Zypern 02.1999 Fliegen und Mieten
Fliegen und mieten
Im Februar 1999 fliegen wir nach Zypern, um dem Winter zu entfliehen – zum Entspannen und Erholen. Aber nicht ohne Motorrad. Und so fliegen wir nach Larnaka, bepackt mit unserem roten Ortlieb-Sack und den Helmen unter dem Arm. Bevor wir uns zur Anmietung der Motorräder entschließen, durchstreifen wir Limassol auf der suche nach weiteren Angeboten. So richtig gefällt uns kein Mietangebot und so dauert es etwas mit unserer Entscheidung.
Wir besuchen die berühmte Markthalle, wo lebende Tiere neben Käse und Brot angeboten werden und zwischen Apfelsinen und sonstigen Früchten wird leckerer Fischen verkauft werden. Richtig turbulent geht es hier zu – halt wie auf einem Basar. Der arabische Einfluss wird am alten Hafen und beim weiteren Stadtbummel sichtbar. Kleine Geschäfte säumen die engen Gassen, durchdrungen von Touri-Läden. Viele Händler drängen uns ihre Angebote auf. Es ist richtig schön die Stadt bei warmen Wetter zu erleben und wir schlendern durch den Markt, kaufen hier und da etwas frisches.
Die lebenden Tiere werden auf Wunsch auch direkt vor Ort getötet – das nennt man FRISCHE. Für uns Nordeuropäer mutet es schon sehr eigenartig an, wenn Hühner und Kaninchen vor den Augen der Kunden geschlachtet werden. Schließlich statten wir, entgegen dem Rat des Reiseführers ( darauf kann man sich ja nie verlassen ) dem Zoo einen Besuch ab. Es war genauso wie der Reiseführer beschrieben hat: die Tiere sind eingepfercht und vegetieren in kleinsten verdreckten Zwingern.
Am nächsten Tag bietet uns unsere Reiseleiterin Motorräder für 10 Pfund an, wir gehen sofort zum Vermieter FM und gucken uns die Mopeds an. Allerdings sollte die DR 350 nun 17 Pfund kosten. Wir handelten den Vermieter auf 14 Pfund für 4 Tage und nehmen die beiden Suzukis DR 350. Die Preise für Mietmotorräder liegen für 125er bei 8 Pfund, die 350er um die 15 bis 18 Pfund, danach folgt die 500 GSE mit 20 Pfund und damit waren wir mit unserem Verhandlungsergebnis zufrieden.
Am nächsten morgen holt uns ein Mitarbeiter der Vermietungsstation vom Hotel ab, wir übernahmen die Motorräder und düsten los.
Wir fahren durch Limassol, dann auf Nebenstraßen durch Apfelsinen- und Pampelmusen-Plantagen zum Salzsee um die Flamingos anzuschauen – leider ohne Erfolg – es war weit und breit kein Vogel zu sehen.
Weiter ging es Richtung Kolossi – eine alte Johanniter Burg, ein riesiger Koloss aus Stein kann besichtigt werden. Nach kurzer Rast folgen wir der Hauptroute Richtung Norden und erreichen das Apollo-Heiligtum, wir spazieren durch die wohl sorgsam aufgestellten Steine, die ein Tempel gewesen sein sollen. Mir sagt das Ganze nicht viel, ich freue mich auf einen frischen Salat und einen Kaffee am Ardimon Bay. Dort erwartet uns ein kleines Restaurant direkt am Meer, der Wind ist kalt und wir verstecken uns hinter der Pergola.
Nach dem üppigen Mal fahren wir zum Afrodites Rock – die Stelle an der Aphrodite aus dem Meer gestiegen sein soll, sie war aber schon wieder weg. Es gibt nicht viel zu sehen, „nur“ ein super Panorama mit dem Spiel zwischen Meer und Strand und Felsen. Nach kurzer Zeit erreichen wir Kouklia, dort tanken wir und drehen um. Auf dem Rückweg kurz vor Apollos Heiligtum bemerke ich ein Schlingern am Hinterrad – Reifenpanne- Barbara fährt voraus, um bei der Mietstation um Hilfe zu bitten. Bis 17:00 warten wir, bis der FM-Pickup endlich kommt. Zu zweit packen wir die DR auf den Laster und der Zypriote fährt halbwegs stinkig weg. Barbara und ich fahren zu zweit auf der „heilen“ DR zurück nach Limassol, völlige Dunkelheit in der Stadt, ich kenn´ mich kaum hier aus und finde schließlich entnervt unser Hotel. Völlig verkrampft und müde gehen wir etwas verspätet zum Abendessen.
