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Skandinavien 10. Juni bis …

10. Juni – Abfahrt zur Fähre

Das Motorrad steht fertig gepackt vor der Garage, das Wohnmobil ist reisefertig. Ich fahre gegen 19:00 los über Land, Barbara nimmt mit dem Wohnmobil die Autobahn. Gegen 21:00 sind wir am Kai, Check-In ist erst ab 24:00 die Abfahrt um 03:00 – wir nehmen unser Abendbrot im Wohnmobil ein und warten. Es ist schon sehr praktisch, ein Begleitfahrzeug dabeizuhaben. Es gesellen sich noch Motorradfahrer aus dem Raum Berlin dazu. Es fängt an zu regnen, ich nutze den Vorteil des Servicemobil und steige ins Auto. Die Berliner stellen sich unter das Vordach des Check-In-Schalters.

Pünktlich um 00:00 Uhr können wir einchecken und rollen rund 800m weiter. Wieder warten wir und erst um knapp halb drei werden wir angewiesen den Wagen mit dem gelben Licht zu folgen. Das Motorrad zurre ich selbst mit den total verschmutzten Zurrgurten fest, die halb nass am Haken hängen.  Der Tag bzw. der lange Abend ist für uns extrem anstrengend und wir gehen deshalb direkt in unsere Kabine und legen uns schlafen.

11. Juni – welcome in Sweden

Nach sechs Stunden Schlaf duschen wir kurz und gehen an Deck – Frühstück gibt es erst von 10:45 bis 12:00. Das Schiff Finn-Fellow sieht ziemlich gebraucht aus, wir denken aber wir haben eine günstige Überfahrt und da ist der Zustand egal, solange die Sicherheit gewährleistet ist.  An Deck ist es angenehm, aber es gibt keine Sitzmöglichkeit und wir setzen uns in das Restaurant und warten bis das Restaurant öffnet.

Um 10:30 öffnet das Frühstücksbüffet – endlich gibt es den ersehnten Kaffee. Das Frühstück ist nordisch und es gibt alles. Diverse kleine Brötchen, Knäckebrot, Fisch, Köttbullar und Müsli und alle Aufschnitte, es ist mehr als ausreichend und wir genießen es. Danach gehen wir gesättigt an Decke, es ist bewölkt und frisch, die See ist glatt. Wir sind aber immer noch kaputt von den Strapazen am Vortag. Selten war eine Fährpassage für uns so anstrengend, liegt’s am Alter? Oder an der extremen Abfahrtzeit – wir sind uns da nicht einig.

Die Ankunft ist pünktlich um 12:00 und Barbara darf mit dem Womo, ganz vorne stehend, als erstes Fahrzeug die Fähre verlassen. Nach einem kurzen Einkaufstopp in dem ersten großen Supermarkt an der E6 in Löddeköpinge geht es auf direktem Weg nach Vaggeryd.

Wir haben auf dem Hjortsjöns Camping einen schönen Platz gefunden, holen die Stühle raus und und erholen uns bei einem Kaffee. Später gehen wir noch einige Schritte am See vorbei, dann durch den Wald in die Stadt, ohne großartiges zu entdecken. Es gibt wirklich nichts zu sehen in der von knapp 5.000 Schweden bewohnten Stadt. Der kleine Supermarkt hat geöffnet und wir besorgen frischen Salat, ansonsten besteht der ganze Tag nur aus entspannen. In einer Hütte treffe ich einen Motorradfahrer mit seiner Yamaha 1200 Super Ténéré. Wir tauschen uns eine Weile aus, woher wohin usw.

Es regnet immer mal wieder, es wird kalt und dennoch baden einige Kinder bis spät am Abend im See.

12. Juni – einfach platt

Das Wetter ist bescheiden und es schauert immer wieder. Wir gehen in die Stadt, ohne großartiges zu entdecken. Es liegt nicht nur daran, dass Sonntag ist, in dem Ort gibt es nichts.

Der ganze Tag besteht aus Entspannen – wir gehen am See spazieren, eine Runde durch den Ort und wieder zurück.  In einer Hütte hat sich ein Motorradfahrer aus der Nähe Berlins niedergelassen, er ist seit drei Wochen mit der Ténéré 1200 unterwegs und ist auf dem Nachhauseweg. Er nimmt die Fähre Ystad-Sassnitz. Sie fährt nur 2,5 Stunden und er kann so schnell zu Hause sein.

Wir kochen zwischen den Schauern etwas und sitzen dann nur noch im Womo und lesen und entspannen.

13. Juni – die erste getrennte Tour

Am Morgen fängt es wie selbstverständlich an zu regnen. Barbara fährt mit dem Womo los und ich starte die Ténéré. Ich nehme kleine asphaltierte und nicht asphaltierte Straßen und fahre eigentlich durch eine wunderschöne Landschaft, wenn der Regen nicht wäre. Fast 2,5 Stunden brauche ich für die 85km bis zum Mopedmuseum. Am Straßenrand sehe ich das Schild „moped museum“ und fahre in die Richtung.

Eine kurze Pause im Moppedmuseum in Björkenäs gönne ich mir. Das Museum ist das Ergebnis langjähriger Sammlung von Anders Arnesson, der das Museum leitet. Für 80Kr erhalte ich ein Jahresticket und werde mit fachkundiger Beratung durch die Ausstellung geführt.  Neben vielen deutschen Mopeds wie Kreidler, diverse Zündapps und Mofas zeigt Anders mir die schwedischen Mopeds, die überwiegend einen Sachsmotor verbaut haben. Auch einige witzige Accessoires und Teile von Werkstätten und Tankstellen aus der Zeit der Mopeds sind aufgebaut. Der Besuch lohnt sich.

Ich fahre weiter auf den kleinen Straßen bis zur E-919, die mich vorbei an Vadstena nach Motola führt. Ab Motala geht’s ein Stück auf die Schnellstraße.

Die kurze Pause bei einem reichhaltigen ‚Hambugare in Bröd’ in einer Gatukök (Imbissbude) gönn ich mir. Mittlerweile scheint die Sonne und ich kann meine Regenhandschuh wegpacken, bevor es für mich wieder durch die Wälder auf kurvenreichen Sträßchen geht. Barbara wartet schon am Munckebergs Camping in Filipstad auf mich.

Wir gehen am Abend noch zu Fuß in die Stadt, die uns jedoch etwas schöner in Erinnerung war.  Sehenswert und natürlich fotogen ist die Figur des Nils Ferlin, ein schwedischer Dichter auf der Holzbank.  Wir gehen schließlich zurück zum Campingplatz und genießen den Abend am See.

14. Juni – Filipstad

Ein Tag in Filipstad heißt auch, das Wasa-Museum zu besuchen. Hier ist die Wiege des Knäckebrots.  Wasa ist nun von Barilla übernommen, deshalb teilen sich beide Marken auch den Verkaufsbereich. Im ersten Teil ist die Geschichte Wasas bzw. des Knäckebrots in Bildern dargestellt, ein paar Backutensilien und Geräte stehen daneben. Auch die gesamte Produktpalette von Wasa ist hier aufgebaut, diese kann natürlich käuflich erworben werden. Wir nehmen einige Pakete in den Einkaufswagen und gehen zum 2. Teil der Halle, wo Produkte von Barilla angeboten werden. Auch hier greifen wir ordentlich zu.

Wir bringen die eingekauften Brot- und Nudelwaren zum Auto und fahren dann mit dem Rad zur alten Eisengießerei Storbrohyttan, in der seit dem 16. Jahrhundert in der Bergwerksregion um Filipstad Roheisen gewonnen wurde. Auf der anderen Seite befindet sich das Filipstads Bergslags Hembygdsförening, ein Heimatmuseum mit einem Café. Dort machen wir Fika, wie die Kaffeepause in Schweden genannt wird. Wir holen uns den Kaffee und nehmen selbstverständlich die klassische Zimtschnecke (Kanelbulle) dazu und setzen uns auf die Holzbänke vor dem alten Haus.

Als es anfängt zu regnen, gehen wir wieder zurück zum nahen Campingplatz und planen die nächsten Tage. Am See genießen wir den Sonnenuntergang.

16. Juni – Ausfahrt über Sunnemo und Munkfors

Am Morgen scheint wieder die Sonne, wir bleiben noch in Munckeberg und starten nach dem Frühstück zu einer kleinen Ausfahrt. Zunächst an der Eisenhütte vorbei, passieren ein großes Herrenhaus mit einem Oldtimer davor. Wir fahren auf einer schmalen Landstraße, die irgendwann unbefestigt wird. Kurz vor Sunnemo treffen wir wieder auf Asphalt. In der Region soll es Elche geben, wir haben leider kein Tier außer auf den Straßenschildern gesehen.

In Sunnemo gab es ab 1640 einen Standort für eine Eisenhütte, die dem Ort einen bescheidenen Wohlstand brachte und ab 1653 folgte der Bau der Kirche, die schließlich 1676 mit Turm und Empore vollendet wurde. Das eiserne Tor vor der Kirche wurde in der Eisenhütte von Sunnemo hergestellt. Wir gehen auf den Friedhof und fahren schließlich auf Asphalt weiter nach Munkfors.

In einem Café machen wir wieder einmal Fika, Kaffee mit Kanelbulle. Die Schnecke schmeckt hier aber nicht so gut und der Kaffee ist bitter, so ähnlich ist auch unser Eindruck von Munkfors. Die Wolken ziehen und es fängt an zu regnen. Wir fahren dann auch recht zügig zurück nach Filipstad.

Am Abend hat’s auch wieder geregnet, aber im Wohnmobil macht uns das nicht viel aus.

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Ich treffe Martin in der Rezeption und erkläre unsere Situation und frage ihn, ob ich die Tenere hier auf dem Campingplatz samt Gepäck stehen lassen kann. Nach anfänglichem Zögern zeigt er mir den Platz und grinst mich zwinkernd an: „aber auf eigene Gefahr“

17. Juni – Gävle

Ich stelle meine Ténéré mit Sack und Pack, neben dem Wirtschaftsgebäude ab. Wir fahren nun für die kommende Woche mit dem Kastenwagen weiter, weil das getrennte Fahren macht irgendwie keinen Spaß.

Unser erstes Ziel ist hauptsächlich getrieben von der Wettervorhersage und wir fahren über schmale Straßen und hügeliger Landschaft nach Gävle,. In Gävle ist es sonnig und 23 °C. Das Schloss und die vorgelagerten alten Häuser sind interessant, auch der ehemalige Hafen ist wunderschön zu Wohnraum und für Kleingewerbe umgestaltet. Augenfällig sind die großzügigen Fahrradwege in der Stadt.

Wir stehen auf einem Parkplatz am Hafen, der als Stellplatz ausgewiesen ist und wir fahren mit dem Rad auf den komfortablen Radwegen in die Innenstadt. Die Fußgängerzone in der Innenstadt bietet das Übliche, wir fahren mit dem Rad auf den herrlich ausgebauten Fahrradwegen und schauen uns das Schloss und die alten Holzhäuser an. Das Wetter ist nach wie vor gut und wir fahren langsam zum Parkplatz am Hafen zurück und genießen den Blick auf die Boote.

18. Juni – Über Falun nach Leksand

Gegen 9:00 Uhr verlassen wir Gävle nachdem wir alles entsorgt haben. Die Sonne scheint und wir suchen einen Platz an einem See, um mal die Füße hochzulegen und die Sonne zu genießen. Als wir dann endlich einen schönen Platz finden, gibt es ein dickes Schauer. Wir machen dennoch Pause, fahren die Markise etwas heraus und trinken den Kaffee am Auto. Der Blick über den See ist einfach herrlich.

Wir fahren dann weiter nach Falun, die Hauptstadt der Region Dalarna. Zusammen mit den Arbeitervierteln und der Industrielandschaft Kopparbergslagen gehört es zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im 17. Jahrhundert war es Schwedens bedeutendstes Industriegebiet.

Da ich mich verfahre, kreisen wir zunächst durch Elsborg, das historische Wohngebiet mit ehemaligen Bergmannshäusern. Enge Gassen aus Kopfsteinpflaster veranlassen mich in Schritttempo zu fahren. Die roten Holzhäuser sind imposant, klein und schief.

Wir kommen dann zum Gelände der Kupfergrube. Wir stellen das Auto auf dem Parkplatz ab und gehen auf das riesige Gelände. Ein großes Loch tut sich vor uns auf, verschiedene Farben der Gesteine sind zu erkennen, vergeblich suchen wir die Greifvögel, die im Reiseführer erwähnt werden. Auf den Plattformen nahe der Grube sind Bilder von den Adlern zu sehen – in der Grube leider nicht.

Auf dem Gelände befindet sich ein Schacht von über 200m Tiefe. Ich gehe in den Turm und stelle mich auf die Holzplattform und blicke hinunter – ich sehe nur ein schwarzes Loch und kann mir nicht vorstellen, da unten arbeiten zu müssen. Das Museum lassen wir links liegen und erfreuen uns an die alten Gebäude. Der gesamte Komplex, Arbeiterviertel und Industrielandschaft wurden 2001 in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen. Neben dem Gelände ist die Farbenfabrik, die die berühmte rote Farbe (Faluröd) herstellt, mit welcher im gesamten Land viele Häuser ihren Anstrich erhalten.

Weiter geht’s Richtung Leksand. Es herrscht großer Andrang an der Rezeption zum Campingplatz. Wir mögen eigentlich diese großen Campingplätze nicht aber wir erhalten einen schönen Platz mit vollem Blick auf den Siljansee und es ist hier trotz der Größe des Campingplatzes recht ruhig und wir bleiben zwei Nächte.

