weg wieder neurechnet. Bis Ceuta ist alles industriell geprägt, viele hohe Zäune begleiten die Straße.
Bald kommen wir an der schönen Küste auf der N16 an, der Geruch von Macchia liegt in der Luft und wir sehen viele Badestrände, in jedem Ort werden die Rasen gemäht, die Wege gefegt, die roten Fahnen mit Staatswappen hängen oft an den Masten. An einem offensichtlichen militärischen Gebäude, was dick abgesperrt ist und mit Polizei, Militär und Männern in bunten Uniformen bewacht wird, stehen ganz viele Polizeimotorräder. Wir vermuten, der König ist vor Ort oder wird bald auftauchen.
Die Straße bietet sehr oft einen super Ausblick über die Küste und wir halten ab und zu und schießen Fotos, immer wieder begegnen uns Militärkolonnen und Polizei. Sogar eine Reihe Goldwings als Polizeimotorrad war dabei.
Wir kommen schließlich in El Jebha an, mogeln uns durch enge Gassen, wo anscheinend Markt ist. Autos versperren die Straße, als wir den Wegpunkt erreichen, wo das Hotel zu finden sein soll. Wir finden wir nur Menschen-Gewusel – kein Hotel. Wir fahren zurück zum Hafen und sehen dann auch das Hotel. Ich gehe in das Restaurant und frage nach dem Zimmer. Er zeigt mir ein wunderschönes Zimmer, mit Blick auf den Hafen von der Terrasse aus. Leider gibt es keinen abgeschlossenen Hof, wo wir die Motorräder abstellen können. Der Parkstreifen vor dem Hotel sei „safe“, sagte der Hotelier. Das Zimmer ist sehr schön, das Restaurant ist völlig überfüllt, laut und überhitzt, aber witzig. Wir trauen uns aber nicht die Motorräder am Straßenrand stehen zu lassen und wir fahren weiter nach Al Hocheima.
Die N16 bleibt weiter eine wunderschöne Strecke, mit Blick auf einer wunderschönen Küstenlandschaft. In Al Hoceima angekommen suchen wir das Hotel Florido, direkt im Zentrum der Stadt, am Plaza del Rif.
Als ich nach einer Garage für die Motorräder frage, schickt der Portier gleich seinen Kollegen los, um die Tür zum Nebenraum zu öffnen. In dem Raum stehen viele Stühle und frisch lackierte Möbel, diverse Kartons und Holzkisten. Wir schieben die Motorräder über die beiden Stufen in den Raum und stellen sie vor den lackierten Möbeln und verziehen uns auf das Zimmer.
Ein Bummel durch die Stadt muss sein, wir gehen durch den Markt – Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch wird neben Klamotten, Schuhen und Töpfen angeboten – am Ende wird der Markt zum Flohmarkt, wo wir einer Gruppe von Männern belauschen, die laut an der Tür eines Polos diskutieren. Wir verstehen nicht was sie reden aber aufgrund der Gesten und Händefuchtelns ist uns klar, worum es geht. Der Polofahrer hat wohl beim Befahren der engen Gasse einen Zweiplattenherd überfahren und solle diesen wohl nun bezahlen, was er nicht einsieht – der Zweiplattenherd stünde viel zu nah auf der Straße usw. usw. Als wir nach Besichtigung des Aussichtspunkts an der Moschee, der einen herrlichen Ausblick auf den Strand zeigt, zurückkommen, sind die Jungs immer noch am Streiten. Der eine schiebt immer wieder den Zweiplattenherd mit dem Fuß an, um zu zeigen wie kaputt der nun ist. Ob sich der Fall gelöst hat? Wir haben das nicht weiterverfolgt.
Auf dem Plaza del Rif angekommen setzen wir uns an einem Restaurant National und essen eine einfach Fleischspeise mit Frites. Nicht besonderes aber gut und interessant. Zumal wir dem Gewusel auf dem Platz beobachten dürfen. Kleine Peugeot 205 als Taxi in Blau Gelb lackiert befahren immer wieder den Platz, alte Männer steigen aus, Frauen steigen ein – die Taxen nennen sich Petit Taxi und sind recht zahlreich vertreten.
In einem Geschäft ohne Reklame können wir noch vier Bier Special erstehen. Wir setzen uns noch auf unseren Balkon und genießen die bunte Stimmung auf dem Platz und trinken unser Bier, genießen die laue Abendluft.
21.9 ab in die Berge
Wieder werden wir von Muezzin geweckt, nacheinander stimmen bis zu fünf Muezzins den Morgenruf an, das hört sich grauselig an, wir schlafen aber wieder ein und stehen erst gegen sieben Uhr auf. Wir packen alles und ziehen schon die Motorradklamotten an, denn es gibt im Haus kein Frühstück. Wir können die Motorräder herausschieben, nach dem der Hotelier den Autofahrer findet, der uns den Weg nach draußen versperrt. In der Zwischenzeit sehen wir, dass direkt nebenan, quasi um die Ecke ist im gleichen Haus ein Café mit verlockendem Frühstücksangebot.
Als das Auto weg ist können wir die BMWs rausholen. Auch hier wieder richtige Gastfreundschaftlichkeit, kein Meckern oder Knurren – sie helfen einfach. Wir rollen die Motorräder vor das Café und stellen uns direkt vor die Tür ab und fragen nach einem „petit de jeuner“.
Als wir am Tisch Platz nehmen, fragt der Kellner ob es Banane oder Apfel sein soll, mit Fragezeichen in den Augen sagen wir einstimmig Banane.
Ein paar Minuten später bringt der Kellner zwei große Tabletts mit einem Rührei, eine Karaffe Bananenmilchshake, 3 verschiedene Brotsorten mit Butter und Marmelade und einen Milchkaffee. Ein Tablett davon hätte uns gereicht, nun ja dann gibt’s halt mittags nichts, einigen wir uns schnell und essen fast alles auf. Und das Ganze für 80DH.
An der ersten Tankstelle ist gerade kein Platz frei, an der zweiten gibt es keinen Sprit, die Dritte verpasse ich und wir müssen wieder zurück. Der junge Tankwart fragte uns in perfektem Englisch, wohin es gehen soll und wie wir den Ort finden. Der Ort ist klasse und wir wollen heute nach Taza. Er erklärt, dass Al Hoceime sehr sich sicher sei, aber Taza ist gefährlich – dort gäbe es Verbrecher und Korrupte. Wir sollen vorsichtig sein.
Wir fahren zunächst auf der N16 zurück und biegen auf die N2 Richtung Taza. Eine wunderbare Straße, schöne Kurven und guter Asphalt. Doch wohl nicht gut genug, denn die Straße wird zur vierspurigen Nationalstraße ausgebaut. Ohne große Hinweise fängt die Baustelle an, teilweise Schotter, teilweise alter Asphalt, oft unangenehm zu fahren und es staubt auch heftig.
In Kassita folgen wir der R506, die ebenfalls ausgebaut wird, über die Hälfte der Strecke ist im Bau, es gibt ein paar fertige Stücke, die Brücken sind oftmals noch nicht fertig – macht aber nichts, dann wird die Brücke auf grobem Schotter eben.
Nach der Hälfte der Strecke ist der Großteil der Straße fertig, lang gezogenen Kurven haben die eigentlich schöne Strecke zerstört, die Reste kann man noch erahnen. Dennoch, die Landschaft ist wunderschön. Als wir wieder einmal die Brücke umfahren müssen halten wir an einem Café – Restaurant und trinken unseren ersten Minze Tee – der völlig übersüßte Pfefferminztee schlägt mir auf den Magen – nie wieder sage ich zu Barbara, der war sogar mir zu süß.
Am Rand der Straßen sind immer wieder Stände aufgebaut, an denen verschiedene Sorten Nüsse und Mandeln verkauft werden. Ich halte mal an und gehe zum Stand. Der Junge grinst mich mit seinen kaputten Zähnen an und ich darf einige Nüsse und Mandeln probieren. Für ein paar Dirham erhalte ich einen dicken Beutel mit Mandeln, leicht geröstet aber ohne Salz – pure Natur.
Die Straße wird immer breiter, die Landschaft bleibt hügelig. Kurz vor der Autobahn halten wir, um über den Weg zu diskutieren. Schnell einigen wir uns, die neue Autobahn zunehmen, um die Stadt Taza zu meiden. Wir erinnern uns „hier gibt es Verbrecher“. Wir fahren gut 25 km auf der neuen 4-spurigen Bahn und fahren in Oud Amlil ab und suchen unser heutiges Quartier, die Auberge Ain Sahla. Die Auberge wurde uns von einem Freund empfohlen, leider kannten wir nur den Namen.
Der angegebene Wegpunkt aus dem Reiseführer ist wieder falsch und so verlassen wir uns auf das Schild an der Straße. Die kleine Straße führt uns durch ein wunderschönes Tal in den Nationalpark Tazzekka. An einem Abzweig fragen wir nach dem Weg, drei junge Männer zeigen in die gleiche Richtung, auf einen Weg, der immer kleiner und enger wird, wir glauben kaum an die Richtigkeit aber schließlich finden wir wieder ein Schild, in dem die Richtung auf einen Schotterweg zeigt. Am Ende finden wir die herrliche Auberge mit super Pool und wunderschönen Zimmern zum Garten hin.
Wir schwimmen ein zwei Runden im Pool und planen die weitere Route für den nächsten Tag und lassen den Tag Revue passieren.
Später erscheint noch ein Paar, bepackt mit Rucksäcken – eher ein ungleiches Paar, er dürr, sie etwas pummelig. Auch sie gehen in den Pool und erholen sich. Später sehen wir uns beim Abendessen wieder.