Selbstverständlich ist der defekte Reifen der DR am nächsten morgen noch nicht fertig, sondern steht wie gestern Abend abgestellt in der Garage. Da Sonntag ist bietet der Vermieter als Ersatz andere Kisten an: „which bike do you want“. Wir hatten zwar klar vereinbart, das die Maschine um 9:00 Uhr fertig sein soll, aber wen interessiert das – zumindest dem Zyprioten nicht. Schließlich bleibt nur eine 125er, die einigermaßen fahrbereit war und Barbara erklärt sich bereit die Knatterbüchse zu fahren und „donnert“ hinter mir her.
Auf der 128 fahren wir durch Akrounta, Dierona und Arkapas, kleine schnuckelige Städtchen. Hügelige grüne Berghänge begleiten uns, schließlich treffen wir auf eine Ziegenherde, die unbeirrt über die Straße stolziert. Entlang der F129 nach Eptagonia haben wir eine tolle Aussicht auf das Meer. Weiter treiben wir die Motorräder über die F123 nach Melini, F113 nach Ora, dann F112 über Lageia und Vavla.
In dem alten Kloster Agios Minas machen wir Station, wir trinken etwas und gehen ohne Bedenken durch das Klostertor. Beim Eintritt wird Barbara angesprochen, si möchte bitte eine Schürze als Rockersatz anziehen. Obwohl sie ihre Lederhose trägt und Ihr Fleisch bedeckt muss sie sich so ein Lappen, die an einer Stange an der Wand hängen, anziehen, da Frauenbeine nicht zu sehen sein dürfen. ( Sehr zweifelhaft ob in einer zerbeulten Motorradhose noch irgendeine Beinform zu erkennen war )
Die alten Nonnen sitzen im Schatten und gucken uns insbesondere Barbara etwas merkwürdig an.
Weiter führt uns der Weg über dieF110 über Kato Drys nach Kato Lefkara, dort halten wir und trinken in einer kleinen Bar Kaffee und frisch gepressten Orangensaft.
Bergauf geht es dann nach Pano Lefkara – hier erwartet uns ein Dorf mit alter Handwerkskunst, den berühmten Lefkara-Stickereien. Das Dorf ist touristisch voll erschlossen und wir werden beim Spaziergang durch den Ort ständig angequatscht, ja belästigt, um in die Laden einzutreten, und etwas zu kaufen. Schon seltsam was bei den Gesprächen herauskommt: alle fahren Motorrad, waren schon mal in Hamburg und erfinden alles mögliche um ein Geschäft zu machen.
Auf der E105 fahren wir durch herrliche Landschaften zur Ausgrabungsstätte Choirokoitia, eine zyprische Siedlung 9000 v. Chr., eine kleine aber effiziente Anlage mit allen erforderlichen Wohnräumen, die wir heute kennen. Schließlich fahren wir über die F115 über Maroni, vorbei an Zygi , durch ein großes Industriegebiet schwarz und stinkig – und kommen schließlich über die B1 zum Governor´s Beach am Cape Dolos- ein kleiner Sandstrand mit Steilküste.
Auf der Rückfahrt nach Limassol besuchen wir noch das Nonnenkloster Agios Georgis, das touristisch ebenfalls voll erschlossen ist. Hier wird mit dem Kloster richtig Geld gemacht, Weihwasserverkauf in kleinen Flaschen und Fressbuden vor dem Kloster. Barbara ist froh die 125er Knatterbüchse endlich in die Ecke stellen zu dürfen und wir freuen uns auf die nächste Tagestour mit einer DR350.