19. Juni – Leksand und Knäcke

Der Ort Leksand ist interessant und wirkt sehr quirlig. Wir fahren mit dem Fahrrad in den Ort. In der quirligen Fußgängerzonen gibt es einige Cafés und Lädchen zum Stöbern. Ich gehe mal in das Systembolaget. Es ist das staatliche Unternehmen in Schweden, das ein Monopol auf den Einzelhandel von Getränken mit einem Alkoholgehalt von mehr als 3,5 Volumenprozent hat.
Es wurde gegründet, um den Alkoholkonsum in Schweden einzudämmen und ggfls. die Menge an Alkohol zu rationieren. Die Preise sind schon deutlich höher wie bei uns aber es gibt alle Sorten von Alkoholika und richtiges Bier.

wir fahren schließlich weiter zur Leksand Knäckebröd Fabrik. Auch hier lockt der Werksverkauf “Bageributiken” des berühmten Leksand Knäckebrot zum Einkauf mit tatsächlich günstigen Angeboten.

Die Sonne kommt dann auch noch mit voller Kraft zum Vorschein und wir bummeln noch durch den Ort, bevor wir wieder zum Campingplatz am See entlang zurückfahren.

19. Juni – Helvetesfallet

Nach dem Frühstück verlassen wir Leksand und fahren weiter nach Rättvik. Wir halten kurz an, um das hölzerne Ruderboot am Fluss zu bewundern. Die sogenannten Kirchboote wurden auf dem Siljansee mit 20 Personen gerudert und im Sommer für Wettbewerbe genutzt. Dieses Boot scheint nicht mehr zu Wasser zu gelassen zu werden.

Auf den Weg nach Furudal halten wir am Badplats Anderasens und finden einen wunderschönen Campingplatz vor. Der Besitzer kommt auf uns zu und erklärt, dass der Platz erst ab Juli offen ist. Sie bereiten alles vor und wir könnten aber hier stehen. Wir notieren uns den Platz für das nächste Mal. Wir kommen dann in Furudal an, das kleine Dorf hat nichts Besonderes zu bieten, kein Café und der örtliche Campingplatz scheint geschlossen zu sein.

Wir fahren schließlich über unbefestigte Straßen zum Parkplatz beim Helvetesfallet – der Höllenfall. Für den steilen Wanderweg über ein paar Holztreppen und unzähligen Baumwurzeln brauchen wir eine knappe viertel Stunde. Das Rauschen des Wasserfalls ist schon bald zu hören. Der Fluss Änan wird hier durch den engen Canyon mit über 30m hohen Wänden gezwängt. Über den Fluss ist eine Hängebrücke gebaut, von hier sieht man direkt in das tosende Wasser. Es ist schon echt beeindruckend, wie die Wassermassen durch die Enge tosen. Die kurze Wanderung zurück geht schnell und wir machen mal wieder Frika, Kaffee mit Kanelbulle.

Unser nächstes Ziel ist der Våmåbadets Camping am See Orsasjön, hier haben sich das holländisches Ehepaar Job und Iris ihren Traum vom Campingplatz gebaut. Absolut freundlich werden wir begrüßt und wir suchen uns einen schönen Platz auf der großen Wiese aus. Wir bestellen uns für den Abend eine Älg-Pizza (Elchschinken) und gehen noch ein wenig spazieren. Die Pizza ist richtig lecker und der passende Rotwein rundet das ganze ab.

20. Juni – nach Venjan

Am späten Vormittag fahren wir durch die schöne Landschaft am Orsasjön durch Kiefer- und Birkenwälder bis nach Venjan. Zwischendurch machen wir Rast und genießen die Landschaft. Kurz vor Venjan ist der Venjans Camping, ein kleiner und ruhiger Campingplatz am Nordstrand des Venjansö.  Auch hier haben sich Holländer niedergelassen, das Ehepaar Sandra und Peter renovieren auch gerade den gesamten Platz. Wir haben einen schönen Platz mit Blick auf den See – einfach herrlich.

21. Juni – mit dem Rad nach Venjan

Heute ist Ruhetag und wir machen eine kurze Radtour in den Ort Venjan. Hier gibt es nicht viel zu sehen, wir radeln entlang des Flusses und kehren irgendwann um. Im Ort finden wir noch ein paar Kuriositäten – zwei alter Scania Lkw stehen im hohen Gras neben einer alten Scheune. Sie rosten so langsam vor sich hin und werden sicher nicht mehr bewegt. Beim ICA-Laden kaufen wir noch Lebensmittel und ein paar Bier für den Abend ein.

Am Platz haben sich nun auch ein Hamburger Wohnmobil neben unserem aufgestellt und wir unterhalten uns ein wenig über die Region, tauschen ein paar Tipps aus. Am Abend fängt es wieder an zu regnen und wir sitzen im Auto bei offener Tür.

22. Juni – nach Filipstad zurück

Der Weg nach Filipstad ist relativ schnell geschafft. Unterwegs in einem ICA-Maxi kaufen wir noch einiges an Lebensmittel ein, bevor wir den Campingplatz Munckeberg anfahren. Martin begrüßt uns kurz und gibt uns einen Platz am Weg, damit wir am nächsten Tag gut wegkommen. Die Flasche Rotwein als Dank für das Abstellen nimmt Martin mit einem Lächeln an.

Ich hole das Motorrad samt Gepäckrolle zum Stellplatz und packe meine Klamotten um. Immer wieder werde ich von Passanten angesprochen, wo ich denn mit dem Motorrad hinfahre. Ich erzähle dann von meinem Wunsch, zum Nordkap zu fahren je nach Wetterlage.

Bevor wir etwas Schönes kochen, buche ich die Fähre von Stockholm nach Turku. Anschließend essen wir draußen, die Sonne scheint und wir genießen den lauen Abend am See mit einem Lettöl. Die Sonne geht langsam unter, der Himmel verfärbt sich herrlich.

23. Juni – getrennte Fahrt

In Filipstad trennen sich dann unsere Wege, ich fahre nun nach Stockholm, um die Fähre nach Turku zu nehmen und Barbara muss nach Hause fahren.

Ich habe einen geraden Strich von Filipstad nach Stockholm gezogen und hangele mich an dem Strich auf möglichst kleinen Straßen entlang. Ich nehme zunächst die 63 über Saxhyttan nach Kopperberg, dann weiter durch hügelige Landschaft auf der 233 nach Skinnskatteberg. Dort halte ich an und betelle mir ein kleines Menü aus Hamburgare und Pommes, dazu eine Coca-Cola. Die Imbissbude ist gut besucht und ich beobachte die Gäste. Einige lassen das Essen halb auf dem Tisch stehen und schon sind die Krähen und Dohlen da und stibitzen die Reste.

Der Weg zieht sich und ich wechsle auf die 66 und dann das letzte Stück Autobahn nach Stockholm. Auf einem Rastplatz mache ich noch kurze Pause, bevor ich mich durch die Stadt quäle. Wegen einigen Umleitungen war die Fahrt schon etwas nervig, das Navi musste ständig neu berechnen, aber ich erreiche den Checkin schließlich gegen 17:00 und warte.

Gegen 19:00 Uhr legt die Fähre an und nach nochmal einer ¾ Stunde später ist die Fahrt auf die Fähre frei. Es geht schnell, das Motorrad muss nicht verzurrt werden, weil die Durchfahrt durch die Schären entspannt und ruhig ist. Beim Checkin gibt es schon das Ticket für die Kabine und ich kann schnell hoch und ziehe mich um. Die Ausfahrt aus dem Fährhafen beginnt und ich kann mich garnicht sattsehen.

Die Fährfahrt durch die Schären ist einzigartig. Bei einem Lapin Kulta genieße ich die Schleichfahrt, vorbei an neuen architektonisch interessanten Wohngebäuden und alten, kleinen Hütten und Häusern.

Nach Sonnenuntergang gehe ich in die Kabine, obwohl das Animationsprogramm auf vollen Touren läuft.

24. Juni – Finnland quer durch

Die Nacht ist kurz, denn die Finnen haben eine Stunde Zeitverschiebung und ich muss meine Uhr vorstellen. Ankunft ist 7:00 Uhr Ortszeit.

Das Entladen geht wieder fix und mein Navi führt mich zügig durch Turku auf die 10. Ich hatte versäumt in Schweden noch mal vollzutanken und so langsam wird es Zeit. Ich halte an einer Tankstelle nahe der Straße und sehe den Wahnsinns Preis von 2,50€. Es nütz ja nix denke ich und befülle den Tank – später habe ich noch teureren Sprit eingekauft.

Von der Burg Hämeenlinna bis zum Dom von Turku führt der alte Ochsenweg von Häme, der Hämeen Härkätie. Es ist eine ca. 160 Kilometer lange Themenstraße und führt durch diverse Ortschaften und alle haben irgendetwas historisches zu bieten. Da ich von Turku komme fahre ich entgegengesetzt, doch die braun-weißen Schildern zeigen auch in diese Richtung den Weg.

Am Anfang ist die 10 langweilig, doch ich biege dem Schild folgend ab und fahre durch wunderschöne hügelige Landschaft. Die kurvige Straße ist teils in einem schlechten, teils in einem guten Zustand. Leider besteht fast überall eine Geschwindigkeitsbegrenzung 60, 70 Max. 80. Hier kommen mir auch einige Motorradfahrer einzeln oder in kleinen Gruppen entgegen. An einem Rastplatz halte ich kurz und komme mit den Harleyfahrern ins Gespräch. Sie haben heute Feiertag, das Juhannus-Fest, oder Midsommar in Finnland. Sie genießen den freien Tag für eine große Ausfahrt mit den Motorrädern.

Bei Loppi habe ich die Scenic Route verloren und ich fahre auf der Autostraße nach Lahti. Dank Navi finde ich das ACE-Café schnell, doch meine Enttäuschung ist groß als ich vor verschlossener Tür des ACE Café Lahti stehe. Drei weitere Motorradfahrer stehen auch ratlos auf dem Parkplatz. Klar es ist Feiertag und alle Kneipen und Museen haben geschlossen

Egal, ist ja nur eine Kneipe, wo es Burger zu einem horrenden Preis gibt. Etwas ärgerlich finde ich, das auch das dazugehörige Museum geschlossen hat du das T-Shirt gibt’s auch nicht.

Ich fahre dann weiter nach Lappeenranta und baue mein Zelt auf dem ortsnahen Camping Platz auf. Ich habe einen schönen schattigen Platz gefunden und es ist schön ruhig. Schnell gehe ich noch zum nächstgelegenen Supermarkt, um mir noch etwas zum Trinken und Essen zu kaufen.

Nachdem Essen gehe ich noch runter zum Badeplatz. Er  ist einmalig und die Abendsonne spiegelt sich im Wasser. Ich sitze wieder vor dem Zelt beim Bier, als ein Finne kommt und wir unterhalten uns eine Zeit lang über Motorräder, die hohen Preise in Finnland und über Midsommar. Es ist nicht viel los in der Stadt, die meisten Menschen feiern zu Hause in der Familie und laden Freunde ein, erzählt er. Doch dann wird’s politisch, er ist mit Europa und seiner Regierung nicht zufrieden. Er lädt mich zu seinem Wohnwagen zum Drink ein, doch es ist spät und ich möchte lieber ins Zelt.

25. Juni – Lappeenranta

Lappeenranta liegt im Herzen vom Seenland Saimaa in der Landschaft Südkareliens, im Südosten von Finnland.

Ich frühstücke vor dem Zelt und langsam wird’s warm. Ich suche mir einen Schattenplatz und gehe gegen 11:00 Uhr zu Fuß in die Stadt. Die vier Kilometer ziehen sich bei der Hitze ganz schön.

Das erste Ziel ist die alte Linnoitus-Festung. Die von einem Schutzwall umgebene Festungsanlage zeigt die ursprüngliche Stadt, die als ein mittelalterliches Handelszentrum zur Zeit der schwedischen Herrschaft im Jahre 1649 gegründet wurde. In den historischen Gemäuern befinden sich Cafés, Kunsthandwerk und Museen sowie grüne Parkanlagen. Leider ist alles geschlossen.

Die älteste orthodoxe Kirche Finnlands aus dem Jahre 1785, die Pokrova Kirche, ist geöffnet und ich trete leise ein, beachte auch das Fotografier-Verbot.

Ich gehe weiter durch und lande am Hafen bei der Sandburg. Im Sommer ist die Sandburg eine der touristischen Hauptattraktionen. Sie wird jedes Jahr im Hafen aus mehreren Millionen Kilogramm Sand zu einem anderen Thema gebaut. Sie gilt als größte Sandburg Finnlands. Hier haben sich einige Künstler an Sandgestaltung versucht, einiges ist gelungen.

Am Hafen entlang flaniere ich dann bis zu einem schönen Schattenplatz und gönne mir ein Softeise. Nach kurzer Pause gehe ich weiter zur alten Stadthalle, zum alten hölzernen Rathaus aus 1829, der Lappeen Kirka und dann ziemlich verschwitzt langsam zurück zum Campingplatz.

26. Juni – Karelien Richtung Norden

Ganz früh bin ich auf den Beinen, es ist schon richtig warm und ich baue das Zeltgedöns schnell zusammen. Ich sitze schon um 7:00 Uhr auf dem Motorrad und fahre ohne gefrühstückt zu haben durch die leeren Straßen von Lappeenranta.

Den Saimaa-See, der größte See Finnlands umfahre ich nördlich und komme auf kleine Straße (438, 435) Richtung Savonlinna. Die 438 ist super zu fahren, es geht kurvig auf und ab und ständig ist irgendein See zu bestaunen. Am Telataipale Kanal halte ich schließlich am Parkplatz an und frühstücke erstmal. Der 200m lange Kanal wurde erbaut, damit russische Boote Patrouille gegen die Macht der Schweden auf den angrenzenden Seen durchführen konnten. Heute sind hier Anlegestellen für Boote und eine Informationstafel zeigt die Bedeutung des Kanals.