Das Abendessen ist echt lecker, als erste Vorspeise gibt es eine Suppe mit Petersilie – wir rätseln was es sein kann, auch das Paar am Nebentisch weiß es auch nicht. Die zweite Vorspeise mit geraspelten Karotten mit Käse o.ä. in längs geschnittene Gurkenscheiben gewickelt, dazu Zucchini ebenfalls lang dünn geschnitten – mit witzigen Kräutern.
Dann bringt die Frau die Hauptspeise – Tagine mit Lamm-oder Rindfleisch und gekochtem Apfel- oder Birne. Auch hier rätseln wir wieder – aber schmecken tut es sehr gut und das ist das Wichtigste. Wir tauschen uns noch mit den beiden Wanderern über das Land aus und gehen gegen 22:00 zu Bett.
22.9. kleine Wege durch den Nationalpark
Die Mücken plagen uns, Barbara stellt den Ventilator an, das vertreibt die Mücken zwar, aber der ist tierisch laut und sie stellt ihn bald wieder ab – die Mücken kommen zurück und stechen mehrfach zu. Gegen 5:00 Uhr fängt es an zu regnen und wir werden wieder wach, diesmal vom Regen und von den Mücken. Gegen 7:00 Uhr stehen wir auf und nehmen anschließend das Frühstück ein – diesmal ist es ein reelles „Petit de jeuner“ – wie am Vorabend war auch das Frühstück lecker.
Es ist frisch, der Regen hat aufgehört, aber es ist diesig und als wir losfahren fängt es an zu nieseln. Wir lassen uns aber nicht von der Durchfahrt durch den Tazzeka National Park abbringen. Der Chef des Hauses warnt uns vor den nassen Straßenbelägen, der sei im nassen Zustand extremglatt. Die Straße ist aber noch gut befahrbar, obwohl der Belag ständig wechselt – mal ist der Asphalt gut, dann gibt’s tiefe Löcher und dann ist der halbe Belag weg und dann fehlt er auch mal ganz.
Es wird nebeliger, doch die Korkeichen erkennen wir noch im Nebel, während wir die Straße langsam hochfahren – bis auf 1000m ist es noch einigermaßen schön, doch dann fängt der Nieselregen an. Die Temperaturen steigen von 13,5 bis 16 Grad etwas an, ich mach mir schon mal die Griffheizung an – mein linker Handschuh ist schon vom Scheibenwischen ganz nass und es wird kühl. Wir fahren entlang des Flusses Zloul und genießen das schöne Panorama, der Regen hat aufgehört, aber es bleibt kalt. Wir kommen an einem großen Stausee vorbei, an der Staumauer wird noch gearbeitet. Der Fluss führt nun ein wenig Wasser, dafür sind aber die Gesteinsformationen umso beeindruckender.
In Skoura biegen wir nach links Richtung Boulemane ab – immer noch am Fluss, der irgendwann eine große Schleife macht. Mitten auf der Anhöhe entdecken wir ein verlassenes Dorf, teils verlassen, doch am Ende der Häuserwände weht Wäsche an der Leine vor dem Lehmhaus, es wohnen doch Menschen dort. Das ganze Bauwerk ist beeindruckend, die Bauweise, die Größe der Anlage und die Lage sowieso.
In Boulemane treffen wir auf die R503 – ein endlos langes Straßenband zieht sich hoch zum Horizont – immer gerade aus. Die Landschaft ist sagenhaft, Weite, Weite, Weite. Die Straße ist nicht sonderlich breit, kommt ein Auto oder Kleinbus entgegen, müssen wir schon ziemlich am Rand des Asphalts oder gar auf den Schotterstreifen ausweichen. Mit 80-85km/h fahren wird zum Horizont, wo wir kurz vorher auf die N13 abbiegen, die wiederum besser und breiter ausgebaut ist. Auch der Verkehr Richtung Midelt wird stärker.
Die Stadt ist für die Steinsammler von hoher Bedeutung, jeder Marokkaner in der Stadt hat Mineralien und Fossilien zu Hand, die er Touristen anbietet. Überall gibt es Läden und Hinweise zu den besten Steinen. Wir tanken und nehmen uns am Ortsausgang ein Zimmer in der Kasbah Asmaa. Der Laden ist etwas heruntergekommen, das Bett scheint aber ok. Wir sitzen noch im Hof, trinken Kaffee, während ein Bus mit unseren Freunden aus China ankommt. Wie im Film wird die Kasbah von allen beim Eintreffen fotografiert. In einer Hand die Kamera, die andere wird zum Schieben der Koffer genutzt. Alle halten ihre iPads in die Luft und sie schießen Fotos vom Gebäude, von der Straße, dem Bus und drinnen von den Räumlichkeiten.
Es wird kühl und wir gehen um 19:00 Uhr essen.
Das Essen ist gut, die Chinesen essen in einem abgetrennten Raum, deshalb müssen wir uns das zumindest nicht angucken – auf dem Hof stehen einige Offroader und Kleinbusse. Wir gehen noch ein wenig vor die Tür und gehen ein paar Schritte, schießen ein paar Fotos von dem schönen Gebäude. Vor der Kasbah spricht uns ein Berber in gutem Deutsch an, Er informiert über die Steine, die es in der Gegend zu finden gibt. Schließlich fragt er uns, ob wir sein Eurostück, das er von einem Touristen bekommen hat gegen Dirham tauschen können. Das machen wir natürlich, und erwarten nun das Theater mit dem Mineralienverkauf … doch nichts passiert, er bedankt sich und geht wieder in die Kasbah. Es wird kühl und wir gehen auch bald ins Bett.
23.9. ab in die Wüste
Am Morgen kommt das GRAUEN: Die Chinesen haben den gesamten Speiseraum sowie die Eingangshalle eingenommen und sind schon am Frühstücken, sie haben wirklich jeden Platz belegt. Das Buffet ist wie leergefegt, es gibt kaum noch etwas, der Brotkorb ist fast leer, es gibt nichts Besonderes zu holen. Der Kellner bringt aber schon schnell Omeletts und legt Brot nach. Der Kaffee ist nur dünn und schmeckt nicht wirklich. Da wo ein Platz frei wird ist ein Schlachtfeld zurückgeblieben. Das Geschirr mit Essensresten, Servietten zusammengeknüllt und jede Menge Krümel und Brotreste. Wir nehmen Platz an einem verlassenen Tisch, eilige Chinesen sind mit ihren riesigen Koffern zum Bus gestartet und wir räumen die Reste vom Tisch und nehmen unser Frühstück in aller Ruhe ein. Nach und nach verschwinden die letzten Chinesen und es wir deutlich angenehmer.
Dann ziehen wir uns auch um, bezahlen und fahren Richtung Erg Chebbi. Das erste Stück ist sehr langweilig und die Straße zieht sich schnurgerade Richtung Horizont. Wir durchfahren einige Dörfer und ich halte in Enzala, einem kleinen Dorf an und fotografiere eine Häuserzeile. Ein kleines Mädchen kommt zu mir gelaufen, die Mutter folgt ihr. Ich fotografiere die Kleine und zeige den beiden das Foto auf dem Display – sie freut sich darüber und lacht, die Mutter wird ernst und will Geld dafür. Ich rede mit Ihr darüber, aber sie versteht mich natürlich nicht, ich sehe nicht ein für das Foto Geld zu zahlen und fahre los. Wenig später halten wir auf einem Pass, um ein Foto von der wunderschönen Landschaft zu machen. Eine Frau mit großen, aber totalschiefen Zähnen im Mund taucht am Straßenrand auf, sie drückt die Fingerspitzen zusammen und zeigt auf ihren Mund – „sie will was zum Essen“ sage ich zu Barbara und sie gibt ihr die Apfelsine, die beim Frühstück übrig war. Auf dem Rücken trägt die Frau ein kleines schlafendes Kind und sie geht die Straße wieder aufwärts.
Wir kommen zu einem kurzen Tunnel, dem Tunnel du Légionnaire, der uns in den Gorges Zis bringt. Die Landschaft ist einfach großartig und wir kommen aus dem Staunen kaum raus. Dann treffen wir auf eine langgezogene Oase. Als ich anhalte werde ich prompt von einem SUV-Fahrer auf Deutsch angesprochen, er drückt mir einen Prospekt des Hotels seiner Familie in Merzouga in die Hand – sehr freundlich. Barbara trifft auf Jungs, die nach Stiften und Schreibheften fragen – einige Kinder fragen auch nach Süßigkeiten. Wenig später kommen wird in Meski an. Hier ist die kleine Palmenoase, mit einem idyllisch gelegenen Campingplatz an den Quellen von Meski.
Mohammed, ein junger Berber, nimmt uns an der Schranke direkt in Empfang und erklärt in ziemlich gutem Deutsch, das er nur von Touristen lernte, die Entstehung der Quellen. Die Blaue Quelle entspringt unterirdisch aus dem Boden, die Fremdenlegion hätte oberhalb der Quelle eine Garnison gehabt und hier ein Schwimmbad gebaut. Überwiegend springen Jungs in das türkisblaue Wasser. Nach dem Rundgang zu den Quellen und entlang des kleinen Flusses kommt Mohammed wieder auf uns zu und will einen Tee ausgeben, der Tee sei im Eintrittspreis enthalten. Das ist schlau, denn wer lässt das aus. Wir müssen ihm in seine „Höhle“, wie er seinen Verkaufsladen nennt, folgen. Mit der Berber Zeremonie schenkt er den Tee ein – oh man, obwohl nur halbsüß ist der auch wieder übersüß und geht auf den Magen. Mohammed erzählt in sehr gutem Deutsch die Entstehung der Quellen, von seiner Familie und vom Leben seiner Familie.