Nach dem Frühstück fahren wir zügig zur FM-Station, um dort pünktlich auf der Matte zu stehen. Das Hinterrad war ausgebaut und der kleine Monteur meinte „just twenty minutes“ und er fuhr mit seinem Pickup weg, kam nach einer ¾ Stunde wieder, montierte das Hinterrad wieselflink und übergab uns die DR in Erwartung eines Trinkgeldes. Wir fuhren zur Tankstelle, danach auf die Umgehungsstraße Richtung Limassol, merkwürdig in jedem Kreisel schwimmt die Kiste, ich halte an – und entdecke – wieder ein platter Hinterreifen – sofort und etwas wütend nehme ich Barbaras DR und fahre zum FM-Mietservice. „The new tire?“ fragt der Chef, er schickt den Kleinen mit dem Pickup auf den Weg – wieder packen wir die DR auf den Wagen und folgen ihm in das Stadtinnere von Limassol. In einer kleinen Klitsche schimpft der Kleine mit dem Besitzer, der gerade einen Reifen montiert. Wild gestikulierend erklärt der Kleine ihm den Vorfall. „Just one minute“ der Kleine spendiert uns einen wirklich leckeren „zyprischen Kaffee“ und erklärt der Schlauch wäre zu klein gewesen und der Reifenhändler besorgt nun einen Neuen. Wir können nun das Leben auf Zypern kennen lernen, alle haben irgendwie Zeit, sind aber gleichzeitig hektisch.
Nach über einer Stunde Pause kommt der Reifenhändler zurück, der Monteur der Vermietstation montiert Schlauch und Mantel nun selber und ruckzuck ist die DR fertig. „Good luck“ meinte der Kleine noch.
Wir fuhren durch den Smog der Stadt raus in die Natur, über die B8 Richtung Laneia, dort steht eine Eiche mit 6 m Durchmesser – sie sah einwenig alt aus. Das Dorf mit den kleinen Häusern ist malerisch schön gelegen und wird auch als „painting home“ bezeichnet.
Schöne lange Kurven führen uns in das Trodos-Gebirge, es ist kalt ca. 10 °C , am Wegrand liegt Schnee. Auf Beschreibung eines Taxifahrers fahren wir um zu tanken durch den Ort Trodos über einen Pass in Richtung Kyperounta, kehren aber nach Pano Patres zurück, weil keine Tanke zu sehen war. Auf dem Hang des Olympos (1951 m hoch) liegt noch Schnee, der Skilift ist in Betrieb und einige Skifahrer bewegen sich am Hang.
Ganz oben auf dem Olympos stehen riesige Antennenanlagen und Aussichtstürme, welche die Türkei in Schacht halten soll. Bei klarer Sicht sehen wir die weißen Bergspitzen der Türkei.
Auf der E912 fahren wir an Prodomus vorbei zum Kykoskloster. Hier sollen die schönsten Mosaiken Zyperns zu sehen sein. Schöne enge, knappe Kurven, die zum Pendeln einladen führen uns zum Kloster, dass wir gegen 16:00 Uhr erreichen. Leider können wir das Innere des Klosters nicht mehr besichtigen, da die Besuchzeit abgelaufen war. Wir besuchen stattdessen den Innenhof des Klosters und entdecken zumindest ein paar der wunderschönen Mosaiken und Malereien. Danach gehen wir in die Cafeteria nebenan und trinken eine schönen heissen Kaffee, auch hier ist nichts mehr los – ein paar Souvenirläden hoffen auf unser Geld.
Es ist schon spät und wir fahren auf gleichem Weg wieder zurück nach Limassol, wo unser Barkeeper uns mit einem Brandy-Sour empfängt und uns von seinem Motorrad erzählen will – ist ´ne Harley.
Um 6:00 Uhr stehen wir auf und sind nach dem Frühstück um 8:00 Uhr schon auf der Autobahn vorbei an Limassol, bis Episkopi, dort tanken wir und fahren über die B6 weiter bis zur Kreuzung der B6 / A6 direkt hinter dem „Happy Valley“ . Die Autobahn endet hinter Pissouri, und wir treffen wieder auf den Afrodites Rock und fahren weiter nach Pafos – es herrscht viel Verkehr, Lkws drängen. Wir durchqueren Pafos und Chlorakas über die E701 und erreichen Coral Bay – dort trinken wir einen Kaffee, obwohl die Touri-Läden abschreckend wirken. Die Besichtigung von Pafos haben wir uns für später aufgehoben.