Ich fahre weiter durch herrliche Wald- und Seengebiete, über zahlreiche Brücken mit herrlichem Blick auf die Seen. In Savonlinna hatte ich die Besichtigung des Schlosses auf meinen Zettel, doch bei 29 °C fiel mir die Entscheidung nicht schwer, weiterzufahren. Auf der herrlich geschwungene Straße 471, mit einigen teils massiven Schäden, muss ich an der Fähre eine kurze Pause einlegen. Zwanzig Minuten steht auf dem Schild und die werden exakt eingehalten. Schnell werden alle Pkw und ich übergesetzt und ich kann auch als erster von Bord fahren.

Die 476 ist nicht mehr so schön aber bringt mich dann nach Joensuu, wo ich mir das Metla-Haus ansehe. Das Metla-Haus, Hauptsitz des finnischen Instituts für Waldforschung besteht aus 100% Holz und ist ein architektonisches Meisterwerk. Leider kann ich nur von außen fotografieren, denn es ist ja Sonntag. Aber die Fassade und der Innenhof machen ja auch was her und ich bestaune die tolle Fassade.

Mein nächstes Ziel ist das Biathlonstadion in Kautiolahti. Im Fernsehen macht das Stadion deutlich mehr her. Klar es liegt kein Schnee und es gibt keine Wettbewerbe. Auf einigen Plakaten werden schon Bewerbe angezeigt. Ich fahre weiter zum Camping in Koli. Ich finde schnell einen geeigneten Platz für mein Motorrad und dem Zelt. Nachdem ich alles aufgebaut habe, gehe ich in den See und erfrische mich kräftig. Das Wasser ist noch ganz schön frisch, aber nachdem ich erstmal ein paar Runden geschwommen war ging es. Es war dann um so wärmer als ich draußen war.

Ich sitze vorm Zelt, als ein Paar auf mich zueilt. „Das ist unser Platz“ keift die Frau mich an, er fragt, ob ich das Schild nicht gesehen hätte. Nach kurzem hin und her, überlassen die beiden mir ihren Platz und wir plauschen dann noch eine ganze Zeit. Nach dem dritten Bier geh ich dann auch schlafen.

27. Juni – nach Kuhmo

Ich bin schon um fünf wach, nicke aber wieder ein und schlafe bis nach acht fest. Ich gehe mich duschen und fange an zu frühstücken. Ein finnischer Motorradfahrer kommt auf mich zu und wir unterhalten uns eine Weile. Er kommt von der Insel Äland und hatte in Suomossalmi Pech mit seinem Reifen. Er gibt mir ein paar Tipps für unterwegs und wir verabschieden uns. Damit bin spät dran und fahre erst gegen 10 Uhr los. Ich fahr vom Campingplatz ein Stück und biege auf die Schotterstraße ab, direkt am See entlang.  An einem kleinen Strand sehe ich zwei Motorräder neben einem Zelt, ein Fahrer grüßt freundlich. Auf den 30km Piste kommen mir ganze zwei Fahrzeuge entgegen und auch bei einem Halt ist alles leise und ruhig.

An der 518 sehe ich ein Schild als Hinweis für eine historische Route. Die Vorna-Straße (Vornan Tie) ist eine dem Gelände angepasste Straßen und so fühlt sie sich auch an. Es geht steil bergauf und ab, schlängelt sich herrlich durch den Wald – es macht richtig Spaß. Schade nur, dass sie nur 2,7 km lang ist. Die Schotterwege nehmen auch Zeit in Anspruch und so gebe ich auf der 73 bis Lieksa Gas. Dort tanke ich nochmal voll. Die Preise im Norden steigen – 2,69€ je Liter

Dann geht es auf der 524 weiter. Auch die geschwungene und leicht hügelige Straße macht Spaß, lediglich die Längsrillen und Bodenverwerfungen zwingen zur Vorsicht.

Leider schaffe ich es zeitlich nicht mehr zum Winterkriegsmuseum, sie schließen um 15:00 Uhr. Der nächste Campingplatz unweit vom Museum hat geschlossen und ich fahre zum weiter entfernten Campingplatz Lentuankoski. Der Platz liegt einsam am Wasser, ich gehe auch noch Baden, die Wassertemperaturen sind hier auch schon angenehmer, einzig was stört sind die Mücken.

Meine Nachbarn sind Finnen und wir unterhalten uns über meine Tour. Als ich sage, dass es am Nordkap zu kalt sei, kratzt er sich am Kopf und meint nur, es seien doch Plusgrade.

28. Juni – Winterkrieg

Ich fahre zurück nach Kuhmo. Das erste Winterkriegsmuseum „Talvisotamuseo“ hat das Kriegsgeschehen anhand von Fotos dokumentiert. Am Eingang erhalte ich eine Beschreibung auf Deutsch und gehe durch die Ausstellung. Die Bilder von Soldaten, den Luftangriffen, von den Kriegszerstörungen erzeugen ein mulmiges Gefühl bei mir.

Das Raatteen Portti Winterkriegsmuseum ist mit vielen Gegenständen ausgestattet und stellt die Situationen dar. Das Wichtigste im Museum ist die Filmdokumentation, die mit deutschem Untertitel die Entstehung und den Verlauf darstellen:

Hitler hat mit Stalin einen Nichtangriffspakt geschlossen und sich beidseits das Recht der Annexion seiner Nachbarländer zugesprochen. Deutschland überfällt Polen und Russland greift mit einem gewaltigem Überraschungsangriff Finnland an. Eine Kriegerklärung gab es nicht und der Grund war Finnlands vermeintlich geplante Zerstörung St. Petersburgs. Die Finnen waren kräftemäßig unterlegen, konnten den schnellen Sieg jedoch verhindern. Der Nachschub wurde abgeschnitten und Russland verlor mangels funktionierender Waffen und Ob der Ortskenntnisse der Finnen den Krieg. Es kam dann zum Friedensvertrag und vom Krieg wurde bis zur Perestroika nicht berichtet. (Soweit die kurz zusammengefasste Dokumentation des Museums)

Wie sich die Geschichte doch wiederholt.

Auf dem Außengelände des Raatteen Portti Winterkriegsmuseum wurde ein Monument zur Erinnerung an den Krieg errichtet. Ein großes Feld von Steinen und ein Turm mit Glocken, die vom Wind bewegt werden und läuten. Mit gedämpfter Stimmung fahre ich weiter.

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Das stille Volk

Ich fahre weiter nach Suomussalmi und weiter auf die 5, um mir dort das „stille Volk“ anzusehen. Es ist ein Kunstwerk, das schon etwas hat, jeder kann und soll sich Gedanken dazu machen – oder auch nicht. Es sind 700 Puppen verschiedener Größe (Mann, Frau, Kind) aus Holzgestell mit Kleidung und Grassoden als Kopf auf der großen Wiese aufgestellt. Es sieht aus als stehen sie in Reih und Glied und bewegen sich leicht – vom Wind. Ich find es imposant und der Abstecher war es wert.

Neben dem Café treffe ich einen Toyota Landcruiserfahrer, der sich interessiert mein Motorrad ansieht. Wir unterhalten uns eine Weile auch über seine Reisen, die ich äußerst spannend finde. Wir verabschieden uns und fahren zunächst auf der 5 gemeinsam ein Stück. Ich biege bald ab und fahre mit viel Vergnügen die 30km Querspange. Unterwegs treffe ich auf einige Rentiere auf und neben der Straße.

In Ranua nehme ich den ersten Campingplatz Ranua Resort. Ich kann mein Zelt auf die Wiese stellen. Bad und Küche sind in den Gebäuden am See. Es ist windig und etwas kühl geworden, dennoch kämpfe ich mit den Mücken. Von einem Finnen hatte ich eine Empfehlung für ein Antimückenspray erhalten und mir dieses besorgt. Es funktioniert auf der Haut. Aber die Viecher stechen durch das Langarmshirt hindurch.

Ich koche meine Nudeln in der Küche, sitze aber lieber vor dem Zelt und genieße mein Bier dazu. In der Küche haben sich ein finnisches Paar und ein englisches Paar breit gemacht. Beim Abwaschen sitzen sie immer noch in der Küche und ich mische mich ein wenig ein. Es entwickelt sich ein interessantes Gespräch über die Art zu reisen.

Nach einem Rundgang über den Campingplatz gehe ich auch bald ins Zelt und schlafe.

29. Juni – Der Polarkreis und einmal Reset

Das Zelt baue ich schnell ab und frühstücke in der Küche. Die Mücken nerven total. In Ruana gibt es wieder nur Tanksäulen mit vorgegebenen Beträgen (10,20,50,100 oder einen eigenen Betrag), ich wähle die 15 und fahre schließlich los.

Einige Rentiere queren oder laufen auch blöderweise auf der Straße vor mir her, ohne die Straße zu verlassen. Die Landschaft ist nun schon weniger hügelig und die Seen werden auch weniger. Es ist nicht weit bis Rovaniemi, nördlich davon befindet sich der Polarkreis. Und plötzlich wird der Bildschirm des Navis schwarz – ich kann ganz leicht die Schrift erkennen und wurschtelte mich durch die Einstellungen, das Garmin Zümo XT hat auf Nacht umgeschaltet und die Helligkeit auf 20% heruntergeregelt.

Das konnte ich dann wieder hinbiegen und komme am Napapijri an, wie der Polarkreis in Finnland heißt. Der Santa Claus hat hier auch sein Domizil – ein großer Klamauk und Kommerz. Natürlich treffe ich hier einige Motorradfahrer, sogar ein Ténéré-Fahrer aus Dänemark, wir bestätigen uns gegenseitig was für tolle Motorräder wir haben. Ich begrüße auch eine Motorrad-Gruppe aus Leer, die gerade vom Nordkap kommen.

Ich schau mir die Wetterprognose für das Nordkap an und sehe nur kalte Temperaturen, gestern und heute waren es ca. 18-20°C aber ab morgen wieder nur 4°C und Regen. Auch die Motorradfahrer aus Leer betätigen die heftigen Schauer der Vortage. Ich habe beschlossen meine Tour aufgrund der zunehmenden Rücken – und Knieschmerzen, die bei Kälte sicher zunehmen, abzukürzen und fahre über Schweden zurück. Nach dem Foto am Schild fahre ich zur schwedischen Grenze.

Als ich in Schweden Richtung Jokkmock fahren will, kann ich wieder nicht mehr navigieren. Die Route ist weg – nix geht mehr. Ich habe ein Reset durchgeführt und wieder ist alles schwarz, nun kann ich aber nicht mehr navigieren. Ich beschließe mit der groben Karte nach Lulea zu fahren und mir das Ganze in Ruhe anzusehen.

Bevor ich den Campingplatz aufsuche, fahre ich noch in die Gammelstadt Kirchstadt, welches 1996 UNESCO Weltkulturerbe ist. Die Kirche aus dem 15. Jahrhundert ist der Mittelpunkt. Leider wird gerade ein Bus durch die Kirche geschleust und ich gehe durch einen kleinen Teil der alten Stadt.

Als ich auf dem Campingplatz alles aufgebaut habe und das Navi einschalte funktioniert alles wieder. Nochmals führe ich das Reset durch und konfiguriere alles neu und es läuft.

30. Juni – nach Jokkmock

es ist drückend heiß, aber ich freu mich über die Route nach Jokkmock, dem Zentrum der samischen Kultur.

Ich fahre zunächst nördlich am Luleälven, der Fluss entspringt in den Bergen und mündet bei Lulea in die Ostsee. Leider wird die Straße hinter Boden neu aufgebaut und es liegt grober loser, also nicht verdichteter Schotter auf der Straße und es finden Arbeiten statt. Die Strecke ist kaum befahrbar und ich nehme die Alternativroute. Die 97 entspricht bei uns einer gemeinen Landstraße. Einige nette Orte kann ich durchfahren, hier wurde Gras geschnitten, dort schon Heu geerntet, wunderschöne Landschaft. In Harads halte ich kurz an und gucke auf dem Navi, ob es nicht doch eine Parallele kleinere Straße gibt. Aber nichts scheint sinnvoll.

Bei Edefors überquer ich des Lakselv und bewundere die Landschaft. In Sichtweite sehe ich das Sperrwehr – ein Wasserkraftwerk. Wenig später treffe ich am Polarkreis ein. Ich halte an und stelle das Motorrad unter das Schild. Als ich im Bücken die Kamera einrichte, spricht mich eine Frau mit amerikanischem Akzent an, ob sie es machen dürfe. Sie fotografiert mich und ihre Großtante sowie ihr Mann kommt dazu. Wir reden eine Weile und vor allem die alte Dame erzählt von ihrem Lieblingsort Boden, sie kommen aus Ohio, die ältere Dame ist in Boden geboren. Beim Abschied winkt sie am heftigsten.

Dann treffe ich in Jokkmokk ein und finde auf Anhieb das Ájtte, das samische Museum. Für 100SEK erhalte ich die Tageskarte und gehe durch die Ausstellung. In verschiedenen Bereichen wird das Leben, das Handwerk, die Kultur und die Religion der Samen dargestellt und das deutsche Begleitheft hilft die Stationen zu verstehen. Ein Muss für jeden Lappland-Reisenden.

Gegenüber liegt die wunderschöne „alte“ Kirche von Jokkmokk. Sie wurde nach dem Brand 1972 nach alten Plänen wieder rekonstruiert. Innen wie außen ist die Kirche ein Schmuckstück.