Nun kommt er doch noch zum Geschäft, er breitet den Schmuck aus, zeigt einige Teppiche und ist nicht stinkig, wenn wir nichts kaufen, behauptet er. Er war schon sauer als wir ohne ihm etwas abzukaufen aufstehen und schließlich gehen.
Es ist nicht mehr weit bis Erfoud, die Sonne brennt, das Thermometer zeigt 36° an und wir schwitzen heftig. In Erfoud tanken wir nochmal voll und fahren die neue Asphaltstraße nach Merzouga, in einem Laden kaufen wir Wasser und fragen noch nach dem Weg zum Hotel – wir finden es auch schnell. Barbara mag das Hotel nicht – es ist zu leer und die Zimmer zu düster. Wir fahren weiter zum Kasbah Erg Chebbi – wieder sind die Koordinaten falsch und das Navi führt uns in die Dünen. Als es sandiger wird, halte ich und prüfe unsere Position. Völlig falsch, das Hotel soll auf der anderen Seite der Düne liegen – das kann natürlich nicht sein, also wieder zurück. Der Tiefsand ist für die F800GS mit Heidenau nichts, du kriegst kaum Druck, das Vorderrad versinkt sofort, beim Wenden haben wir Probleme die Kisten nicht in den Sand zu kippen.
Wir fragen noch mal im Dorf nach und drei Jungs begleiten uns mit ihren Fahrrädern zur Asphaltstraße, die zum Kasbah Erg Chebbi führt. Auch hier sind ein paar Sandpassagen auf dem Weg und ich muss all meine Fahrkunst suchen und fahre durch. Die Jungs verlangen logischerweise einen Obolus, wir geben ihnen sechs Dirham, die sie sich teilen sollen aber sie verlangen mehr, was wir aber aufgrund der geleisteten Arbeit nicht einsehen und fahren weiter.
Vor der Kasbah sind auch wieder einige Sandverwehungen und wir kämpfen uns mit den schweren Mühlen durch. An der Hausecke begrüßen uns zwei Enduristen, sie packen auch gerade die Motorräder ab. Das Zimmer ist bedeutend schlechter als das in der Auberge Sahara aber die Lage des Hotels ist natürlich umwerfend, direkt an der Düne. Und wir haben auch keine Lust mehr wieder umzukehren und uns noch eine Herberge anzusehen.
Wir gehen zum Sonnenuntergang in die Dünenlandschaft und genießen die Weite. Der Berber, der in der Kasbah aushilft, kommt uns nach, macht ein Foto von uns und erzählt von sich und der Kasbah. Er schreibt unseren Namen in den Sand und fragt uns immer wieder, wie es uns geht – irgendwann packt auch er seine Sachen aus dem Sack, Schmuck und geschliffene Steine, Kamele aus Stein, Seifenablagen – alles was man nicht braucht. „Leben und leben lassen“, ist seine Devise, die er mehrfach wiederholt. Er meint wir könnten ihm was abkaufen, damit er und seine Familie leben können. Ist schon logisch. Wir nehmen schließlich ein kleines Kamel aus seiner Sammlung, etwas enttäuscht zieht er sich in die Kasbah zurück.
Das Essen wird wieder vom Berber serviert und er ist wie vor freundlich. Das Geschäft ist gelaufen und er will sich auch nicht ärgern. Nach dem Essen ist es schon dunkel und wir können draußen den Sternenhimmel bewundern. Der Hausherr schaltet das Licht komplett aus, und wir sehen einen Sternenhimmel, wie wir ihn in Hamburg nie zu sehen bekommen können. Das ist schon eine super Stimmung.
Später gehen wir in unser Zimmer – mit kaputter Klimaanlage – und wir schwitzen heftig. Der Berber gibt uns den Tipp auf dem Dach schlafen zu können. Er legt eine Matratze bereit und wir holen die Bettsachen – unterm Sternenzelt schlafen wir auch bald ein. Leider wird es auch richtig kühl, die Bettlagen vermögen uns nicht zu wärmen und wir gehen gegen 2:00 wieder in das warme Zimmer.
24.9. von der Wüste zum Atlas
Es gibt wieder das typische marokkanische Frühstück, Brot, Olivenöl, Honig und Marmelade und eine Omelette. Dazu Kaffee, sicher könnte man auch Tee bekommen aber den wollen wir uns nicht am Morgen antun.
Wir fahren nun zurück nach Rissani und tanken kurz hinter dem Stadttor. Plötzlich muss Barbara auf die Toilette. In einem Shop erhält sie die Möglichkeit, sich zu erleichtern. Nach einer viertel Stunde kommt sie wieder und ist kreidebleich, „ich habe heftigen Durchfall“ soll der Blick heißen. Nach einer Cola fahren wir weiter und biegen Richtung Anjl ab. In Anjil angekommen halten wir am ersten Café und machen bei 35° Pause. Vom schattigen Platz können wir das Treiben an der Tankstelle beobachten und nun benutzen wir beide gelegentlich die Toilette des Cafés.
Die eigentliche Strecke nach Zagora wäre noch 220km, nach Tinghir sind noch nicht mal die Hälfte. Aufgrund unseres Zustands haben wir heute keine Lust mehr so weit zu fahren, außerdem können wir ein paar Tage Ruhe gebrauchen – die 35°C gehen doch ganz schön auf die Kondition. Also biegen wir an der nächsten Kreuzung nach Tinghir ab.
Die Landschaft ist wieder weit und großartig und wir spulen die restlichen 75 km schnell ab. In Tinghir finden wir auch schnell die Kasbah Tombocto.
Ein Schock überfällt uns, als wir erfahren, dass heute eine Gruppe Motorradfahrer – eine geführte Tour von Nick Sanders- heute hier eingebucht ist und kein Zimmer frei ist. Wir fragen nach Alternativen und sind schon halb im Ausgang, da fällt dem einen ein, im Tower sei noch ein kleines Zimmer, das man keinem anbieten kann – wir gucken uns das an und sind, mit dem niedrigem Zimmer äußerst zufrieden. Wir beziehen das kleine Zimmer und gehen zur Erfrischung in den Pool.
Nach und nach treffen die Teilnehmer der Gruppe ein, holen sich wie selbstverständlich ein Bier, grüßen freundlich in teilweise unverständlichem Englisch. Es sind überwiegend Schotten, die meisten springen ins Wasser, ein tätowierter Engländer entschuldigt sich sofort für das Benehmen seiner Kollegen. Uns macht das Spritzen wenig aus, es ist warm und endlich ist Leben in der Bude. Irgendwann kommt auch Nick an, ein kleiner Mann mit zerzausten Haaren, er grüßt freundlich „hi mate“ und geht mit seiner Freundin in´s Hotel. Ich sitze am Pool und schreibe den Bericht und es wird langsam voll. Alle habe nun mindestens ein Bier in der Hand. Das Bier ist das „Casablanca“ aus der einzigen Brauerei Marokkos. Obwohl wir kaum in den Hotels Alkohol bekommen haben, ist es hier wohl überhaupt kein Problem an die Hopfenbrause zu kommen.
Am Abend sitzen wir im Restaurant, das einem Berberzelt ähnelt, die Gruppe findet an einem langen Tisch Platz, mittendrin Nick Sanders mit seiner Freundin. Das Menü ist übersichtlich, weil es mir ganz gut geht, nehme ich mal das teuerste, Lammkeule mit Rosinen und Mandel. Ich dachte mehr an einer Fleischkeule, mit ein wenig Deko aus Rosinen und Mandeln, aber es kommt anders – unter dem Haufen von Rosinen und Mandel in süßem schwarzem Sirup finde ich ein Stück Fleisch – das wiederum schmeckt richtig lecker. Die schwarze Pampe kann ich vor lauter Zucker kaum essen und lasse den halben Topfinhalt stehen.
Als wir beide fertig sind, rumort auch wieder mein Magen – das Essen war wohl zu viel. Wir gehen dann auf das Dach und versuchen den Abend mit Blick in den Abend zu genießen.
25.9. Ruhepool
Als wir wach werden, ist schon mächtig Krach im Hof, die Gruppe hat schon gefrühstückt und nach und nach fahren die einzelnen Gruppen ab. Nick fährt ganz am Schluss hinterher. Dann ist Ruhe und wir gehen runter. Gerne hätte ich Nick Sanders kurz gesprochen aber der kleine Quirling ist extrem um die Gruppe besorgt und hat kaum Zeit für andere.
Das Frühstück schmeckt mir noch gut, doch danach geht es mir immer schlechter, Darmkrämpfe und Durchfall wechseln sich ab. Irgendwie schlafe ich am Rand des Pools ein und bemerke nicht, dass meine Beine langsam, aber sicher verbrennen. Am späten Nachmittag raffe ich mich auf und wir gehen wir in die Stadt.