Nach der Pause geht es weiter Richtung Pegeia biegen auf die F706 Richtung Cape Drepano, treffen dort auf eine Stichstraße als Schotterpiste, die uns zum kleinen Hafen mit dem Agios Georgios führt. Es war richtig windig und kalt. Wir fahren wieder an eine Stelle zurück, wo ein Schild auf Avgas Gape hinweist. Dem folgen wir und überfahren eine kaputte Straße, später Schotter, die uns zum endlosen Strand führt. Dem Strand entlang folgen wir dem Schotterweg und treffen auf das Schild „Gorges“ – dem folgen wir – die Schotterpiste geht auf und ab, schließlich landen wir an einen Parkplatz – vor uns ist die lange Schlucht – die Avgas-Schlucht. Barbara mag nicht weiterfahren – ich fahre weiter und durchquere kleine Gräben, einige Felsen und komme an dem Parkplatz, wo die Jeeps auf Touris warten. Entgegenkommende Leute grüßen freundliche, einige wirken eher grimmig, schließlich bleibe ich in einem Graben stecken und kehre auch um, weil es immer enger und sumpfiger wird. Als ich zum Parkplatz zurückkehrte lag Barbara im Gras und war ausgeruht, ich war fix und fertig.
Über den Schotter ging es zurück zur E703 nach Pegeia, biegen auf die F709 nach Kathikas, auf die F711 nach Polemi und schließlich über die F703 nach Kannaviou, ein kleines Dorf mit kleinen Tavernen. Wir entscheiden uns für die sonnige Seite und sehen uns in guter Gesellschaft. Barbara holte die Karte heraus und wir suchten den Weg, kurz darauf kam eine alte Frau und half uns. Zwei alte Männer saßen auf Kunststoffstühlen an der weißen Wand und schauten uns zu. Die Bedienung eine alte Frau in schwarz bot uns Essen an, wir bestellten jedoch nur Salat, Wasser und Kaffee. Dennoch brachte sie Brot, Rotwein und nach dem Essen Walnüsse und Apfelsinen. Schließlich bezahlten wir pro Person 16 Pfund – das war schon viel Geld.
Beim Weggehen sprach ich den alten Mann vor dem Haus an, ob ich ihn fotografieren dürfe, gleich stand er auf und präsentierte sich – „Raka“ zeigte er stolz seine Beinkleider.
Weiter fuhren wir auf der F749 nach Asprogia und fanden eine Tankstelle, die den Sprit aus Kanistern ausschenkte, gegenüber fand eine Trauerfeier statt. Da der Tankvorgang einige Zeit dauerte, konnten wir den Trauerriten zuschauen, bis die Versammlung das Haus verlies.
Es wurde warm und wir durchquerten eine schöne Gegend mit Haine mit Olivenbäumen und fahren durch Pano Panagia gelangen schließlich auf kleine Straßen nach Chrysorrogiatissa Monastry und durchqueren ein Geisterdorf – ein absolut leerer Ort, nur Schafe hielten sich auf und blökten uns an.
Irgendwann fahren wir auf der F625 und fahren Richtung Pentalia- grüne Weiden zwischen massivem Fels, biegen auf die F622, eine kleine schmale Straße schlängelt sich durch Felsen bis Nata, treffen auf die Orte Anarita- Timi, dort biegen wir auf die B6 und fahren vorbei am Afrodites Rock ohne Schaden an den Motorrädern nach Limassol zurück.
Kurz vor 18:00 treffen wir noch auf den Monteur und konnten die Mopeds abgeben, als wäre nichts gewesen gibt er uns die 20 Pfund Sicherheitsbehalt zurück und bedankt sich für die Rückgabe.
Schöne Tage haben wir auf Zypern verbracht und wir haben viel erlebt, die Panne zwischendurch haben wir als Erlebnis angesehen und dienen uns heute als Erkenntnis über die Einwohner.
mit dem Kurztrip haben wir auch eine 2-tägige Kreuzfahrt gebucht. Wir gehen am Abend an Bord des Schiffes und werden nach Israel transportiert. Mit insgesamt 14 Bussen fahren wir nach Jerusalem und besuchen alle Highlights.
danach geht es wieder an Bord und wir setzen nach Ägypten über. Auch hier sind es wieder 14 Busse, die uns nach Kairo bringen. Das ägyptische Museum und die Pyramiden sind zu bestaunen. Am Abend geht es wieder an Bord und wir werden zurück nach Zypern gebracht.
Danach genießen wir noch den Pool und besuchen die Stadt.