Auf der E45 fahre ich raus aus Jokkmokk und stoppe schon nach knapp 10km am Polarkreis. Auch hier steht das Schild, allerdings ist es aufgrund des relativ hohen Verkehrsaufkommens mit Aufklebern zugeklebt. Ein Brandenburger Motorradfahrer nimmt nun meinen Fotoapparat in die Hand und schießt das Beweisfoto von mit.

Die E45 ist langweilig, obwohl die Landschaft wunderschön ist. Ich überquere einige Flüsse und stoppe an einer Raststation. Ich habe Durst und trinke eine kühle Cola. Am Himmel sehe ich schon die schwarzen Wolken und dann geht’s auch bald los, der angesagte Regen bricht aus den Wolken. In Moskosel halte ich spontan am Campingplatz an und bekomme für 300SEK eine Hütte und bleibe für die Nacht im Trockenen.

Im Kiosk verkauft die Frau mir einen geräucherten Fisch und drei Dosen Bier (Letöl). Die Hütte ist alt und hat ihre besten Zeiten hinter sich, aber ich kann hier trocken sitzen.

Der Abend ist noch ganz nett, ich treffe mich mit einem Pfälzer, einer Dänin und einem Holländer, die wie ich in die Hütten des Camps in Moskosel vor dem Regen geflüchtet sind und wir quatschen eine Menge dummes Zeug.

Dank Mückenspray und Räucherspirale kann ich noch auf der Terrasse der Hütte sitzen, den Regen und das Wolken-Sonnenspiel beobachten. Nur in der Hütte schlafen konnte ich nicht wirklich. Gegen 3:00 stehe ich auf und geh raus, ein dicker Nebel hat sich auf den Sjön gelegt, traumhaft.

1. Juli – auf nach Umea

Und dann war’s doch schon 7:00. nach dem Frühstück ist alles schnell verstaut und ich kann wieder auf die trockene Straße.

In Arvidsjaur sehe ich die wunderschöne neugotische Kirche und halte kurz an. In Vindeln finde ich noch ein Schätzchen, die Gulfstation, eine historische Tankstelle.

An einem Geschäft hole ich mir auch noch einen ordentlichen Kaffee und einen Kaneelbulle und genieße beides draußen im Schatten, es ist schon 29°C.

Bevor ich In Glommersträsk von der 95 auf die 365 abbiege muss ich noch die lange Baustelle bewältigen, vor denen mich der Radfahrende Lehrer gewarnt hatte. In Abschnitten von 2-3 km ist der alte Asphalt entfernt und grober Schotter ist verteilt. Ein Motorradfahrer steht am Rand, ich halte und frage, ob alles ok sei. Er nickt mit seinem knallroten Kopf und schimpft über die Baustelle. Die 26km sind dann aber gut geschafft und ich fahre ab und zu an den Hinweisen für Attraktionen von der Route ab. Meistens muss ich umkehren, da die Straße oder der Weg doch zu eng ist mit dem Gepäck.

Ich fahre eine ganze Weile parallel zum Fluss Vindelälven und halte wieder an einem Viewpoint Mardseleforsen an. Einige Holztreppen muss ich herunter gehen, um zum tosenden Fluss zu gelangen. Der Fluss hat jetzt den höchsten Stand und es ist schon beängstigend über die wackelige Hängebrücke zu laufen.

Nun bin ich in Umea und habe mein Zelt auf dem Stadtcampingplatz First Camp Umeå aufgebaut. Alle weiteren Plätze sind voll, es gibt im Ort ein Festival. Der Platz an sich ist ok, nur der Preis ist das Dreifache des normalen Tarifs.

Ich mach mal Pause und werde morgen zu Fuß in die Stadt gehen.

2. Juli – Umea und das Guitar Mueum

Die Stadt hat einiges zu bieten, ich gehe zu Fuß in die Stadt zum Umeälven. Auch hier gibt es Kunst. Direkt am Fluss sind Skulpturen nahe der Universität zu bestaunen. Auch das Uni-Gebäude hat eine interessante Fassade. Es ist eine schöne Innenstadt und hat als europäische Kulturhauptstadt 2014 seitdem viele Sehenswürdigkeiten zu bieten.

Mein eigentlicher Grund für den Umea-Besuch ist das Gitarrenmuseum. Das Highlight für Musikfans ist Guitars – The Museum, wo die Zwillinge Samuel und Michael Åhdén ihre rekordverdächtige Gitarrensammlung zeigen: über 500 Instrumente und Zubehör, vieles davon aus den 1950er Jahren. Ich hatte eine Führung für 13:00 Uhr gebucht, bin aber schon eine halbe Stunde früher dort. Erstaunt bin ich, als die Frau an der Kasse sagt, dass nur eine schwedische Gruppe eine Führung in Schwedisch hat. Aber da mischt sich Patrick ein und macht mit mir eine persönliche Führung durch die Ausstellung. Er erklärt alle Typen von Gitarren, eine Menge nationaler Gitarren sind ausgestellt, viele Nachbauten aber auch Originale von Fender, Les Paul und Gibson. Wir unterhalten uns auch über die unterschiedlichen Musiker und finden einige Gemeinsamkeiten.  Besonders bei Gary Moore waren wir uns sehr einig. Eine besondere Geschichte lag Patrick am Herzen. Patty Boyd hat das Museum besucht, um das Ausstellungsfoto abzustimmen. Pattie Boyd heiratete 1966 den Beatle George Harrison, verließ ihn jedoch wegen Eric Clapton. Heute hängt dort das Foto von Boyd und Harrison und drei seiner Gitarren.

Nach über einer Stunde sind wir durch und bei einem Kaffee erklärt er mir noch die Musikszene Umeas. Patrick lädt mich ein am Abend in eine Szenekneipe zu kommen, wo Freunde von ihm spielen. Doch da ich auf dem Campingplatz weit draußen übernachte, muss ich leider absagen. Das Konzert beginnt frühestens um 12.00 Uhr. Das Museum ist ein absolutes Highlight und gehört unbedingt in die „must have seen“ – Liste.

Ich gehe noch durch die Stadt und sehe jede Menge Oldtimer durch die Stadt cruisen. Am Wochenende ist ein Treffen amerikanischer Autos und gerade läuft die Stadtrundfahrt. Die meisten alten vergammelten Autos sind besetzt mit jungen Leuten, aus deren Autos dröhnt laute Musik. In den gut instandgehaltenen Autos ältere Semester, die cool den Arm aus dem Fenster lehnen.

Ich gehe dann die 6km zurück zum Campingplatz und bin ziemlich platt.

3. Juli – zurück auf Los

Laut Wettervorhersage ist das Wetter im Fjell eher bescheiden, nur 14 grad, Regenwahrscheinlichkeit von 80%. Ich plane wieder mal um und fahre nicht in die Berge. Ich werde mich nahe der Küste aufhalten und lieber ohne Regen und Kälte auskommen.

Um halb acht bin ich schon startklar und ich nehme zunächst die schnellste Route Richtung Süden, die E4 bis Örnsköldsvik. As Ufer der Bahn überhole ich noch einige Oldtimer aus Umea. Ich biege ab Richtung Solleftea. Die Sonne scheint bei 21grad und ich tanke und trinke abschließend noch einen Kaffee. Zwei Schweden gesellen sich dazu und fragen woher, wohin und „a Safe Travel“. Die Landschaft hinter Änge ist sehr schön, hügelig und die Straße schwingt mit schönen Kurven auf und ab. Allerdings ist der Belag denkbar schlecht, am Himmel braut sich was zusammen und als ich die Baustelle, mit groben Schotter erreiche, schüttet es aus Eimern. Ein Wohnmobil hält an der Seite, ein Wohnwagengespann fährt mit 20km/h. Ich fahre problemlos über die holprige Schotterpiste weiter. Die Temperatur senkt sich auf 15°C und der Regen wird etwas weniger als ich nach knapp 25km wieder Asphalt unter den Reifen habe.

Bei Ytterhogdal wird der Regen noch mal heftiger. Ich halte Ausschau nach einem Campingplatz und finde in Loos eine kleine Hütte. Eine sehr schöne Hütte, im Hauptgebäude gibt es wieder eine komfortable Küche und einen Aufenthaltsraum. Ich nutze das Angebot und koche mir meine Nudeln mit Soße und esse sie auf meiner Terrasse.

Die Wettervorhersage ist sehr schlecht, In den nächsten Tagen bleibt es kühl und unbeständig. Ich werde die Tour jetzt mit größeren Etappen nach Hause beenden.

4. Juli – noch einmal Zelt aufbauen

Der Vormittag ist total verregnet und ich weiche nach ca. 100km kleinen Straßen auf die großen 2-stelligen aus. Es sind einfach zu viele Spurrillen und dicke Wasserpfützen auf der Straße und einige Male habe ich Aquaplaning. Es gießt durchgehend in Strömen. In einer Gatukök halte ich an, um mich aufzuwärmen und den leckeren „Hambugare“ zu essen. Danach lässt der Regen auch nach, leichtes Fisseln und später scheint gar die Sonne. Mir reichen die 560km aber auch und ich nehme mir den nächsten Campingplatz in Eksjö. Es ist auch nur noch Zelten möglich, die Hütten sind ausgebucht. Ich baue das Zelt am Rand des Platzes zum letzten Mal auf, morgen Nachmittag geht’s auf die Fähre nach Travemünde. Ich habe noch 330km bis zur Fähre, da kann ich es morgen ruhig angehen lassen.

5. Juli – Rückfahrt

Wieder bin ich früh auf den Beinen und baue das Zelt schnell ab, am Tisch frühstücke ich noch und setze mich dann gegen 8:00 Uhr auf die Ténéré und fahre los. Als ich den Campingplatz verlasse fängt es an zu regnen, da habe ich nochmal Glück gehabt. Es gießt in Strömen und ich funktioniere nur noch, immer gerade aus. Noch 200km bis Trelleborg. An einer Tankstelle halte ich, tanke und nehme mir einen Kaffee. Ein Holländer setzt sich zu mit und erzählt, er sei in den letzten drei Tagen nur im Regen gefahren und es soll nicht besser werden.

Doch es wird besser, der Regen hat nachgelassen und die Sonne kommt durch, als ich in Trelleborg an der Fähre stehe. Ein weiterer Motorradfahrer gesellt sich zu mir. Jörn war auf dem TET unterwegs, es war kaum ein Tag trocken und er war glücklich endlich nach Hause zu fahren.

Ich habe eine Kabine gebucht, ich ziehe mich um und gehe sofort in das Restaurant essen, denn die Essenzeiten sind begrenzt. Danach lege ich mich kurz hin und gehe erst gegen 21:00 Uhr an Deck. Ich treffe Jörn wieder und er schimpft, dass er vor verschlossener Tür m Restaurant stand. Nun kriegt er erst gegen 23:00 etwas zu essen.

Die Fähre ist pünktlich in Trelleborg. Ich verabschiede mich von Jörn und fahre zügig über die Autobahn auf direktem Weg nach Hause.

 

Skandinavien

Route

Fähre
Camping
Museen
Scenic Route

Hämeen Härkätie

Nordkap-Tour 1997

die Abfahrt

 

Morgens früh treffen wir uns bei Hanno. Günther ist schon am Abend zuvor aus Belgien angereist. Um 7:00 Uhr wollen wir eigentlich los, doch es ist sehr still an der Haustür. Wir klingeln mehrfach aber oben rührte sich nichts. Hanno hatte am Abend die Klingel abgestellt – und beide hatten wohl auch ein wenig verschlafen. Letztlich starten wir gegen 7:45 Uhr mit ein wenig Nieselregen. Wir durchstreifen Hamburg über sogenannte „Schleich-wege“ bis zur A1 Auffahrt Stapelfeld. Mit 140 km/h fahren wir dann in Richtung Lübeck-Travemünde und erreichen nach 90 km um 8:35 Uhr den Fährhafen; tanken unsere Maschinen nochmals voll und checken mit einer gewissen Aufregung ein.Vor dem Schiff parkt zuerst nur ein Motorrad, es kommen weitere hinzu. Die Wartenden begrüßen die Ankommenden. Endlich können wir an Bord fahren. Vorsichtig fahren über die lange Rampe auf das Schiff. Wider Erwarten müssen wir unsere Maschinen nicht festzurren; die Jungs haben wohl viel Vertrauen zum Wetter, daß uns bisher nicht im Stich ließ und immer besser wird. Denn eine dichte Bewölkung hatte über uns gestanden, doch allmählich wird es freundlicher und wärmer. Um Punkt 10:00 Uhr geht´s endlich los – das Schiff legt pünktlich ab und wir gehen gleich hinauf zum Sonnendeck, Abschied von Travemünde – der uns nicht besonders schwerfällt. Die See ist ruhig und wir wandern an Bord auf und ab, mal sitzen wir im Café, mal am Sonnendeck. Der Wind ist noch recht frisch, doch die Sonne hat genug Kraft uns zu wärmen. Zwischendurch kaufen wir im Duty-Free zollfreien Aquavit ein, Hanno und Günther besorgen sich Mariacron, um später in Scandinavien nicht ganz auf dem Trockenen zu stehen.. Um ca. 17:00 Uhr läuft die Fähre pünktlich in Trelleborg ein, wir rangeln uns zu unseren Motorrädern durch, verstauen die Flaschen und fahren voller Begeisterung von Bord – hinein nach Schweden. Für Barbara wäre der Urlaub schon hier fast am Ende gewesen. Kurz nach Rampenabfahrt kann sie einem Schlagloch ausweichen in dem das Vorderrad der TDM leicht hineinpaßt. Sie stoppt abrupt und guckt entsetzt. Ich kann sie beruhigen und wir fahren ´gen Norden. Nun ziehen doch leichte Wolken auf, es wird frisch, naja eben Skandinavien. Wir suchen die E6 nach Malmö dann die E4 Richtung Stockholm. Nach ca. 2-stündiger Fahrzeit denken wir an Übernachtung; „Den nächsten Zeltplatz nehmen wir“ meint Günther, einen Augenblick später gießt es in Strömen und wir erreichen zufällig einen Campingplatz im Wald. Wir warten kurz bis der Regen nachlässt und bauen noch etwas unbeholfen unsere Zelte auf. Nach dem ersten Abendbrot im Freien gehen wir zum Camp-Pub, spielen Billard und leeren den von Günther spendierten echten belgischen Genever. „Laß uns in Zelt gehen“ brummen wir ziemlich betüdelt und denken dabei an die ca. 450 km weite Strecke bis Stockholm, die uns am nächsten Tag erwartet

durch Schweden

 