Wir werden mehrfach auf Deutsch angesprochen, jeder will uns den Weg zu irgendeinem Shop zeigen, wo sein Freund uns empfangen möchte. Wir schütteln aber alle ab, der Durchgang durch die Medina mit dem außergewöhnlichen Markt ist für mich anstrengend und wir suchen ein Restaurant an der Straße. Mit Händen und Füßen erklären wir was wir essen möchten – Hackbällchen mit Reis. Der Junge geht in ein Nachbarshop und holt Fleisch, dreht es durch den Wolf und brät uns kleine Bälle und wundert sich, dass wir auf Salat verzichten. Das Ganze schmeckt lecker und wir haben mit der Verdauung so auch keine Probleme mehr. Während wir in dem Straßenlokal sitzen, formiert sich eine Parteiendemo, die Partei nennen wir „Treckerpartei“, weil auf den T-Shirts, Kappen und Fahnen sowie auf den tausend Plakaten und Handzettel blaue Trecker abgedruckt sind. Autos fahren vor, alle mit Plakaten der „Treckerpartei“ beklebt, junge Leute steigen aus, andere steigen ein, ein reges Treiben. Wir gehen schließlich wieder zurück zum Hotel, natürlich mit Handzettel.
Wir sollen nun in ein freigewordenes Zimmer ziehen. Das Zimmer und das Bad wären bedeutend größer und luxuriöser aber eben ohne Aussicht auf die Stadt. Von der Dachterrasse haben wir sehr gute Sicht und genießen auch die Terrasse. Wir überreden unseren Hotelier, doch in dem Zimmer zu bleiben.
26.9. die Schluchten Todra und Dardes
Ich muss in der Nacht doch noch einige Mal raus und bin auch nicht optimal ausgeschlafen. Wir wollen dennoch zur Todra-Schlucht und fahren auch zügig nach dem Frühstück los. Am Stadtrand tanken wir voll und fahren bei angenehmen Temperaturen durch die Stadt. Der Verkehr ist schon heftig, überholt wird auf beiden Seiten, da wo Platz ist und wir haben einige Male Glück, nicht von der Straße abgedrängt zu werden.
Irgendwann sind wir auf der engen Straße Richtung Todra und biegen auf die R703 Richtung Tamtatuchte. An Straßenrändern sind viele Stände aufgebaut und zig Hinweise auf Kasbahs und Hotels sind zu erkennen. Doch es herrscht kaum Verkehr, die Straßen sind fast leer und es sind keine Busse, keine Touristen unterwegs und werden wohl auch nicht erwartet. Schließlich erreichen wir die Todra Schlucht.
Bis zu dreihundert Meter hohe Wände ragen rechts und links des Flusses und an der engsten Stelle sind kaum zehn Meter Abstand zwischen den Felswänden zu messen. Wir stellen die Motorräder ab und sehen uns die rot-gelben Felsen an. Am Ende der Schlucht kommt eine Frau mit Eseln an, die Wasserbehälter schleppen, um wohl am Fluss Wasser zu schöpfen. Wir fahren weiter und sind von den grünen Flächen beeindruckt. Hier direkt am schmalen Fluss ist Landwirtschaft angesiedelt, in den Feldern arbeiten einige Menschen. Es sind überwiegend die Frauen, die meistens gebückt im Grün stehen und irgendetwas grünes herausrupfen und an der Seite stapeln. Die Männer bewegen die Esel und Maultiere, beladen diese oder reiten mit Beladung auf den Tieren.
Die Felswände entfernen sich vom Fluss und wir sehen noch eine Herde von Schafen und Ziegen einen schwierigen Weg entlang klettern, wie an der Schnur gezogen laufen die Schafe und Ziegen hintereinander den engen Weg am Felsen. Die Schafe haben ein helles Fell, die Ziegen sind in schwarz gehalten – es sieht lustig aus, wenn sie abwechselnd hintereinander herlaufen.
Ein Stückchen weiter kommen wir in Tamtatuchte an. Hier könnten wir links die Abkürzung zum Dardestal fahren, die Wegstrecke soll aber nach Hörensagen nicht ohne sein, deshalb entschließen wir uns die R703 weiter nach Agoudal zu fahren. Es wird diesiger und kühler, die Landschaft verliert aber durch die nun gewonnene Weite nicht den Reiz. Wir kommen an vielen kleinen Dörfern vorbei und fahren schließlich in Agoudal ein. Dort fragen wir Jugendliche, die an der Straße stehen nach dem Weg. Ganz stolz zeigen sie auf einen schmalen Weg zwischen zwei Häuser, den wir mit etwas Skepsis folgen. Ein paar Kinder folgen uns und wollen nach Süßigkeiten fragen, wir halten aber nicht wieder an und fahren die Schotterpiste hoch und es ist der richtige Weg.
Der Weg schlängelt sich durch die rot-gelbe Berglandschaft, ab und zu tauchen kleine Dörfer auf, die verlassen wirken. Da überall Schafe herumlaufen, vermuten wir, dass auch hier Menschen leben, sie lassen sich nur nicht blicken. Ab und zu treffen wir auf Frauen, die mit Eseln den Weg herunterkommen. Welten prallen aufeinander, wir mit den modernen Motorrädern und die Frauen mit Eseln vom Feld. Als eine Frau bemerkt, dass ich sie von weitem fotografiere, als Barbara an der Gruppe vorbeifahren will, fängt sie an zu schimpfen. Sie belässt es aber beim Stock in die Luft schwingen.
Die Schotterpiste schlängelt sich weiter auf und ab, und wir sehen ab und zu im tiefen Talausschnitt den Fluss Dardes. Mit langen Serpentinen geht es abwärts und wir erreichen in Moussa Wichou das Niveau des Flusses. Ab hier wechselt der Weg die Flussseiten und wir durchqueren das Flussbett mehrfach. Das Wasser ist nicht tief, die Schotterpiste gut geschoben, die Flussbettdurchfahrten sind überhaupt kein Problem. Es mag bei oder nach Regen anders aussehen, aber bei der jetzigen Trockenheit fahren wir leicht durch das Flussbett.
In Msemir kommt die Querung von Tamtatuchte, der Beginn der Schotterpiste sieht aber noch leicht aus. Wir blicken mal kurz dahin und fahren weiter.
Bald treffen wir auf Asphalt, eine herrlich ausgebaute Straße führt uns direkt zur Schlucht. Wir fahren vorbei an Feldern, wo Bauern Pappeln, Feigen, Mandeln, Nüsse, Granatäpfel und Gerste ernten. Dies alles wirkt etwas unwirklich vor dem roten Hintergrund.
Der Fluss hat die Berge ausgewaschen, so dass man fast Jahres- oder gar Jahrhundertringe in den Steilhängen erkennen kann. Dann erreichen wir das eigentliche Highlight – die Dardes Schlucht – in der engen und beeindruckenden Stelle der Schlucht ragen die Gebirgswände steil empor, die schmale Straße verläuft nun parallel zum Fluss und wir halten zum x-ten Fotostopp an. Die Straße schlängelt sich zwischen Felsen und Fluss hindurch und steigt schließlich in schönen Serpentinen in die Höhe.
Wir treffen auf das strategisch günstig gelegene Restaurant, von dem wir einen gigantischen Blick hinunter in die Schlucht und auf die Serpentinen haben. Wir halten an, suchen uns einen schönen Platz mit Blick auf die Schlucht und bestellen einen Kaffee. Wir genießen die Aussicht und lassen uns einfach mal Zeit, die Gegend auf uns wirken zu lassen. Der Blick auf die Uhr und auf das Navi verrät uns, dass wir uns doch nicht mehr so gehen lassen sollten, wenn wir nicht im Dunkeln ankommen wollen. Wir kaufen noch 3 Postkarten und 2 Marokko-Aufkleber und bemerken erst auf der Abfahrt, dass wir abgezockt wurden – für 2 Kaffee, 3 Postkarten du 2 kleinen Aufklebern haben wir 19€ gezahlt – so eiskalt. Wir belassen es aber bei dem Ärger – doof bleibt doof.
Die Serpentinenabfahrt ist nicht so doll, da auf halber Strecke Straßenreparaturen stattfinden und die Straße wegen der Staubentwicklung nass gehalten wird und so den Belag spiegelglatt ist. Ganz vorsichtig fahren wir über die nasse Fläche und freuen uns als es wieder geradeaus geht.
Am Ende des Tales kommen wir in Boumalne de Dades an, vorher halten wir an einem Parkplatz, von wo aus ich eine witzige Felsformation fotografieren möchte. Ein, in grün gekleideter Mann steht im Bild, bewegt sich auf uns zu, als er nah genug herangekommen ist kann ich ihn ausblenden und die Landschaft fotografieren. Als motorradfahrender Ire stellt er sich vor und erzählt mit heftigem Dialekt über seine V-Strom und fragt uns nach den Heidenaus. Wir gucken auf die Uhr, der Ire hat Verständnis und wir fahren in Boumalne auf die N10 Richtung Tineghir. Die Straße ist breit ausgebaut und wir kommen mit knapp 110km/h gut voran.
Kurz vor Tineghir tanken wir und kommen gegen 18:30 an und werden vom Pförtner begrüßt. Sie haben sich schon Sorgen gemacht und er fragte wo wir gewesen sind. Wir unterhalten uns kurz und der alte Mann bewundert uns: „very long distance“. Den Abend lassen wir bei einem leckeren Bier – Casablanca- und Fleischspieße mit Reis zu Ende gehen.
27.9. über den Atlas
Wir schlafen fest, stehen aber morgens recht früh wieder auf, packen alles und gehen frühstücken. Der alte Pförtner ist schon wieder da und wünscht uns einen guten Morgen. Das Frühstück schmeckt wieder und wir lassen uns Zeit, weil das Essen wieder schmeckt.
Ich hole die Motorräder aus dem Hof und stelle sie auf den Vorplatz, die Koffer sind schnell angebaut und die Rollen sind schnell verpackt. Wir zahlen unsere Rechnung und die beiden alten Herren winken uns zu als wir vom Hof rollen.