Um 7:30 stehen wir ziemlich verkatert auf, frühstücken und fahren gegen 10:15 Uhr los. Es ist bewölkt, ab Mittag gibt es öfter mal eine Regenschauer, aber es wird immer wärmer, ca. 18-20 °C.
Nähe Norrköpping unterbrechen wir gegen 14:00 Uhr die Fahrt, um das Mittagessen, eine von Hanno spendierte Erbsensuppe mit Würstchen bei Sonne und 28 °C Hitze zu genießen.
Die Autobahn erscheint uns für die gesamte Srecke zu langweilig und wir wechseln auf kleinere parallel zur Autobahn verlaufende Straßen.
In ebener Landschaft erreichen wir gegen 18:00 Uhr unser Etappenziel „Stockholm“. Das fehlen von Hinweisschildern zum Fährhafen beschert uns eine ziemlich langwierige Stadtdurchfahrt. Wie so oft hilft der Zufall: wir fahren einfach einem finnischen Auto hinterher und plötzlich gibts Schilder und dann ist der Hafen auch schon da. Gott sei Dank, denn die Temperatur ist mittlerweile auf ca. 25-29 °C angestiegen.
Das Schiff ist noch nicht angekommen und wir müssen noch gut eine Stunde bei lauschig warmer Witterung warten. Das gewaltige Fährschiff legt an, entleert sich unheimlich schnell.
Gespannt warten wir auf den Startschuß zur Einfahrt, doch fast alle Autos werden vor uns verladen. Endlich sind die Motorräder an der Reihe. Nach dem Verzurren und Verstauen der Motorräder legen wir pünktlich um 21:00 Uhr ab.
Unsere Kabine ist wunderbar. Nach einer erfrischenden Dusche, gehen wir an Deck und beobachten die Ausfahrt und die anschließende Schleichfahrt durch die Schären bei Sonnenuntergang. Ein herrliches Naturschauspiel. Als die Sonne untergangen ist, gehen wir in die Bar, um uns an einer Kiste „Lapin Kulta“ zu erfrischen. Spät in der Nacht gehen wir in die Kabine.

Schon um 5:30 Uhr stehen wir auf, um die Einfahrt in den Hafen Turku´s in der Morgendämmerung zu erleben. Ein Naturereignis besonderer Güte. Die kleinen Häuser am Rand der kleinen Schäreninseln leuchten im Morgenlicht und der Schiffsriese mogelt sich schleichend an der Terrasse vorbei. Wir können die Fähre in Turku entsprechend finnischer Zeit pünktlich um 8:00 Uhr verlassen. Zunächst wollen wir noch den Dom in Turku´s Zentrum besuchen, doch der ist zu dieser frühen Stunde noch geschlossen und wir suchen den Weg in Richtung Norden.

Südfinnland

Aber zu erst einmal ein gutes Frühstück. Gut gestärkt fahren wir die E63 bis Aura dann auf die 41 in Richtung Tampere.
Die Straßen sind eher langweilig – immer gerade aus -, darum suchen wir immer wieder kleinere Straßen aus festgefahrenem Schotter. In Huittinen biegen wir Richtung Kämmäkä auf eine Schotterpiste ab, die sich durch die grünen Mischwälder Südfinnlands fädelt. Das Näsijärvii Gebiet präsentiert idyllische kleine und große Seen inmitten wunderschöner Waldlandschaft.
In Vammala beginnt es leicht zu nieseln, wir tanken und trinken einen Kaffee. Fahren dann bei Sonne auf die 249 bis Häijää, kurz auf die 11, dann auf einer Nebenstrecke über Salmi und Suori nach Tampere.
In Suori lassen wir uns in einem Bari-Café Kaffe und Kuchen servieren. Die Bari-Cafés sind kleine gemütliche aber karg eingerichtete Cafés, wo preiswert Kaffee und Kuchen, Kleinigkeiten zum Essen und Alkohol für die ewig durstigen Finnen angeboten wird. Wir sitzen draußen und die nette, zahnlose Bedienung fragt in deutschen Brocken, ob wir zum Nordkap fahren. Da wir das bejahen lächelt sie und sagt mehr oder weniger mitleidig „Da fahren alle hin“. Ein besoffener Finne versucht uns auch noch eine Kassette in´s Ohr zu drücken.
Auf der E63 geht es ab Orivesi weiter auf die 66, dann die 58 über Mänttä bis Roosinpohja. Wieder biegen wir auf die Schotterpiste ab, nach Koskenpää, dann nördlich in Richtung 23 nach Jyväskylää.

Eine moderne nüchterne Provinzstadt. Wir besuchen die komplett aus Holz gebaute Stadtkirche gotischen Ursprungs. Sehr schöne Holzfiguren und Fresken schmücken die farbige Kirche. Was uns am allermeisten erstaunt, ist die deutsche Begrüßung innerhalb der Kirche. Auf Nachfragen erfahren wir, das Deutsch eine Fremdsprache in den finnischen Schulen ist.
Weiter gehen wir zu Fuß durch die Stadt, die uns immer weniger anspricht. Schließlich fahren wir weiter bis Hankasalmi.
Auf einem Parkplatz am See der offensichtlich in warmen Monaten auch als Freibad dient finden wir eine gute Gelegenheit unsere Zelte aufzuschlagen. Ein kurzes Bad im See, d.h. kurz im Wasser waten und schnell die Klamotten wieder anziehen. Die Mücken umschwärmen uns schnell und stechen ohne Erbarmen zu.

um Kuopio

Gegen 7:30 stehen wir relativ früh auf. Am Zelt können wir feststellen, daß es nachts geregnet hat, es ist kalt gewesen. Wir hatten Mücken im Zelt und schicken diese zunächst nach Draußen in die Freiheit. Es wird allmählich wärmer, ca. 22°C, und nach dem Frühstück um 9:00 Uhr geht’s los.
Wir fahren auf der E36 bis Suonenjoki und durchqueren das Seengebiet westlich von Kuopio. Die kleinen Orte Iisvesi und Piirtimäki liegen an der kleinen Schotterstraße. In Säviä biegen wir auf die 77 und bald geht’s über Loytynmäki und Rotsänmäki auf fester Schotterpiste nach Iisalmi, ein Durchgangsort, der trotz der nördlichen Lage noch zum Saimaa-Seengebiet gehört und der Beginn von „Waldfinnland“ ist. „Nordkapfahrer ? Von hier aus sind es noch 480 km bis zum Polarkreis“ meint ein finnischer Motorradfahrer am Straßenrand, bewundert unsere bepackten Motorräder und wünscht uns alles Gute.
Von dort auf der E63 bis Kontiomäki. Plötzlich muss ich bremsen, „ich habe ´nen Elch gesehen“ schrei ich den anderen hinterher, drehe schnell um, stelle die BMW ab und pirsche mich mit dem Fotoapparat in der Hand zum Straßenrand. Das Tier steht da und schaut zu uns herüber. Barbara steht jetzt neben mir und versucht den Elch durch Schreien und Gestikulieren in Bewegung zu setzen. Plötzlich trabt das Tier los und verschwindet im Wald. Auf dem Foto ist er zwar drauf, ist aber kaum zu erkennen.
Wir biegen auf die 78 nach Paltamo ab und finden schließlich am See einen schönen aber ziemlich mückenreichen Zeltplatz. Die Zelte sind schnell aufgebaut und wir entzünden sofort ein Lagerfeuer, um die Mücken zu vertreiben. Wir müssen uns entscheiden, entweder Mückenstiche oder Qualm und Rauch.

Ein kurzes Bad im kalten Wasser soll die Dusche ersetzen, zu viele Mücken kennen den schönen Zeltplatz und uns vergeht der Spaß am erfrischend kühlen Bad.
Wir sitzen noch ein wenig am Wasser und sehen uns das herrliche Panorama am See an. Die Sonne senkt sich immer weiter, doch dunkel wird es kaum noch.

zum Polarkreis

wie an den letzten Morgen das übliche Ritual, Zelt abbauen, packen anschließend frühstücken und weiter. Es ist warm geworden ca. 22 °C, in Ranua haben wir sogar schon 24 °C. Es ist schon unerträglich heiß. Die Sonne scheint und der Schweiß und die Anti-Mücken-Lotion vereinen sich zu einer klebrigen Masse auf der Haut.
Wir fahren weiter auf der 78 in Richtung Taipale, wo es doch tatsächlich zu regnen anfängt.
Kurze Schauer begleiten uns dann bis Rovaniemi die Hauptstadt Lapplands, dort müssen wir uns sogar noch für eine halbe Stunde unterstellen. Es ist schwül warm, ca. 22 °C.
Die Stadt bietet als allgemeiner Durchgangsort für Nordfahrer keine weiteren Anreize und so fahren wir bei Nieselregen durch die Stadt bis zum naheliegenden Polarkreis.
Es ist wird kühler 18 °C. „Ist ja auch klar,“ bestärken wir uns, „wir sind ja hoch im Norden am Polarzirkel und da kann es ja nun mal nicht warm sein.“ Schnell schießen wir das obligatorische Foto am mehrsprachigen Napapiiri-Schild und eilen dann dem Regen entgehend in das Napapiiri -Zentrum. Keine Erklärungen oder Hinweise zum Arktischen Kreis, sondern nur Souvenirs und Softeis werden in dem neu aufgebauten Zentrum verkauft.
Hinter der Einkaufsmeile ist das Nikolauszentrum, in dem der Santa Claus persönlich zur Visite empfängt. Für umgerechnet 20,- DM kann sich der Nikolaus-Fan mit dem alten Herrn fotografieren lassen. Vorrausgesetzt die Gewerkschaft hat ihm nicht gerade Feierabend oder Pause verordnet.

Der Regen läßt nach und uns zieht es weiter Richtung Norden. Nach ca. 60 km erreichen wir in Korvala einen schönen Campingplatz am See. 35 Kr. je Person, Dusche und Sauna inklusive. Nach dem Abendessen nehmen wir eine Dusche, Hanno trocknet seine nassen Sachen, die er im Tankrucksack verstaut hatte.
Am See liegen ein Ruderboote. Wir leihen uns das mal aus. Wir paddeln schon los, als die Eigentümerin uns hysterisch gestikuliert, daß wir stoppen möchten. Im Boot dringt Wasser durch ein kreisrundes Loch ein und wir begreifen erst jetzt was die Frau meint.
Sie übergibt uns den Stöpsel, der eine Art Diebstahlschutz darstellt. Wir paddeln über den See, legen an der anderen Seite am Steg eines alten Blockhauses an, verweilen einen Augenblick und rudern gemächlich wieder zurück. Es ist 21:00 Uhr die Sonne scheint, 25 °C und wir sitzen in Shorts in der herrlichen Abendsonne, die eine herrliche Abendstimmung am See inszeniert.

Tankavara – Inari

Bei +20 °C stehen wir im Sonnenschein auf, frühstücken am See und fahren schließlich auf der E75 Richtung Sodankylä. Die Straße ist endlos lang, wir haben aber keine Möglichkeit eine kleinere Schotterpiste zu wählen, da es nur noch Stichstraßen sind. Immer häufiger tauchen jetzt Rentiere auf die auf den angewärmten Straße spazieren gehen. Sie lassen sich durch uns kaum beirren, drehen kurz ihren Kopf, stellen fest „oh Tourist“ und wackeln weiter.
Irgendwo auf gerader Strecke erschließt sich am linken Fahrbahnrand ein riesiges Moorgebiet. Wollgräser und Blumen mit rot-weißen Blüten wehen im frischen Wind. Beeindruckt halten wir und waten auf den eingelassenen Stegen durch das Moor. Ein kleiner Lehrpfad erzählt von den geologischen Geschichten des Moores. Wir bleiben eine Weile auf den Stegen, die sicher 20cm in den Sumpf durch unser Gewicht einsacken, erfreuen uns des Naturschauspiels, bis uns die endlos lange Straße zurückgewonnen hat.

Kleinere Baustellen veranlassen uns zu kurzen Enduroeinlagen. Keine Hinweisschilder, keine Absperrungen plötzlich kommen uns Lkws, Raupen und schwere Walzen entgegen und wir müssen dadurch. Grober und feiner Schotter ohne Planum fordern gekonntes Fahren und Gleichgewichtsverlagerungen.
Vor Vuotso kommt es dann ganz dick, eine 12km lange Baustelle, die wir passieren müssen, keine Nebenstraße. Immer wieder Ausweichen vor dem schweren Arbeitsgerät, dicker Schotter, Löcher im weichen Belag und kleine Hügel nehmen uns voll in Anspruch. Wir sind heil froh als wir die alte Straße trotz all ihrer Schäden unter den Rädern haben. Auf dem nächsten Parkplatz machen wir eine kurze Pause und trinken mit Genuß das Mineralwasser, und jeder ist heilfroh ohne Schaden durchgekommen zu sein. Allmählich wird es wieder kühler und hier fing es auch an gelegentlich zu nieseln, es wird ungemütlich

Wir erreichen Tankavara, ein komplettes Goldgräber-Camp , daß als Herberge vieler Golddigger gedient hat und nun zum Freilicht-Museum ausgebaut wurde. Inmitten der alten Hütten ist ein Goldmuseum eingerichtet, das über Goldgraben und Goldvorkommen in der ganzen Welt berichtet. Der Besuch versetzt uns in Staunen. Am Fluß unten wird Gold gewaschen. Für 55 FM Gummistiefel anziehen, in Größe. 46 nicht ganz einfach, dann eine Schippe Sand in die Schale, und waschen d.h. unter Wasser schütteln und rütteln, der schwarze Sand, der das Gold versteckt, sinkt dabei nach unten. Der Sand und das leichtere Gestein wird beim anschließenden Schwenken über den Rand geschwappt. Die dicken Steine werden direkt heraus gesucht, die Lehmbrocken im Wasser zerdrückt. und immer weiter, schütteln und schwenken – immer in der Hoffnung auf einen Goldfund.

der Betreuer, ein Geologe aus Hamburg hilft uns dabei. Ganz schnell hat er zwei Goldklumpen bei Hanno in der Schale entdeckt, die wir nicht einmal erahnen. Während der Goldwaschaktion umschwärmen uns die Mücken und stechen erbarmungslos zu, was Hanno veranlasst sein Halstuch zum Kopftuch zu erklären. Zu unserem Erstaunen stellen wir fest, daß hier alljährlich Goldwäscher-Weltmeisterschaften und Wettbewerbe stattfinden.
Weiter geht’s – die Temperatur ist immer noch ziemlich unten, und die dicken Handschuhe kann man jetzt tatsächlich gebrauchen.
Immer wieder treffen wir auf Samen, die am Rand der Straße Lappensouvenirs wie Messer, Rengeweihe, Felle und andere Artikel verkaufen. Sie treten in der typischen Samenkleidung auf, sprechen für uns erstaunlich gutes Deutsch und Englisch. Ca. 10 km NW von Ivalo suchen wir einen Zeltplatz. Wir gehen runter zum See, trinken Lapin Kulta aus Dosen. Der Wind knallt eiskalt in unsere Gesichter und wir suchen das Restaurant zum Aufwärmen auf.

Tana Bru – Vadsö

Es ist ganz schön frisch, ca. 12 °C, es ist aber trocken und wir brechen auf in Richtung Inari, das touristische Zentrum mit ca. 7.000 Einwohnern am gleichnamigen Inarijärvi.
Wir kaufen in verschiedenen Supermärkten an der Hauptstraße Lebensmittel ein, finden eine Bank und den berühmten in allen Reiseführern beschriebenen Samenmarkt. Wir sind ziemlich enttäuscht, nichts weiter als ein großer Souvenirladen mit Kitsch und Trödel und dem hier üblichen Samensouvenirs, die wir zuvor schon an den Straßen bewundert hatten. Das letzte Mal decken wir uns mit Lapin Kulta zu, denn in Norwegen gibt es nur noch Leight-Bier.
Enttäuscht von der nördlichsten finnischen Stadt fahren wir die E75 weiter bis ca 10 km vor Kaamanen, hier biegen wir ab auf die Nebenstrecke nach Sevettijärvi entlang am Inari-See. Sonne, Wald, Seen und schöne kurvige Straßen lassen die Enttäuschung vom Samenshop schnell vergessen.
Schließlich erreichen wir die norwegische Grenze, keine Kontrolle, nur ein Hinweisschild zeigt uns das Überschreiten der Grenze an. Dann erscheint Norwegen mit seiner ganzen Pracht. Die Berge am Horizont, ein kleiner Fjord und schließlich der Fluß bei Neiden, mit Lachstreppen. Einige Fischer stehen im Fluß und angeln mit Eleganz, das Fliegenangeln, andere holen die Lachse mit Käschern aus der Lachstreppe.

Diese Gegend ist traumhaft, die Häuser sind schon rot gefärbt – typisch Norwegen. Wir fahren die E6 entlang dem Varangerfjord bis Varangerbotn, biegen auf die 98 in Richtung Vadsö.
In Nesseby besuchen wir die alte Holzkirche, die als Walfängerkirche beschrieben ist und als einzige der Region im Krieg von den Nazi-Deutschen nicht zerstört wurde.
Gegen 18:00 Uhr erreichen wir Vadsö und halten nach einem Campinglatz Ausschau, Fehlanzeige.
Vadsö war in den 20er Jahren Ausgangspunkt für Roald Amundssen und Umberto Nobile mit ihrem Luftschiff “Norge“ zur Fahrt zum Nordpol. Der Start bzw. Anlegemast ist noch Nahe dem Meer zu besichtigen.
Weiter auf der 98 in der Nähe Krampenes finden wir am Fluß ein Café, daß von zwei älteren Leuten bewirtschaftet wird. Wir werden sehr nett bedient, „Eppelkaka und Coffee“ kommt es mit einem Lächeln herüber.
Es ist sehr windig und mittlerweile ist es kalt um 19:30 Uhr, wir genießen die Wärme des Cafés der alten Herrschaften und fragen nach dem nächsten Campingplatz. „Hier ist doch überall Platz und Wasser gibt´s am Fluß“ hören wir in gebrochenem Deutsch mit norwegischer Unterstützung. Klar wir können hier überall zelten und wir nehmen das Angebot gerne an.
In dem heftigen und kalten Wind stellen wir die Zelte auf und verweilen bis spät abends auf der Terrasse des Cafés das leider mittlerweile geschlossen hat.
Gegen 24:00 Uhr unternehmen wir noch einen Spaziergang in die Schneefelder, die am Fluß überig geblieben sind. Wir bewundern das tolle Licht im Abendrot, das bis zum Morgen nicht nachlässt.

End of Europe

Herrlichstes Wetter empfängt uns am Morgen. Frühstück bei Sonnenschein und wieder 22 °C auf der Terrasse vor dem Café. Ein Harleyfahrer sieht uns, hält an und warnt uns vor unserem nächsten Reiseziel Vardö, „cold and foggy“ sagt er. Wir können es kaum glauben und wagen uns mit Sommerhandschuhen zu starten.
Kaum sind wir 10 km gefahren – wird es „cold and foggy“ –
Wir durchfahren den Tunnel unter dem Eismeer und erreichen die Insel Vardö bei ca. 8 °C und Nebel.
Nachdem wir Geld getauscht bzw. geholt haben, besuchen wir das Vardö-Huset, eine achteckige Sternschanze aus dem 18. Jahrhundert. Es ist eine Festung, die als Waffen- und Kanonenmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Die 3000 Einwohner Vardö´s leben überwiegend vom Fischfang und so können wir im Hafen die Fischfangindustrie bestaunen und beschnuppern. Wir entdecken alte russische Kutter, die kaum noch fahrtüchtig sind und offensichtlich trotz höchstem Verrostungsgrad in See stechen, die Seeleute sehen auch nicht sehr lustig aus.
Zurück auf dem Festland, fahren wir auf der engen Stichstraße durch bizarre wilde und rauhe Natur an der Küste des Eismeeres entlang nach Hamningberg.
„Das Ende Europas- End of Europe“ steht auf der Ansichtskarte die vom einzigen Kaufmann des Dorfes verkauft und gestempelt wird. Der sogenannte Supermarkt hat alles – von Benzin bis Zucker.
Auf dem Rückweg entdecken wir Rentierherden, die am Straßenrand weiden und vom Motorgeräusch aufgeschreckt werden. Immer wieder müssen wir halten und der bizarren und rauhen Gegend Respekt zollen. Die Temperaturen leisten ihren Beitrag zu der mit dem Auge wahrgenommen kargen Landschaft.
Wir müssen zurück zur 98, wo es mit jedem Kilometer wärmer wird und halten nochmals am Cafe der alten Leute, die sich auch prompt an uns erinnern und Kaffee und frischen Kuchen anbieten. Wir verabschieden uns und fahren westlich zur E6 nach Tana Bru dort biegen wir wieder auf die 98 Richtung Tana entlang dem gleichnamigen Fluß ab.
Nähe Gurrosjokskaidde finden wir ein gut gelegenes Camp. Bei Lagerfeuer und Resten des finnischen Lapin Kulta genießen wir die Stille der Natur. Es wird abends doch frisch und wir stellen trotz Wärme am Tag fest: „wir sind hoch im Norden“.

das Kap

Um 8:00 Uhr stehen wir auf und fahren ein Stück nahe dem Smallfjord um dort auf einem Ratsplatz zu frühstücken. Auf der 98 fahren wir über den Gurrojok-Skaidde zum Ilfjord-Fjellet bis Illfjord. Weiter auf der 98 erreichen wir den berühmten Adamsfoss. Leider führt der Fluß nicht sehr viel Wasser und der „Foss“, wie der Wasserfall genannt wird, verliert dadurch ein wenig an Attraktivität. Außerdem ist bei uns eine gereizte Stimmung zu verzeichnen, da ich vergessen habe in Ilfjord auf die zu überbrückende Entfernung hinzuweisen und so müssen Günther und Hanno zurück nach Ilfjord, um zu tanken.
Wir kehren zurück und durchqueren das Fjellet zum 3. mal in Richtung Lakselv, wo es zwar leicht bewölkt aber warm war. In Lakselv kaufen wir einpaar Lebensmittel ein, telefonieren mit zu Hause und weiter geht´s nördlich. Nach weiteren 17 km auf der E6 halten wir an einem Parkplatz zum Mittagessen. Während Barbara die Nudeln und den Tee bereitet, kann ich beim Lappen ein Rentierfell für ganze 300 statt 360 Kronen erhandeln.
Es wird wieder wärmer und die Sonne verscheucht die Wolken. Günther schlug vor, noch am gleichen Tag bis auf die Insel des Nordkap Magaroya zu fahren, um das schöne Wetter auszunutzen – „wer weiß wie lange das hält.“ nicken wir uns zu. In Oldesfjord erkundigen wir uns an der Tankstelle nach den Fährzeiten zur „Nordkapinsel“ Mageroya. „20:15 Uhr, das schaffen wir leicht“, waren wir uns einig. Herrliche Bilder waren auf der E69 in Richtung Porsangen zu sehen. Sonnenschein, Meer ein paar weiße Wolken ließen uns träumen.
Wie von der Tankwartin versprochen legt die Fähre in Käfjord pünktlich um 20:15 ab und wir erreichen bei stürmischer See und ziemlich kaltem Eismeerwind Honningsvag.
Auf der Fähre zur Insel Mageroya lerne ich einen echten Weltenbummler aus den USA kennen ( sein Alter war kaum zu schätzen zwischen 45 und 70 Jahren ). Er hatte ganz Europa und Afrika mit seiner XL 250 durchquert und war nun nach einem Jahr auf der Nordeuropatour.
Nachdem die Fähre in Honningsvag angelegt und die Touris ausgespuckt hat fahren wir die 34 km wie vom Teufel getrieben, überholen alle Wohnmobile und Busse in riskanten Manövern und erreichten schließlich um 21:10 das NORDKAPP bei Sonnenschein. Wir stellten unsere Maschinen am Rande des Busparkplatzes auf, kochen uns einen Tee und stoßen mit einem Aquavit auf unser erreichtes Etappenziel an.

NORDKAP 71°10´21“

Seit Jahrhunderten zieht die Schönheit des Nordkaps die Menschen an. Ist es die Klippe mit dem verrosteten Globus, in dessen Nähe der Blick auf das Eismeer Abenteuer verspricht, oder ist es das auf ca. 5000 m2 ausgedehnte große Touristenzentrum. Multivisionen im unterirdischen Labyrinth und geschichtliche Darstellungen in den vielen Tunnels stellen das Nordkap mit all seinen Naturschauspielen und Tiervorkommen in Sommer und Winter dar. Der Tourist kommt nicht zu kurz. Die Grottenbar, die unzähligen kleinen und großen Cafés, Restaurants und nicht zuletzt der Souvinier-Supermarkt laden den gemeinen Touri zum verweilen ein. Vor allem alte Leute werden mit Bussen „herangekarrt“ und vor dem Eingang des Zentrums „ausgespuckt“. Das nächtliche Schauspiel an der Klippe ist trotz alledem ein Wunder, welches man nicht verpassen darf.

Das Nordkap ist ein Naturschauspiel und eine Touristenattraktion in einem. Es ist erstaunlich wieviel alte Menschen den Weg hierhin suchen und finden. Der Verkaufsladen ist zumindest von ihnen überfüllt. Draußen am Ort des Geschehens geht es ruhiger zu – wie schön. In aller Ruhe genießen wir das Naturschauspiel Sonne. Um 00:30 geht sie fast unter, berührt nur knapp den Horizont um anschließend wieder aufzugehen – ein ganz komisches Gefühl befällt einen dabei. Gegen 2:00 Uhr können wir uns zum Rückweg entschließen, müde sind wir eigentlich nicht – aber halb erschlagen.
Wir fahren eine halbe Stunde bis wir einen schönen Platz am See finden. Wir holen Isomatten und Schlafsäcke raus und legten uns in das Gras am Rande des kleinen Sees. Die Sonne scheint uns um 2:30 voll ins Gesicht.  Völlig aufgedreht und von Mücken zerstochen wachen wir gegen 8:00 Uhr wieder auf. Die ganze Nacht hatte die Sonne geschienen und wir mußten uns zwischen Schwitzen im bis oben zugeschnürten Schlafsack oder Mückenstichen entscheiden.
Ohne zu frühstücken fahren wir in Richtung Fähre, haben hier aber genügend Zeit um ein Frühstück am Kai einzunehmen, da uns die erste Fähre vor der Nase davon gefahren ist.
Wir frühstücken vor den Augen der Bustouristen. und waren ebenso eine Attraktion wie die etwaigen Elche oder Rentiere auf der Straße. Allmählich können wir die zweite Fähre befahren, wir setzen über und fahren dann auf der E69 über Olderfjord auf die E6 nach Skaidi, biegen dann auf die 94 in Richtung Hammerfest ab.
Nach Überqueren der Brücke des Kvalsundes halten wir am Straßenrand, um den weiteren Fahrtablauf zu besprechen.
Gerade schwimmt ein Rentier durch den Fjord, schüttelt sich am Strand und tapert in die Büsche. Wir beobachten das Schauspiel und finden es faszinierend – eine Gelegenheit zum Wasserplanschen wäre schön.