Es ist extrem windig und die Motorräder fahren leicht geneigt auf der gut ausgebauten Straße, der N10 bis Boumalne. Danach geht es auf der nicht ganz so breit ausgebauten N10 weiter nach Skoura. Der Wind ist der gleiche und überall wehen Plastikbeutel, Plastikflaschen und Büschel über die Straße. Der Sand peitscht über die Straße. Wir halten gar nicht an und fahren relativ langsam auf der Route de Kasbah, die Route soll eine der schönsten Reiserouten Südmarokkos sein, vorbei an jahrhundertealten Lehmburgen der Berber, ausgedehnten Palmenoasen. Leider ist es dicht bewölkt und stürmisch und die Luft wird durch herum wirbelnde Sandkörnchen getrübt.
Erst in Skoura lässt der Wind nach und wir biegen nach Vorgabe des Navi rechts ab in den Ort. Durchqueren die Händlerstraße und biegen wiederum links ab auf eine kleine Schotterpiste. Barbara ruft von hinten, das könne nicht sein, ich bestehe aber auf die Weiterfahrt und wir kommen an einem Flussbett mit losem Schotter an. Mir macht die Fahrt auch auf dem weiteren leichten Schotterweg richtig Spaß aber werde von Barbara gestoppt. Wir kehren um und fragen nach dem Weg, der alte Mann versucht zu erklären, dass der Weg gar nicht geht und wir sollten zurück auf die Hauptstraße. Dem folgen wir schließlich und fahren auf der N10 bis zur „richtigen“ Abbiegung auf die R307.
Zunächst ist die Straße eher langweilig, weil sie endlos gerade ist aber nach etwa 30km geht es aufwärts und die Straße wird kurviger, die Berge sind braun bis schwarz gefärbt und das Ganze wirkt ein wenig wie eine Mondlandschaft.
Auf der schmalen Straße, die sehr unregelmäßig ausgebaut ist, kommen uns immer wieder plötzlich und unerwartet diese kleinen Mercedes-Busse entgegen. Die Busse sind vollgeladen mit Menschen, auf dem Dach werden oftmals Material, Stroh, irgendwelche Pakete gepackt und auch Personen transportiert. Atemberaubend, wie die Busse durch die Kurven preschen, vor allem bergab haben sie echt Tempo drauf, bergauf hat der Motor echt zu arbeiten, was der schwarze Qualm am Auspuff andeutet.
Wir erreichen bald den bis zu 2150m hohen Tizi-n-Outfi-Pass, ab hier ist die Straße auf unserer Karte als besonders schön gekennzeichnet und die Karte lügt nicht. Die Straße wird nun auch zusehend schlechter, Einige Flüsse überfahren wir über kleine Brücken, die bei Regenfällen sich überspült werden. Hier überwiegt die Piste und wenn sich Asphalt durchsetzt, sind tiefe Löcher drin.
Aber die Aussicht ist gigantisch, wir schauen mehrfach in ein Tal und über Bergrücken. Leider kommen auch die Kleinbusse entgegen, in einer Kurve muss ich von der Straße runter und halt am Randstreifen ausweichen, Gott sei Dank ist ein Randstreifen da und ich habe Platz genug. An anderen Stellen wäre es eng geworden.
Ein paar Kilometer vor Demnate halten wir bei der Naturbrücke Imi-n-Ifri an, Die Brücke ist über den Fluss gespannt, der gleichzeitig bei entsprechendem Wasser in die Schlucht fällt. Wir halten nur kurz an, um uns einig zu werden ob wir in Demnate eine Unterkunft suchen – dem Wasserfall statten wir keinen Besuch ab. Es ist schon wieder richtig warm.
An einer an der Straße liegenden Kasbah halten wir an und Barbara geht hinein um sich das Zimmer anzusehen, während ich draußen mit einem Mann unterhalte. Im gebrochenen Englisch erzählt er mir dass die Kasbah die Beste in der Gegend sei, super Zimmer und „small Price“ hat. Barbara kommt kopfschüttelnd zurück, von außen sieht die Kasbah romantisch und schick aus aber von innen total schmuddelig, für den Preis finden wir was Besseres. Ein paar Kilometer weiter sehen wir das Schild der Maison d’hotes Tizouit. Der Weg ist extrem uneben aber nach eineinhalb Kilometer sind wir am Ziel. Gerade wird ein Auto mit französischen Damen ausgeladen. Barbara geht in die Anlage und kommt grinsend wieder – Wahnsinns Anlage. Wir stellen die Motorräder unter den Olivenbäumen am Weg ab und tragen die Klamotten in unser Häuschen. Die Aubérge besteht aus dem Haupthaus und verschiedenen kleinen Häusern. Unser Haus liegt weiter unten und beherbergt das Schlafzimmer und das Bad, davor ist eine eigene Terrasse mit zwei Schaukelstühlen. Das Häuschen ist super eingerichtet und wir sind uns einig hier mindesten zwei Nächte zu bleiben.
Wir gehen dann auch bald in den Naturpool, kühlen uns ab und genießen auf der großen Terrasse den Blick über die Landschaft. Essen gibt es erst um 20:00 Uhr, so haben wir Zeit genug uns frisch zu machen und uns noch auf ein Bier zu freuen.
Das Abendessen wird im Haupthaus eingenommen – Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch, dazu einen marokkanischen Wein – ein luxuriöser Abend geht langsam zu Ende. Nach der langen Überfahrt auf der R307 haben wir uns dieses Tagesende verdient und gehen auf unsere Terrasse wo wir den Grillen ein Zeit lang zu hören.
28.9. die Wasserfälle von Ouzoud
Am liebsten würde ich liegen bleiben aber das Frühstück ruft und wir überlegen ob wir zu den Ouzoud Wasserfällen fahren. Die Vermieterin meint, es sei nicht weit. Das Frühstück ist wie das Abendessen mehr als ausreichend und wir gehen pappsatt in unser Häuschen und ziehen uns zur Ausfahrt um. Noch ist es kühl aber als wir nach dem Tanken aus Demnate herausfahren kommt uns der warme Wind schon entgegen, knapp 30°C zeigt das Thermometer schon an. Die R307 endet an der R304, wo wir rechts nach Tanannt abbiegen. In dem Ort herrscht reges Treiben, am Straßenrand entladen Taxibusse ihre Fahrgäste, die wohl zum Markt wollen. Auf dem weiteren Weg sehen wir oft, dass viele Esel und Muli unter Bäumen an Kreuzungen angebunden sind, offensichtlich kommen die Leute mit den Tieren bis hier hin geritten und werden von den Taxen weiter in die Stadt befördert.
Als wir in Ouzoud ankommen werden wir gleich heran gewunken, um auf einen bestimmten Parkplatz zu fahren. Ich suche mir aber einen Platz im Schatten aus, von wo wir durch Oliven- und Feigenbaumhaine zu den Wasserfällen gehen. Einige Führer bieten sich an, doch wir glauben den Weg schon zu finden – ist auch nicht schwer. Wir sind am oberen Punkt der Wasserfälle angekommen und sehen das Wasser in mehreren Etagen über rote Felsen fallen. Der Rand ist von Feigenbäumen und urwaldähnlichen Lianen bewachsen und überall ist wohltuender Schatten. Wieder bieten sich Führer an, uns nach ganz unten zu geleiten, doch auch dieser Weg ist leicht zu finden. Der Gehweg ist mit Ständen bestückt und wir sparen den Einkauf für den Rückweg auf. An der ersten Ebene können wir das Wasser schön fallen sehn, insgesamt sollen es 110m sein, überall ist es grün und der Sprühnebel kühlt angenehm. Wir gehen nicht weiter runter weil wir uns den mühsamen Aufstieg in der Motorradkluft nicht gut vorstellen können. Die Verkaufsstände bieten nichts was uns wesentlich interessiert, bis auf ein kühles Getränk. Wir machen nochmal Pause und haben mit der Rückfahrt noch etwas Geduld. Konditionell sind wir am Rande, der Durchfall macht doch ziemlich zu schaffen, auch wenn z.Zt. Ruhe ist.
Der Rückweg nach Demnate ist auch schnell erledigt, wir kaufen noch schnell Geld ein und etwas zum Knabbern für heute Abend ein. Dabei wird Barbara freudig überrascht, der Verkäufer kommt ihr aus dem Laden hinterhergelaufen, um Ihr das passende Wechselgeld zu geben. Er hatte wohl einen falschen Preis abgerechnet – es handelt sich um ein paar Cent aber umso wichtiger war der Fall. Ob bei uns einer seinen Laden dafür verlassen hätte?
Wir kühlen uns noch im Pool ab und genießen die Ruhe in der Auberge, die Franzosen kommen erst später und dann wird´s lauter. Bevor es wieder leckeres Abendessen gibt bereiten wir unsere Route für den nächsten Tag vor.
29.9 durch den Antiatlas bei Regen
Die Frau hat eine nette Abwechslung beim Frühstück, wieder gibt es Leckeres. Nachdem alles verstaut ist, bezahle ich die Rechnung, die nicht gerade klein ausfällt aber die Tage sind es wert.
Zunächst fahren wir den gleichen Weg bis zur Abbiegung nach Ouzouf, wir bleiben auf der R304 bis Azilal. Hier halten wir am Straßenrand an und bestaunen den riesigen Markt – auf mehr als 5km² findet hier ein riesiger Markt statt. Während wir hier pausieren und den Markt beobachten, kommt eine Gruppe der Vogelpartei vorbei, drückt uns einen Zettel in die Hand. Auch hier ist wieder zu beobachten, dass es überwiegend junge Leute sind, ausgestattet mit Laibchen und Kappe, jeweils mit dem Symbol der Partei bedruckt, grölend durch die Straßen laufen. Auf uns macht es den Eindruck, dass die Parteien sich die jungen Leute kaufen um für sich zu werben.
Unterwegs kommen uns auch immer wieder Gruppen mit Auto entgegen, gleiches Schema, junge Leute mit den Utensilien bestückt, grölend mit Fahnen winkend auf und in den Autos.
Die Landschaft ist fantastisch, zunächst fahren wir nördlich am Stausee Barrage Bin-el-Ouidane vorbei – teilweise ist hier militärisches Sperrgebiet, das Schild ist eindeutig – Fotografier-Verbot.
Die Straße führt auf über 1800m, die Farben der Berge wechseln von Rot bis Gelb. Irgendwann machen wir im Schatten eines einzelnen Baumes Pause und essen das Brot, das wir noch in Demnate gekauft haben. Oberhalb der Berge ziehen die Wolken verdächtig schwarz zusammen und wir fahren dann auch weiter und erreichen die N8 bei El Ksiba, die wir dann bis Khenifra fahren wollen. Wir werden aber von einem Regenschauer gestoppt, den wir ja schon von weitem gesehen haben. Es gießt wie aus Eimern, die Straßen stehen schnell voller Wasser, braun-rote Soße fließt überall und wir erkennen kaum noch die Straße geschweige die Schlaglöcher. An einer Tankstelle halten wir an und warten mit hundert anderen auf das Ende des Schauers. Neben mir steht ein verschleiertes Mädchen, sie starrt immer nur auf den Boden, erst als wir wieder aufsteigen und weiter fahren grinst sie kurz rüber. Wir sind trotz fehlender Regensachen nicht wirklich nass geworden und fahren weiter. Auf der Straße liegt nun der Schlamm des Wassers die Schlaglöcher sind mit dem bräunlichem Wasser gefüllt und wir erkennen diese kaum. Wir dürfen eben nicht durch die Pfützen fahren, sie könnten auch tief sein.
Als wir halbwegs in Khenifra ankommen scheint auch wieder die Sonne. In einer Bäckerei kauft Barbara Brot und leckere Kekse ein, bevor wir die ausgesuchte Unterkunft auf der Nebenstraße hinter Khenifra suchen. Die Unterkunft entpuppt sich als verlassene Ruine, kein Wunder, dass wir keine Antwort auf unsere Mail bekommen haben. Obwohl der Reiseführer recht aktuell ist, steht das Hotel als gute Unterkunft beschrieben im Buch. In Realität ist sie seit Jahren verlassen und mittlerweile verfallen, teilweise zugewachsen, der Pool ist trocken und vollgewachsen mit Büschen – da sind alle Zimmer frei.
Wir fahren zurück Richtung Khenifra, wo wir bald ein weiteres Hotel finden – es sieht schon merkwürdig aus, Barbara fragt dennoch und kommt kopfschüttelnd zurück. Also fahren wir wieder nach Khenifra zurück und suchen dort ein Hotel. Wir werden bald fündig, nichts Besonderes – ein großes Haus mit großen Zimmern, die Motorräder stehen sicher im Hof. Auf Abend essen verzichten wir und essen die Brotreste, Tomaten und Gurken. Bei offenem Fenster legen wir uns schlafen und hören wie es draußen wieder regnet.
30.9 Nationalpark und Affen
Das Frühstück ist wie das Zimmer – eher schlecht und bescheiden. Wir brechen auch schnell auf, um den Laden zu verlassen und befahren die Nebenstraße durch den Park National de Aguelmame Azigza. Wir fahren eine Zeit lang parallel zum Fluß Oum er-Rbia, und kommen schließlich an den Quellen des der längsten und wasserreichsten Flusses Marokkos an.
Ich fahre in den kleinen Ort, während Barbara ein Stück die Straße hochfährt. Rings um den Platz mitten im Dorf rauscht das Wasser vorbei, die Quellen sind nicht weit entfernt, sagt mir ein Junge, der mich überreden will, dass er mich hinführt. Von einer Plattform direkt vor den Wasserfällen etwas unterhalb des Weges soll man die Quellen des Oum er-Rbia erkennen. Doch das Motorrad möchte ich nicht alleine lassen und fahre zur Straße zurück.
Am Ufer des Flusses stehen einigen Hütten direkt am bzw. fast im Wasser, einige sind mit Teppichen ausgelegt, wir vermuten, dass hier Teppiche gereinigt werden. Auf der Straße kommen einige Eselskarawanen mit Wasserbehältern entgegen, sie wollen wohl an den Quellen frisches Wasser holen.
Die Straße ist klasse, kurvig, eben und führt durch wunderschöne Landschaft, ähnlich wie im Schwarzwald. Wir kommen an mehreren Zeltdörfern vorbei, wo Schafhirten mit ihren Familien wohnen. Die Schafherden sind so groß, wie wir sie noch nicht gesehen haben, sie verteilen sich aber gut in dem hügeligen Gebiet. In einem Waldstück treffen wir nun auf Berberaffen, die hier in den höhergelegene Eichen- und Zedernwälder einen guten Lebensraum finden. Sie stehen auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten (IUCN). Als ich den ersten Affen sehe halte ich an, wir stellen die Motoren aus und warten. Die Affen sind ja meistens in Gruppen unterwegs und so ist es auch hier, nach und nach kommen die Tiere über die Straße, große Erwachsene und kleine, einige Affen haben ihr Kleines am Bauch. Wir haben nicht gezählt aber es waren bestimmt zwanzig Tiere, die nach und nach die Straßenseite wechseln. Versteckt unter den Eichenbäumen spielen die Jungtiere und tollen umher. Wir fahren weiter durch den Zedernwald, treffen immer mal auf Schafherden und kommen bald in Azrou an.
Wir haben uns den Campingplatz Camping Amazigh auf halber Strecke zwischen Azrou und Ifrane ausgesucht. Als wir auf den Hof rollen, steigt Amed aus seinem Auto, wo er Mittagschlaf gehalten hatte. Er zeigt uns die Zimmer und wir entscheiden uns für das Erdgeschosszimmer. Ein total einfaches aber sauberes Zimmer mit Bett und zwei Hockern bestückt.
Nachdem wir uns kurz frisch gemacht haben fahren wir zurück nach Azrou. Leider sind wir zu früh und alle Geschäfte sind noch verschlossen. Wir bummeln ein wenig umher, trinken in einem Café eine Cola und gehen wieder umher. Gegenüber von unserem Parkplatz nehmen wir in einem Restaurant Platz und essen wie üblich Spieß und Reis – das können wir am besten vertragen – so gibt es keinen Ärger mit Durchfall hoffen wir.
Gleich neben an ist ein Teppichladen – ein grüner Teppich gefällt uns auf Anhieb, als wir nach dem Preis fragen können wir nur zustimmen – ohne Verhandeln kaufen wir den Teppich, er war für uns 80€ wert, bei uns kriegt man den dafür nicht – im nach hinein fanden wir uns doof, wir hätten handeln sollen aber nun ist´s zu spät. Letztlich sind wir zufrieden und der Teppichhändler erst recht. Er hat nämlich seine Laden geschlossen, nachdem wir weg waren.
Der Bummel durch die nun belebte Medina brachte keine neuen Erkenntnisse und wir gehen durch eine Gasse, wo lauter Frisörgeschäfte aneinander gereiht sind, alle sind voll besetzt. Etwas weiter im gleichen Gang stinkt es widerlich und wir treffen auf völlig überfüllte Hühnerställe, der Gestank ist bestialisch und wir sind froh wieder draußen zu sein. An einem Autokreisel pfeift ein Polizist aus sicherer Entfernung den Verkehr an und glaubt ihn damit zu regeln. Das Chaos ist aber perfekt, alle fahren rein, drängeln und hupen – dazu das Pfeifen des Polizisten – einfach köstlich.
Als der Muezzin noch dazu ruft fahren wir wieder zurück zum Campingplatz, wo mittlerweile ganz schön was los ist. Einige Auto und auch zwei Motorräder stehen auf dem Platz. Wir genießen den Abend noch vor unserer Tür, unterhalten uns noch kurz mit einem der beiden Motorradfahrer und legen uns bald schlafen.
1.10. von der Einsamkeit in die Stadt
Wir frühstücken am Tisch vor dem Büro des Chefs und werden gut bedient. Wir packen als bald und bezahlen und erhalten noch zwei schöne Aufkleber des Campingplatzes – Amazigh bedeutet „Die Freien“ und stolz gibt er uns die Kleber und deutet auf unsere Koffer.
Wir fahren direkt auf die N8 über Ifrane in Richtung Fes, überall kommen uns Kolonnen mit Parteiwerbenden entgegen oder sie stehen auf der Straße und verteilen Zettel. In Imouzzer-el-Kandar ist richtig Stau, wir fahren an der Schlange vorbei, weil uns die Autofahrer zu winken. Der Grund des Staus ist eine Parteikundgebung – wieder einmal die Trecker Fahrer. Sie bilden eine schmale Gasse und lassen uns durch. Ein junger Mann drückt mir ein Fähnchen in die Hand und ich stecke sie am Lenker fest und fahre vorsichtig durch Menschenmenge. Alle sind lustig und freuen sich, unter anderem sind sie augenscheinlich auch stolz uns durchzulassen.