Hammerfest

Wir fahren noch ein Stück, Günther hält an einem See und zeigt auf die Waschmöglichkeit. Es kommt zur längst fälligen Aussprache zwischen Günther und mir und wir stellen fest, besser getrennt weiter zu fahren. Hanno, Barbara und ich fahren weiter nach Hammerfest, besuchen Salen, dem 86m hohen Berg mit Café am Rande der Stadt. Mit einer herrlichen Aussicht und Überblick über die gesamte Stadt genießen wir in der Sonne Kaffee und Mineralwasser. Wir versuchen die Meridian-Säule, den Fischereihafen mit den Fischverarbeitungsfabriken mittels Fernglas vom Berg aus zu entdecken, um uns den Weg in der brütenden Hitze dorthin zu ersparen. Dann kehren wir in die Stadt zurück, bummeln quer über den Markt und besuchen schließlich den Eisbärclub „Royal and Ancient Society of Polar Bears“ im Rathaus von Hammerfest.
Für umgerechnet 45 DM kann man sich als Mitglied eintragen lassen und fördert zugleich das Museum, dass der Dokumentation der Tradition Hammerfests als Fischer- und Walfängerstadt dient. Wir belassen es bei einem Kauf einer Ansichtskarte und eines Aufklebers und werden kein Mitglied.
Wir bummeln weiter durch die Stadt, essen eine Portion leckere Pommes und ein Softeis zum Dessert, dabei durchstreifen wir die kleinen Gassen im Händlerviertel.
Wir fahren schließlich wieder auf der 94 zurück zur E6, dann in Richtung Alta auf der E6. Nähe Rafsbotn nehmen wir den erst besten Campingplatz. Nach dem Zeltaufbau suchen wir die langersehnte Dusche, die in der Sauna versteckt ist. Nachdem eine ganze Familie durchgeschleust war, begeben wir uns in das Holzhaus. Die Sauna ist heiß, das fließende Wasser eiskalt und die außergewöhnliche Prozedur ist sehr erfrischend. Es ist heiß und Mücken sind reichlich vorhanden. In der Sonne bereiten wir unser Abendessen und legen uns schließlich zur Ruhe.
Storslett
Vor Alta unternehmen wir den Versuch den Sautso-Canyon, die größte Schlucht Nordeuropas mit einer Länge von ca. 6 km und 300-400 m Tiefe zu erreichen. Der Weg ist beschwerlich und aufgrund der Hitze tasten wir uns in Richtung E6 Langenesholmen vor. Barbara fühlt sich nicht gut und schläft fast aufgrund der Histamine-Tabletten die sie morgens geschluckt hatte, auf dem Motorrad ein. Wir kehren schließlich um und lassen die Blicke auf den schönen Fluss mit sehenswerten Wasserschnellen schweifen. Der Fluss war besäumt mit Schieferplatten, die ein seltsames Licht und Schattenspiel in der Sonne darstellen.
Weiter fahren wir auf der E6 in Richtung Nordreissa und unternehmen einen Abstecher von ca 8km zum Gletscher Jokelfjordsbreen.
In Burfjord halten wir bei einem öddeligem Hotel an und trinken Kaffee mit ein wenig Gebäck. Der Laden hat noch gar nicht geöffnet und die Bedienung scheint hilflos. Etwas verdutzt fahren wir dann weiter.
In Nordreissa biegen wir auf die 865 in Richtung Bilto (ca 44 km) an der laut Reiseführer wunderschöne Wasserfälle zu sehen sein sollen. Uns kommt die Idee an einem Wasserfall unser Nachtquartier zu suchen und vielleicht eine Dusche zu nehmen. Doch wir haben keine Chance an das ersehnte Naß näher als 2 km heranzukommen.
Wir zelten schließlich an einem schönen See, eine Idylle im Grünen. Es fängt kurz an zu regnen. Dies ist aber nur ein kleines Erschrecken. Die Mücken lassen uns auch hier nicht in Ruhe und so räuchern wir uns wieder gut ein.

Tromsö

gegen 7:30 stehen wir auf, die Hitze der Sonne hat uns wieder einmal geweckt. Ich bade kurz im See, der eiskalt ist. Wir fahren zurück zur E6, um diese in Richtung Olderdalen zu folgen von dort geht es mit der Fähre Richtung Tromsö über die 91. Am Fährhafen treffen wir auf zwei Italiener, die mit ihrer 65er Guzzi und der CB 500 schon fünf Wochen auf Tour sind. Beide fühlen sich wohl. „das Wetter ist besser als in Italien“ erwidert Giancarlo in knappem Englisch.
Mit der Fähre überqueren wir den Kjäfjord; fahren weiter auf der 91 bis Svensby, setzen mit der Fähre nach Lyngseidet über, treffen auf die E8 und erreichen schließlich Tromsö. Mittlerweile zeigt das Thermometer 21 °C im Schatten. Diese schöne Abkürzung war sinnvoll um die E6 und den langen Weg auf der E8 nach Tromsö zu umgehen. Eine sehr schöne Gegend, Kurven und Gegend und wieder Kurven und Gegend lassen die Kosten für die Fähre schnell vergessen. In Tromsö besuchen wir das Denkmal Amundsens und das Polarmuseum (30Kr), daß die Polarexpeditionen von Nansen, Amundsen Scott und Andrée , die regelmäßig von hier oder Vardö zu deren Polarexpeditionen starteten, in beeindruckender Weise beschrieben Nach einem kleinen Stadtbummel verlassen wir die Stadt auf der E8 nach Nordkjosbotn zur E6, biegen dann in Richtung Süden ab, durchfahren die Städte oder Ortschaften Andselv und Setermoen.
Gegen 20:00 Uhr finden wir einen schönen Platz an einem laut rauschenden und reißenden Fluß im Salangsdalen, unmittelbar an der E6. Die tosenden Geräusche übertönen den gegen Abend geringer werdenden Verkehr auf der viel befahrenen Nordroute.

zu den Lofoten

Wieder werden wir durch die heiße Sonne geweckt. In der Nacht hatte sich ein Camper zu uns gesellt, ohne groß zu stören.
Diese Art zu nächtigen ist durchweg üblich und auch geduldet. Auf den wenigen Plätzen, wo eine Übernachtung aus welchen Gründen auch immer nicht erwünscht ist, stehen entsprechende Hinweise. Solche haben wir nur sehr selten und wenn dann eigentlich nur in der Nähe von Städten gesehen.
Auf der E6 fahren wir weiter Richtung Narvik, um dann in Bjervik auf die E10 abzubiegen
Keine Wolke war am Himmel zu sehen und die Sonne prallt auf unsere Helme. Ich halte an einer Kreuzung an und frage, ob wir das Samenfreiluftmuseum besuchen wollen, daß am Wegrand ausgeschildert ist.
Ich fahre halb rechts in die Straße und halte, plötzlich wirft Barbara ihre Maschine rechts neben mir auf den Boden. Nach hartem und kurzem Schreck richten wir den verbogenen Spiegel und fahren über Schotterpisten zu dem Freilichtmuseum, daß leider noch geschlossen hatte.
Öffnungszeiten 12:00 Uhr-18:00 Uhr, unsere Uhr zeigt gerade mal 10:30 Uhr. „Nein, solange warten wir nicht bei glühender Hitze“ sind wir uns gleich einig.
Weiter geht´s auf der E10. Wir überqueren die Brücke über den Sortlandsundet, ein beeindruckendes Bauwerk moderner Brückenbautechnik. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir Melbu, den Fährhafen der die Boote zu den Lofoten bringt.
Motorräder aus aller Welt treffen sich wieder; eine Triumph Tiger aus der Schweiz, die uns schon Tage verfolgte, die beiden Italiener, die wir schon auf den Fähren nach Tromsö trafen.
Wir erreichen die Lofoten und sind von der schroffen und gleichzeitig zarten Bergwelt begeistert. Auf dem „Kong Harald weg“ der E10 fahren wir bis zum Lyngvar-Camping. Wir haben gerade die Zelte aufgebaut, und wollen uns ein paar Flaschen Letöl kaufen, als Günther völlig überrascht am Eingang steht. Wir essen zusammen, trinken gemeinsam unser Bier und angeln schließlich ohne was zu fangen im Fjord. Die Sonne verschwindet gegen 23:00 Uhr hinter dem Berg, kommt aber gegen 00:30 wieder zum Vorschein.

auf den Lofoten

Gegen 8:00 Uhr stehen wir wieder auf und frühstücken gemeinsam mit Günther, verabschieden uns schließlich. Wir wollten noch einen Tag auf der Inselkette verweilen und fahren gegen 10:00 Uhr zunächst Richtung Westen auf der E10, biegen dann auf die 815 um uns in Stamsund nach der Fähre zu erkunden. „Gegen 9:30 fährt die Hurtigrute, wann wollt Ihr fahren ?“ fragt die Angestellte und guckt etwas irritiert als wir mit „na´heute abend „ antworten. „Nein, alles voll, erst in 5 Tagen wieder. Aber versucht es in Svolvär, dort fährt die einfache Fähre“ kam humorvoll über die Theke. Nun gut, die Strecke hat sich aufgrund der schönen Gegend und der eleganten Straßen, die sich um die Berge schlängeln, dennoch gelohnt.
Wir fahren weiter nach Leknes, der Nappstraumen wird per Tunnel überwunden und kostet wie sooft Maut, ganze 30 Kr. je Motorrad und Durchfahrt.
In Reine essen wir in brütender Hitze zu Mittag. Jedes Dorf hat einen kleinen Hafen mit anscheinend tausend kleinen Booten. Die Kombination aus schwarzem Gestein der Berge, dem Grün der kargen Bäume, dem blauen Wasser und der strahlend blaue Himmel laden zum Träumen ein. Immer wieder kommen wir an weiße Sandstrände. Das Wasser ist bestimmt kalt, doch nicht wenige wagen es zu baden.
Auf der E10 fahren wir zurück Richtung Svolvär. In Borg halten wir am Wikingermuseum an und erlauben uns den Kulturtrip in die Zeit der Wikinger für 70 Kr ohne Suppe (120 Kr. mit Suppe), ein nicht wenig erscheinender Eintrittsbeitrag. In einem wieder aufgebauten Haus aus der Zeit der Wikinger um 900 n. Chr. wird die Handwerkskunst der Wikinger in der ursprünglichen Form gezeigt. Kulinarisches und Handwerksware werden zur Probe oder zur Nutzung angeboten. Fleisch- und Fischsuppe mit frischem Brot und Sauerrahm gilt es für einen relativ hohen Aufwand zu verkosten. Übliche Haustiere laufen auf dem Hof herum. Wenige Kilometer vom Haus entfernt liegt ein Wikingerschiff, daß auch besucht werden möchte aber von uns nicht.
Wir erreichen schließlich die Fähre in Svolvär, nach einer einstündigen Wartezeit fahren wir mit der Fähre nach Skutvik. Auf halben Weg entdeckt der Kapitän Wale im Wasser. Ein ganzer Schwarm der „kleinen“ Meeressäuger schwimmen eine Zeit lang neben der Fähre, können aber der Fahrt nicht standhalten und tauchen irgendwann ab. Wir landen schließlich im Hafen von Skutvik. Schnell verlassen wir die Fähre und fahren dann auf der 81 zur E6 weiter Richtung Süden.
Wir bauen unser Zelt am Mörsvikfjord gegen 20:00 Uhr auf. Hanno kocht die Suppe in Pfadfindermanier auf offenem Feuer. Er hat anschließend auch das Vergnügen den Topf mit Sand zu reinigen, da das Feuer den Topf völlig verrußt hat. Gegen 21:30 Uhr wird unser Platz von einem Bulli mit KEH Kennzeichen angefahren, die Urlauber waren echt nett. Während wir uns über Sehenswürdigkeiten und Erlebtes unterhalten spendieren sie uns ein kaltes Bier.