An einem Café halten wir und trinken eine Cola bzw. einen Kaffee. Auch hier kommen die Trecker Fahrer und verteilen Flugblätter. Die Fahne war blöderweise vom Motorrad weggeweht und so muss ich ohne Werbung in die Stadt Fes fahren. Es ist nicht viel los und uns fällt es leicht auf der Einfallstraße zum Zentrum zu kommen. Lediglich die Kreisverkehre sind nicht ohne. Während die Straße mehrspurig genutzt wird, werden im Kreisverkehr beide Spuren vereinigt und als nur eine Spur genutzt, die Autofahrer schneiden die Kreisverkehre derart, dass es für einen weiteren Verkehrsteilnehmer keinen Platz mehr gibt. Wir bleiben vor den Kreisverkehren einfach etwas zurückhaltend und lassen die Einheimischen vor. Blöderweise sehe ich zweimal die rote Ampel nicht und knalle bei voll ROT über die Kreuzung – es hat sich aber auch keiner beschwert.
Gegen 14:00 kommen wir nach etlichen Kreisverkehren am Hotel Blue Sky an. Ich gehe ins Gebäude und der Hotelrezeptionistin schickt den Pagen raus, um uns das Tor zur Garage zu öffnen. Blöderweise steht ein Auto vor dem Tor, dass ich die Motorräder über den Bürgersteig bugsieren muss, um in die Garage, die gleichzeitig zum Wäschetrocknen genutzt wird, zu gelangen. Die Motorräder stehen trocken und wir sind froh die Sachen nicht komplett ab rödeln zu müssen.
Wir gehen auf unser Zimmer und duschen kurz, bevor uns die Rezeptionistin den Weg zur Altstadt erklärt. Keine 50m müssen wir zurücklegen, um das Tor zur Medina zu durchschreiten. Ein Getümmel empfängt uns. Da wir hungrig sind, nehmen wir an dem ersten Straßenrestaurant Platz und bestellen Spieß mit Reis. Während wir essen können wir den Trubel in den engen Gängen beobachten, wie die Touristen von den Kellnern überredet werden, Platz zu nehmen und etwas zu verzehren. Zu gleicher Zeit kommt ein Gaukler und singt, tanzt und haut Schellen zusammen, echt krass – das Publikum fühlt sich von dem herum hüpfenden Mann nicht belästigt, er belustigt nur.
Wir gehen dann weiter in die Medina Richtung südlichem Stadttor und sehen jede Menge Kleiderstände, Geschirr- und Porzellan und später Obststände, Wassermelonen sind in drei bis vier Etagen aufgetürmt. „Wenn ich die unterste Melone haben möchte, rollen alle runter“ denke ich bei mir. Es folgen Stände mit gerupften Hühnern und an Haken hängenden Lämmern.
Der Platz an dem Tor ist voller Kleinbusse, Autos, Eselkarren und Menschen. Ware wird angeliefert und abgeholt, es herrscht reger Austausch. Das Tor ist mit Mosaik verziert und ist wunderschön anzusehen, wie übrigens alle Tore, die in die Medina hineinführen. Wir gehen wieder zurück in die Medina und kommen wieder durch die Vielfalt der Stände, an dem Gewürzstand probieren wir die Gerüche aufzunehmen aber irgendwie riechen die Proben wie alles hier, man kann es kaum unterscheiden.
In einem Schuhladen kauft Barbara Schlappen aus Leder, sogenannte „Babuschen“ für ganze sieben Euro, ein paar Euros hatte sie doch noch abgehandelt – die Kaufleute wollen das auch so.
Wir besichtigen die islamische Hochschule Medersa Bou Inania, die zwischen 1350 und 1357 erbaut wurde. Der Gründer Sultan Abou Inan wollte hier eine Koranschule errichten, die an Größe und Schönheit aller bereits vorhandenen übertreffen sollte. Von 1995 bis 2004 wurde die Schule renoviert und die aufwändigen Fayence-Mosaike, Holzschnitzarbeiten konnten wir an den Wänden und Böden bewundern. Der Eintritt von 10DH war es wert.
Die Teppichhändler in den Gassen wittern Ihr Geschäft als wir vorbeischlendern und auf die an den Wänden hängenden Teppiche blicken. Aber wir bleiben hart und kaufen nichts – wir haben ja schon einen. Wir merken aber schnell, dass wir für unseren Teppich eindeutig zu viel bezahlt haben – egal, er gefällt uns. Die engen Gassen in der Medina beherbergt alles, kleine Cafés, Lederwaren-, Kleidung-, Porzellan- und Zigarettenhändler, dazwischen hämmern Kupferschmiede ihre Kessel und Lampen.
Vor einem Café an dem schönen Platz „Place Seffarine“ trinken wir eine Kaffee und beobachten das Treiben – mehrere Schmiede haben sich auf dem Platz breit gemacht und sind oft Fotomotiv für die internationalen Touristen – für uns ja auch. In der Mitte des Platzes ist der öffentliche Brunnen, mit dem aufwendigen Zelije-Mosaik aus dem 17.Jahrhundert platziert.
Die Händler sind schon aufdringlich und wollen ihre Ware an den Mann oder Frau bringen, doch sie wurden nie unverschämt, waren kaum beleidigt wenn man abdankte und weiter ging. Nur am Abend als wir uns ein Restaurant suchten wurde ein Typ auffällig unverschämt, dass wir nicht seine Karte anschauen sondern direkt zum Restaurant mit Dachterrasse gingen. Er schimpfte Barbara an, dass sein Essen besser wäre als das auf dem Dach und pöbelte eine Weile. Die Aussicht auf dem Dach war nett, leider hatte der Junge Recht, das Essen war nicht prickelnd, er hätte freundlicher sein müssen und wäre dann wohl überzeugender gewesen.
2.10. Fes und die Gerber
nach dem Frühstück auf der Dachterrasse gehen wir wieder in die Medina und gehen direkt zum Gerberviertel. Unterwegs werden wir zweimal angesprochen und werden eingeladen uns die Gerbereien anzusehen, die ja die besten und schönsten Lederprodukte produzieren, die es in Marokko gibt. Beim dritten jungen Mann können wir nicht widerstehen und gehen mit. Die gemauerten Bottiche sind zwischen den Häusern eng eingebaut, sehen sauber aus und es ist nicht viel los. Der Gestank des Gerbprozesses ist schon extrem, dafür erhalten wir am Eingang Minzeblätter, die den Geruch übertönen sollen. Nach der Besichtigung muss man durch das Ledergeschäft gehen, an alle Lederprodukte vorbei und natürlich halten wir an einer sehr schönen Tasche an, die uns der kleine Händler für 1000 Dirham anbietet aber Barbara lehnt ab und sagt maximal 400DH. Mit einem enttäuschtem Gesicht versucht er den Preis anzuheben, Barbara bleibt standhaft und wir gehen zum Ausgang, einen Meter vorher fängt der Händler uns ein und sagt 500Dirham, seiner Familie ginge es schlecht aber der Chef sagt er müsse verkaufen. Na gut, 450 und der Deal geht klar. Nach dem Bezahlen war er trotzdem sehr zufrieden und wünscht uns einen schönen Tag.
Wir gehen noch weiter, es soll noch das große Gerberviertel sein, das wir unbedingt besichtigten wollen. Wir werden wieder von jungen Männern eingeladen, durch die Lederläden zur Besichtigung der Gerber zu gehen. Auf einer Terrasse kann man die Bottiche gut erkennen. Die Männer stehen in kurzer Hose in der penetrant stinkenden Brühe, trampeln barfuß auf dem darin befindlichen Leder herum. Zuerst wird gegerbt, dann getrocknet und schließlich gefärbt. Die Händler betonen, dass hier im Gerberviertel von Fès nur traditionelle Methoden angewandt werden. Keine moderne Chemie sondern Extrakte aus Baumrinden stammen, zusätzlich wird leicht ätzender Taubenkot eingesetzt, der die Häute zusätzlich weich werden lassen soll.
In den Läden sollen wir logischerweise wieder Ware kaufen, da wir bereits bedient sind verlangen die Händler je Person 10 Dirham – ist ja auch ok.
Auf einem großen Platz außerhalb der Medina setzen wir uns auf die Steinbank im Schatten und beobachten Jungs beim Fußballspiel. Taschen bilden das Tor, die Jungs laufen in kaputten Turnschuhen, Schlappen oder auch barfuß über den Platz und spielen richtig gut, die meisten haben irgendwelche Trikots ihrer Idole. „Messi“ ist ganz oft zu lesen.
Wir schlendern wieder durch die Medina zurück zum Hotel und machen uns für den Abend frisch. Aus dem Reiseführer hatten wir uns das Lokal „The Ruined Garden“ ausgesucht und gehen durch die nun schon dunklen Gassen der Medina und nehmen in dem botanischen Restaurant Platz. Es gibt nur eine geringe Auswahl und das angebotene Essen entspricht nicht meinem Geschmack. Aber die Lokalität ist schon witzig.
3.10. auf dem Weg nach Chefchaouen
Das Abendessen ist mir überhaupt nicht gut bekommen und das Frühstück fällt für mich eher spärlich aus. Am Nachbartisch sitzen vier Letten, die beim Kellner nach einer Führung durch die Medina für nur eine Stunde nachfragen. Erstaunt antwortet er, das sich das nicht lohne, die Medina sei zu groß aber sie lassen sich nicht beirren, sie haben nur wenig Zeit, sie wollen am Tag noch bis Erfoud. Auch von uns lassen Sie sich nichts erzählen, wir grinsen und wünschen den Jungs viel Glück als wir gehen, schließlich haben sie noch eine stolze Strecke vor sich..