Polarkreis -Mo i Rana

Um 8:00 Uhr werden wir wieder einmal von der Sonne geweckt, wir ziehen uns schnell an, packen unsere Sachen und hauen ab. Mücken haben uns entdeckt und verjagen uns von diesem schönen Ort. Wir fahren ein Stück auf der E6 Richtung Fauske. Nach einem Tankstop und einem Softice erreichen wir gegen 14:00 Uhr wir den Norwegischen Polarkreis. Samische Opfersteine und jede Menge Nippes für die Touristen und Patches für mich. Die Sonne brennt heiß. Wir fahren weiter auf der E6 Richtung Mo i Rana. Irgendwann taucht der Hinweis Grönligrotta, die bekannteste Touristen-höhle des Nordens ( ca. 2 km lang und ca. 500 Mio. Jahre alt), am Straßenrand auf. Wir biegen ab und verfolgen die Schotterpiste bis zur Höhle. Es ist erfrischend kalt in der Höhle und der junge Führer empfiehlt die Jacken mit zu nehmen. Zu recht. Als wir nach einer halben Stunde wieder an das Tageslicht kommen, trifft uns die Hitze außerhalb der Höhle doppelt und macht unglaublich müde.
Wir fahren weiter über die Schotterpiste zum Svartisen Gletscher, dem mit 60 Gletscherzungen zweitgrößten Gletscher Norwegens. Mit dem Gletscherboot fährt man eine halbe Stunde über den See und geht dann ca. 3 km zu Fuß zum Österdalsvatn See zum eigentlichen Svartisen hoch.
Es ist schon zu spät, als wir ankommen. Das Bootshaus hat seit 16:00 Uhr geschlossen und so bleibt uns nur eine kurze Pause in dem Lokal und ein Erhaschen von Tourist-Info.
Wir fahren zurück zur E6 und weiter nach Mo i Rana. Dort kaufen wir bei Meyer´s Grillgut, Salat und Letöl für das Abendessen ein, durchqueren Mosjöen und zelten schließlich mit einem kleinen Abstecher von ungefähr 3 km an einem herrlichen See. Barbara und ich baden in dem herrlichen aber doch kaltem Wasser. Schließlich grillen wir das Fleisch und trinken das vom See gekühlte Letöl.

E6 Richtung Trondheim

Wir stehen spät auf. Es ist bewölkt, aber warm, Mücken tanzen um uns herum, trauen sich aber nicht heran, weil die Anti- Mücken-Spiralen bereits qualmen. Nach dem Frühstück fahren wir auf der E6 weiter in Richtung Trondheim. Der Namsen-Fluss begleitet uns eine lange Zeit. Zwischendurch erreichen wir eine Fußgängerhängebrücke, die wir selbstverständlich überqueren müssen, um am gegenüberliegenden Ufer die reißenden Ströme zu bestaunen. Hanno hat Spaß daran gefunden die mit Drahtseilen gespannte Brücke in Schwingung zu bringen und Barbara in Schrecken zu versetzen.
Das am Weg liegende Lachsmuseum „Namsen Laksakvarium“ beschäftigt sich mit der Darstellung der Lachszucht und des Fangens. Der Namsen-Fluß ist der lachsreichste Fluß Norwegens und hat hier eine der größten Lachstreppen entstehen lassen. Dieser Ort war auch wieder Anhaltepunkt von Touristenbussen. Ohne wenn und aber steigen die Handtaschengeschwader aus und walzen alle im Weg stehenden Leute über. Als wir einen Zeltplatz in der Nähe von Äsen ca. 50 km nördl. Trondheim finden, haben wir keine Lust mehr weiter zu fahren und lassen uns schließlich nieder.
Zwei Chopperfahrer haben bereits ihr Zelt aufgeschlagen und beraten sich gerade beim Teller Tütensuppe wieweit die Fahrt noch gehen soll.

Trondheim

wir stehen spät um 9:00 Uhr auf , fahren zwei Stunden später bepackt auf der E6 nach Trondheim und erreichen nach einer Stunde Fahrt die Stadt, die als Tor zum Norden gilt. Wir stellen die Motorräder auf einem Fußweg ab und besuchen den Nidaros-Dom
Nachdem eine Messe zu Ende ist, können wir das alte Gemäuer betreten und bewundern. An dieser Stelle soll Kong Olav Haraldson, der in 1030 in einer Schlacht fiel, begraben liegen.
Als Abschluß spazieren wir durch die anscheinend schönsten und vielleicht wichtigsten Straßen der Stadt zum Hafen. Am Hafenrand treffen wir auf einen kleinen Markt, wo neben leckerem Eis auch Kuchen und so weiter angeboten.
Gegen 14:00 Uhr verlassen wir die schöne Stadt und befahren die E39 (71) Richtung Westen. Die E39 bildet einen wunderschönen Paß mit herrlichen Kurven.
Es ist eine lange Strecke über den Paß und Hanno und Barbara deuten Probleme mit dem Benzin an. Gott und Agip sei Dank finden wir in Vinje eine offene Tanke. Vollgetankt fahren wir weiter auf kurviger Straße und erreichen Otnes am Valoyfjord und finden ein tolles Café an einem alten Fischer- und Bootshaus. Mit Kaffee und Waffeln mit Schlagsahne.
Wir nutzen die Fähre Halsa-Kanestraum, und fahren schließlich auf der (1) nach Molde, durchfahren den Tunnel (30 Kr.) auf der 64 nach Andalsnes. Nach fast zwei stündiger Suche finden wir schließlich ein wildes Camp an einem Fluß an dem es zeitweise fürchterlich stinkt.
Es wird schwieriger einen Wildcamp zu finden, die Flächen werden bewirtschaftet oder Häuser stehen in der Nähe.

Trollstigen – Otta

Nach dem Packen starten wir Richtung Andalsnes und halten am Fjord zum Frühstück, der Asphalt ist heiß, auf dem Parkplatz gibt es keinen Schatten. Plötzlich taucht Günther auf. Er hatte in den Bergen gezeltet, seine Wäsche war noch vom Waschen naß und hing am seiner BMW.
Leichte Wolken ziehen auf und wir fahren in das Zentrum von Andalsnes, tanken und fahren voller Erwartung zu den Trollstigen. Auf dem Weg treffen wir 3 Schwaben, allesamt auf BMW, lustige aber gleichzeitig sture Gesellen., sie konnten wohl nicht glauben, dass noch mehr Mopedfahrer unterwegs waren. Nach kurzem Aufenthalt auf dem Parkplatz, wo wir die versteinerten Trolle beobachten geht’s rauf – den Trollstigveijn, jede Haarnadelkurve ein Genuß. Schade ist nur, daß so viele Wohnmobile unterwegs sind und quasi einen Stau verursachen. Auf dem Paß suchen wir nach Souvenirs und Aussichten, wo die Kurven am besten zu erkennen sind. Nach einer halben Stunde Aufenthalt fahren wir weiter auf der 63. Zwischendurch fängt es an zu regnen, dicke Tropfen bilden kleine Staubkrater auf dem Lack des Tanks, doch die Luft ist warm und läßt die Tropfen fast in der Luft trocknen. Wir erreichen nach der Fahrt zwischen Wasserfall und Gebirgskette dann den Nordalsfjord, den wir mit der Fähre überqueren und schließlich weiter die 63 zu den Adlerstigen, die uns mit Serpentinen abwärts befördern.
Wir erreichen den Geirangerfjord, offiziell der schönste Fjord, doch aufgrund der vielen Touristen kein geeigneter Ort für uns. Auf dem Wasser schwimmt die „MS Bremen“ der Hapag Loyd. Wir folgen nach Kaffee und Softice der 63, die uns nun wiederum mit Serpentinen auf den Pass zum Dalsnibba befördert.
Den mautpflichtigen 5 km langen Weg – Schotter- rauf zum Dalsnibba nehmen wir mit Geduld auf uns. Schlechte Straßen und Busse behindern das Weiterkommen, doch wir gewinnen den Kampf mit dem Schotter und werden mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Auch hier werden wieder Busweise alte meistens auch gehbehinderte und gebrechliche Herrschaften herauf befördert und aus den Bussen ausgekippt. Auf der Hochebene erreichen wir die 15, die wir in Richtung Lom einschlagen. Plötzlich bezieht sich der Himmel, es wird dunkel, dann schwarz, wie aus Eimern schüttet es plötzlich und es gibt ein Gewitter das seines Gleichen sucht.
Wir verkriechen uns in dem Gott sei Dank gerade auftauchendem großen Restaurant von Grotli. Hier warten schon viele Radfahrer und Touris auf besseres Wetter. Nach fast 1,5 Stunden stoppt der Regen, die Straße ist ein Bach geworden und wir verpacken uns in Regenklamotten und fahren die 15 in Richtung Lom.
In Lom kaufen wir Lebensmittel und besuchen die Stabkirche, fahren schließlich weiter nach Otta um wieder unsere E6 zu erreichen. Kurz hinter Otta nehmen wir einen Zeltplatz für 50 Kr für zwei Zelte. Wir stellen fest, daß wir wieder im Süden sind, denn schon gegen 22:45 beginnt die Dämmerung.

Lillehammer

Erst gegen 10:30 können wir starten, um uns auf den Weg nach Vinstra zu machen, dort biegen
wir auf die 255.
Wir durchfahren kleine Ortschaften, Höhenzüge mit schönen gefälligen Kurven. Auf dem Weg liegt auf einer Anhöhe eine kleine Holzkirche, die uns veranlaßt kurz anzuhalten. Nach Außen unauffällig, innen in herrlichem blauen und goldenen Farben geschmückt. Wir bewundern die Holzschnitzkünste an Decken und Wänden, den Altar und die Stille in den Räumlichkeiten.
In Svatsun erst können wir eine Tankstelle finden, die sowohl Laden, Post Werkstatt und vielleicht auch noch Kirche ist. Freundlich war der Mann nicht gerade, mag wohl keine Touris.
Kurz vor Lillehammer erreichen wir wieder die E6. Wir besuchen die Stätten der Olympischen Winterspiele von 1994 – das Hakonstadion (15kr je Person) und die Sprungschanze. Nur mit Ticket für 30 Kr. für die Seilbahn gelangt man auf die Plattform der Sprungschanze – eigentlich schade. Es ist brütend heiß, 32 °C im Schatten – wir stiefeln in voller Ausrüstung an der Schanze entlang und hoffen , wenn es einen gibt auf den Fahrtwind, der uns ein wenig Kühle verschaffen soll.
Die vor uns liegende Strecke mutet das Ende einer langen Reise an. Der Straßenverkehr nimmt zu, die Straßen öde und abgefahren. Wir fahren die 213 Richtung Moelv, wechseln auf die 4 Richtung Gjork, dann die 33 nach Minnestone – Langeset, nehmen nochmals die E6 bis Lillestrom bei Oslo, um voranzukommen. Von hier geht’s auf die 22 die erst hinter Rakkesttad kurventechnisch amüsanter wird. Wir zelten auf einem großen kaum belegten Campingplatz nahe der Grenze.

Westküste Schweden

Wir erreichen schließlich die schwedische Grenze in Halden, keine Kontrolle, kein Zoll, der einzige Hinweis ist die nun schlechter werdende Asphaltdecke. Schlaglöcher jede Menge. Die 22 heißt jetzt 165 und mündet bei Hällevadsholm auf die E6. Auf der fahren wir ein paar Kilometer bis Kissleberg, biegen auf eine schöne Küstenstraße die 160. An einem Fjord ohne Namen wollen wir am Strand ein wenig Pause machen und uns etwas abkühlen, das Salzwasser verhindert aber unseren Drang nass zu werden. Wieder erreichen wir die E6. Bei dem Versuch wieder kleinere Straßen zu fahren, geraten wir immer wieder auf Abwege, also bleiben wir weiter die E6. So durchqueren wir auch Göteborg; sicherlich ein Halt wert, doch irgendwie ist die Luft raus. Bei Kungsbacka verlassen wir die E6 wieder um ein Quartier zu finden. Der nächstbeste Campingplatz gefällt mir irgendwie nicht und wir fahren zum Nächsten, der ist wegen Überfüllung geschlossen. Hannos und Barbaras Minen verraten mir – bloß wieder zurück. Auf dem Rückweg geraten wir in ein Regenschauer aller erster Güte. Wir warten unter dem Dach der Shell-Tankstelle und fahren erst bei nachlassendem Regen weiter. Schnell bauten wir die Zelte auf – endlich. Der Regen wurde wieder stärker, die Sitzplätze in der Küche des Camp sind belegt. Barbara kocht dort eine Portion Nudeln, Hanno und ich bauen einen Unterstand aus unserer Zeltunterlage, unter der wir jetzt essen können. Die Dauercamper gucken wie die Kühe – ziemlich doof – aber keiner lädt uns in sein Vorzelt ein.

nach Hause

Der Himmel ist schwarz bedeckt, das Zelt noch naß. Wir können aber im trockenen frühstücken und fahren schließlich auf der schönen Küstenstraße bis Falkenberg, erreichen wieder die E6 bis Halmstadt, eine verträumte Stadt, wo wir unser Mittagessen in einem ‚Kaufhaus einnehmen. Bis Helsingborg bleiben wir auf der E6 – mehrere Schauer begleiten uns bis zur Fähre nach Helsingör.
Wir befahren die 6 bis Roskilde, kaufen Bier zum endlich erträglichem Kurs für den Abend und fahren bis Koge an der Ostsee und finden einen Euro-Camp, – riesig groß und überfüllt – aber relativ preiswert. Auf dem Morast bauen wir die Zelte auf, essen unser Brot und trinken mit Genuß unser Bier – herrlich. Nachteil ist nur die Unruhe auf dem riesengroßen Camp. Nach ein paar Bier und gutem Essen können wir aber einschlafen.
Wir befahren die 153 mehr oder weniger immer parallel zur Autobahn nach Rödby zum Fähranleger der DFO. In Fehmarn angekommen, gilt die pure Gewalt – bloß raus aus der Fähre und Gas, Kampf auf der Straße bis aufs Blut. Wir sind wieder in deutschland. Bei Lübeck gab´s ein Schauer und wir erreichten Hamburg am frühen Nachmittag. Wir haben eine gesamte Strecke von 7.995 km hinter uns gelassen. Davon waren mindestens 7.000 reine Erholung, wenn auch der Hintern mal weh tat. Die letzten Tage waren eine Art Übergang in die Arbeitswelt oder Rückkehr zum Hamburger Leben in Streß und Hektik. Die Ruhe des Nordens ist hier nun gänzlich verschwunden – wir sind zurück.

 

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