Wir finden gut aus der Stadt raus und fahren über die 501 in die Berge. Mit flauem Magen fällt mir die Fahrt etwas schwer. Wir halten öfter mal an und pausieren an der Strecke. Von der 501 biegen wir auf die 408 entlang des Stausees Oued Ouergha bis nach Ouezzane. In der quirligen Stadt tanken wir und trinken eine Cola und fahren auf der R13 weiter nach Chefchaouen.
Von der Straße aus sehen wir die blaue Stadt im Tal liegen. Chefchaouen galt über Jahrhunderte als heilige Stadt, die Ausländern unter Androhung der Todesstrafe versperrt war; dies hat dazu beigetragen, dass in ihr mittelalterliche Architektur erhalten blieb.
Wir fahren zu unserem ausgewählten Hotel Dar Echchaouen. Weil wir hier mindesten zwei Nächte verbringen wollen, haben wir uns ein Hotel mit Pool ausgesucht und wir freuen uns schon auf ein paar Tage Ruhe. Vor dem Haus erwartet uns ein Parkwächter und zeigt den Weg zum Hotel. Die Motorräder können wir gerne stehen lassen, er passe schon auf. Ich bleibe dennoch am Motorrad, weil es mir nicht besonders geht und Barbara geht zur Rezeption. Leider schüttelt sie den Kopf, die haben nur ein Zimmer für eine Nacht, schade. Der Parkwächter zeigt auf das Hotel Alkhalifa direkt an der Straße und meint es wäre „good“ Hotel. Barbara macht sich auf den Weg und kommt lächelnd wieder. Die Motorräder stellen wir auf dem Hof ab und wir bekommen ein super Zimmer mit Terrasse und schönem Blick auf die Stadt.
Nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben gehen wir in City. Die gesamte Altstadt mit ihren engen Gassen, kleinen Plätzen, blau- und weißgetünchten Häusern lädt zum Spazieren ein. Die blaue Farbe soll angeblich vor dem Bösen Blick schützen. Uns erscheint es fast kitschig, überall weiß blaue Farben, Blumentöpfe hängen an den Wänden, hier und da kleine Lädchen.
Wir gehen runter bis zum Marktplatz und suchen ein Restaurant um eine Kleinigkeit zu essen und finden eine Art Imbissbude, wo wir uns Fleischspieß mit Reis bestellen. Das Fleisch wird auf einem Salatblatt mit Reis und ausreichend Brot serviert, dazu trinken wir wie sooft Wasser. Nachdem ich das Essen halb gegessen habe, merke ich schon, dass mein Magen rebelliert und wir gehen bergauf zum Hotel. Wir sitzen noch auf der Terrasse und bewundern die Aussicht auf die blaue Stadt.
4.10. Chefchaouen
Mir geht es schlecht, ich hatte mehrmals Durchfall in der Nacht und gehe schwankend zum Frühstück. Der freundliche Kellner gibt mir schwarzen Tee und ein trockenes Brot, auf Rührei oder ähnliches verzichte ich. Ich möchte mich nur noch wieder hinlegen. Der Kellner fragt wann wir denn fahren würden, bis Mittag können wir das Zimmer noch nutzen – oh Missverständnis, wir bleiben bis morgen, antwortet Barbara aber leider sitzt er am längeren Hebel. Er ist aber nett und fragt bei der gegenüberliegenden Pension an, ob wir dort bleiben können. Ja, das Zimmer ist frei und wir ziehen um. Die Motorräder bleiben auf dem Hof. Auf wackeligen Beinen schleppe ich mich und die Sachen mit in die Pension und lege mich gleich wieder hin.
Barbara geht am Tag in die Stadt, während ich schlapp liegen bleibe. Auch das Abendessen fällt für mich aus, ich habe keinen Appetit und möchte nur noch weg.
5.10 entlang der Küste nach Tanger
Das Frühstück ist angerichtet, ich reduziere meins auf Tee mit trockenem Brot, obwohl das Frühstück sehr gut aussieht und recht ordentlich ausfällt. Etwas schlapp, schleppe ich die Klamotten zum Motorrad und wir packen unsere Sachen zusammen. Wir verabschieden uns von dem netten Kellner und fahren durch die Stadt und nehmen die N2 Richtung Tetouan. Nachdem wir die Stadt verlassen haben geht es mir schon etwas besser, der frische Wind sorgt für Entspannung. Die N2 schlängelt sich am Rifgebirge entlang, eine wunderschöne Landschaft. Die Wolken schieben sich über die Berge wie ein Schleier, ähnlich dem Phänomen am Tafelberg in Kapstadt.
Als wir in Tetouan ankommen, merke ich meinen Magen, nun verlangt er aber nach Essbarem und wir halten an einem großen Einkaufzentrum an, wo es auch eine Pizzeria gibt. Der Wind ist frisch aber wir ziehen es vor draußen zu sitzen, die Frau am Tresen kann das gar nicht verstehen. Die Pizza schmeckt richtig lecker und ich kann endlich wieder aufatmen, kein Druck, kein schlechtes Magengefühl. Während wir die Pizza genießen, kreisen hunderte Störche am Himmel. Sie nutzen den Aufwind um sich in die Höhe zu schrauben und scheinen sich hier zu sammeln, um weiter Richtung Süden zu fliegen. So viele Großvögel habe ich noch nie gesehen.
Auf dem Weg entlang der Küste halten wir kaum an und erreichen auch bald den Hafen von Tanger med. Die Schalter sind noch geschlossen, erst ab 16:00 Uhr geht´s los. Barbara kümmert sich, während ich im Schatten warte und die Münchner mit dem Defender begrüße. Schließlich muss nur noch das Geld getauscht werden und wir können zur Polizeistation vorfahren. Auch den Stempel haben wir schnell in der Tasche. Nach zwei Kilometern kommen wir wieder an einer Schlange an, stellen uns auch an und warten wie selbstverständlich. Doch dann kommt ein Beamter vorbei und sagt uns wir möchten doch bitte vorbeifahren. Alle Pkw und Lkw werden gescannt und nach Flüchtlingen durchsucht. Wir haben mal wieder Polposition und können uns das Treiben am Fährenheck von Nahem ansehen. Wir essen unsere Vorräte – Tomate und Brot und warten auf die Verladung.
Als es schon dunkel wird kommen ca. zehn Motorräder nach vorne geprescht, eine Frau springt vom Motorrad und rennt zu einem Uniformierten, der sie aber kopfschüttelnd zurückweist. Es folge weitere Gruppen, immer so um die 10 Motorräder, sie schieben sich teilweise vor uns zwischen uns du grüßen, wenn überhaupt nur knapp. Ein Typ kommt zu uns und erklärt, dass die Gruppe von Reisen & Erleben sind und von der Marokkotour auf dem Weg nach Hause sind. Sie fahren bis Barcelona mit. Das Ganze ist uns nicht wirklich sympathisch.
Bald dürfen wir an Bord fahren, mit uns kommen auch die Tschechen an Bord. Wir beziehen unsere Kabine und gehen an Deck und beobachten die Verladung von oben, mit einer Flasche Bier in der Hand. Die Gruppe der Reisen & Erleben stehen noch da und warten laut. Irgendwann wird es leer am Heck und die Klappen werden geschlossen, wir gehen auch bald schlafen.
6.10. Schlechte Überfahrt
Der Morgen ist für mich mal wieder grausam, wieder Rebellion im Magen- Darmbereich, Barbara geht ohne mich frühstücken, ich bleibe fast den ganzen Tag im Bett, es ist keine Seekrankheit, ich habe mir etwas aufgesackt, was mich alle paar Tage richtig umhaut.
Erst am späten Nachmittag traue ich mich an Deck und lese ein wenig, schau mir Leute an und versuche die Seeluft zu genießen. Gegen Abend gehe ich auch zum Abendessen und probiere das Brot mit etwas Suppe, danach sitzen wir noch ein wenig an Deck aber lange bleibe ich nicht wach.
7.10. noch eine Verlängerung
Wir stehen schon um 6:00 auf und gucken durch das verkalkte Fenster nach draußen, wir sind immer noch auf See. Nach dem Frühstück gehen wir runter und fragen mal wann wir denn ankommen. Erst gegen 10:00 soll die Fähre den Hafen von Genua erreichen. Die Kabine müssen wir aber schon räumen und wir sitzen eine Zeit lang an Deck und harren der Dinge. Die Kinder spielen auf dem mittlerweile feuchten Stahlboden und es ist ganz schön frisch. Gegen 10:30 legen wir an, es dauert noch bis wir endlich zu den Motorrädern dürfen und noch mal bis wir die Ladeluke erreichen und wieder frische Luft atmen können. Der Weg durch den Zoll ist mühsam, totaler Stau aber nach einer weiteren dreiviertel Stunde sind wir auf dem Weg zum Parkplatz von Firpo. Das Tor geht automatisch auf und wir fahren hinein, der Anhänger und das Auto steht an der alten Stelle und wir ziehen uns schnell um, verladen alles und treten den Heimweg an.
Das war Marokko.
So schön wie die Landschaft auch ist, uns hat das Land ein wenig enttäuscht. Die Sinne sind nicht geweckt worden, es hat sich keine Leidenschaft entwickelt. Die Armut ist sehr groß, grenzt schon an Verzweiflung, die jungen Menschen wollen da raus, können den Druck des alt hergebrachten nicht mehr standhalten. Die Moderne und die Tradition sind so dicht zusammen und treffen jeweils auf Gegensätze. Vielleicht war es aber auch der ständige Darmreiz, der das Land für uns unsympathisch macht und wir nicht auf dem Damm waren, das wirklich Schöne in dem Land wahrzunehmen und zu entdecken. Ob wir die Traute haben, Marokko noch mal zu bereisen?